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Semperoperball in Dresden und al-SisiUmstrittene Ehrung

Der Semperoperball ehrt den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Die „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers sagt deshalb als Moderatorin ab.

Absage aus demokratischen Gründen: Journalistin Judith Rakers vor der Semperoper in Dresden Foto: ZB

Leipzig/Dresden epd | Die „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers hat auf Twitter verkündet, dass sie den Dresdner Semperoperball am 7. Februar nicht moderieren werde. Grund für ihre Absage ist die scharf kritisierte Auszeichnung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi mit dem St. Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs.

Am Mittwochabend schrieb Rakers auf Twitter: „Viele von Euch fragen nach, wie ich mich entschieden habe in Sachen #Semperopernball: Ich habe den Ballverein bereits am Montag um Auflösung des Moderations-Vertrages gebeten und warte noch immer auf Zustimmung.“

Die Ordensvergabe an al-Sisi war wegen der Menschenrechtslage in Ägypten in Kultur und Politik teils scharf kritisiert worden. Der Orden wurde am Sonntag vorzeitig an al-Sisi übergeben. Eine Delegation des „SemperOpernball e.V.“ reiste dafür nach Kairo.

Roland Kaiser indes hält an seiner Ballmoderation fest. Er schrieb bei Facebook, gemeinsam mit den Gästen auf der Bühne und im Publikum werde er beweisen, „dass das Herz des Semperopernballs für Pluralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Freiheit und Demokratie schlägt“.

Semperopernballverein entschuldigt sich

Der MDR möchte den Ball weiterhin übertragen. Ungeachtet dessen habe der Sender „volles Verständnis für die Entscheidung von Judith Rakers, ihre Moderation abzugeben“, teilte der MDR am Mittwochabend in Leipzig mit.

Der Sender hat nach eigenen Angaben deutlich gemacht, dass er die Ehrung al-Sisis nicht im Programm zeigen will. Der Semperopernballverein habe zugesichert, dass diese bei der Veranstaltung am 7. Februar keine Rolle spielen werde, sich für die Ehrung entschuldigt und davon distanziert.

Der MDR erklärte, trotz der verständlichen, deutlichen Kritik an der Preisverleihung bleibe der Semperopernball ein wichtiges Stück Kultur aus Mitteldeutschland, welches viele Menschen begeistere. „Auch aus diesem Grund halten wir in diesem Jahr an einer Übertragung fest.“ Presse- und Meinungsfreiheit seien für den Sender ein unverzichtbarer Wert.

„Genau das werden wir in unserer Sendung zum Semperopernball deutlich zum Ausdruck bringen und kritisch auf die Ehrung sowie die derzeitige Menschenrechtssituation in Ägypten schauen. Zugleich werden wir die künftige Zusammenarbeit mit dem Ballverein kritisch auf den Prüfstand stellen“, kündigte der Sender an.

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5 Kommentare

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  • Was ist dieser St. Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs und wann bekommt man ihn und warum bekam al-Sisi ihn? Ich verstehe an der Story nur, dass es Stress gibt.

  • Beeindruckend

    

Die „New York Times" nannte den blutigen Sturz des formal demokratisch gewählten Mursi-Regimes 2013 zutreffend eine „Konterrevolution“. Deren Akteure, die vom Pentagon alimentierte Mubarak-Armee und der übrige Sicherheitsapparat des Ancien Régimes, bedienten sich dabei clever der Propagandafigur des „War On Terrorism“. Noch vor seiner folgerichtigen Freilassung war Mubarak dann die internationale publizistische Gnade zuteil geworden, nicht mehr, wie noch in den Tagen des „Arabischen Frühlings“, als Diktator gebrandmarkt, sondern wieder auf den weniger abscheulichen Status eines „Autoritären Herrschers“ herabgestuft zu werden, eine euphemistische Kategorie, mit der traditionell jene Schurken-Herrscher bedacht werden, von denen es in Washington seit Roosevelt über Kissinger bis Rumsfeld heißt: „Es mögen Schurken sein, aber es sind unsere Schurken.“ 

Das Problem der Diskurs-Designer bestand danach nun darin, die Massaker in Kairo mit den moralischen Ansprüchen des Anti- Terrorkampfes in eine rhetorische Paßform zu bringen und um jeden Preis störende Vergleiche zu Gadhafi und Assad zu vermeiden. Die Zahl von 1000 Massaker-Opfern und die Ankündigung der Putschisten, 3 Mill. Moslembrüder innerhalb von 6 Monaten umzubringen („Le Monde“ 19. 08. 2013) reichten noch nicht für EU-Sanktionen. Ganz im Gegenteil: „Ich finde, Sie haben einen beeindruckenden Präsidenten.“ (der damalige Vize-Kanzler Sigmar Gabriel auf seiner Pressekonferenz in Kairo am 24. April 2017) über den neuen ägyptischen Diktator as-Sisi)

  • Danke Frau Rakers -



    eine Vernunftikone in deutscherUrsuppe.



    Ansonsten :-)(-:



    äh



    Himmel hilf



    das muss der Startschuss



    zu den heißersehnten



    wilden 20ern



    - vielleicht singt ja Roland zusammen mit Angie und Horst von



    deutschen Freiheiten -



    sein



    völlig losgelöst



    in CO2-geschwängerter



    Atemluftnot

    Ich träumte von Latten und Zäunen.....

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Wenn mich etwas nicht interessiert sind das Opernbälle.



    Trozdem ist es angebracht ein paar Buchstaben aneinander zu reihen.



    Klare, gute Entscheidung von Frau Rakers.



    Ein Opernball in Verbindung mit..".dass das Herz des Semperopernballs für Pluralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Freiheit und Demokratie schlägt“..."



    Hier fehlt nur noch der Weltfrieden (erinnert mich an einen Film)

    Wenn die Fassade geöffnet wird, geht es um das:

    Kreis der Exklusivpartner

    semperopernball-ti...de/de/partner.html

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Der Orden hat schon länger keinen Wert mehr, man siehe sich mal die Liste von diversen Ehrenträgern (Wladimir Putin - 2009, Mohammad bin Salman - 2017) an. Ich würde das Ding nach Erhalt einfach verkaufen. Vielleicht vorher noch einschmelzen.