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Archiv-Artikel

Seltsames Hobby

betr.: „Wenn der Nirau kommt“, taz vom 29. 1. 04

Da haben wir es wieder: Die Nichtraucherfront ist so gewaltig, dass taz nicht mehr anders kann, als sich mit Witz & Ironie zu wehren. Fakten alleine würden nicht ausreichen, um den gewaltigen Angriff auf die Freiheit abzuwehren. Genau genommen gibt es weit und breit überhaupt keine derartigen Fakten. Rauchen darf frau/man nach wie vor überall. Und wo es verboten ist, stecken fast immer handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. Ihr seid doch sonst immer so frech, wenn es darum geht, schonungslos kapitalistische Interessen aufzudecken. Beispiel Bundesbahn und Flieger, da geht’s beileibe nicht um das Zugeständnis an so kabarettistische Ulkfiguren wie Herrn Nichrau, sondern um Reinigungskosten, stinknormale Reinigungskosten.

Und was Fakten zum Thema betrifft, da würde ich mich mal schlau machen, bei der nid, der größten organisierten Gruppe von Nichtrauchern. Aber nicht deren Gesundheitsratschläge oder Nichtraucherhotelfibeln, sondern deren Jahresbilanzen. Da steht drin, dass es gerade mal 25.000 sind, nein, nicht Mitglieder, sondern Euro, die die zur Verfügung haben. […] Ich habe da noch eine andere Zahl in petto, die gar nicht so zum Lachen ist: Jeden Tag stirbt ein Kind – nachweislich am Rauchen. Solche Kinder haben noch nie eine Kneipe von innen gesehen, und ihr Ableben dürfte kaum unter die Rubrik sozialverträglich fallen. Dass so etwas in unserer zivilisierten Gesellschaft zugelassen wird, haben wir u. a. solchen Beiträgen wie dem vorliegenden zu verdanken. Beiträge von Raucherfreunden, denen bei diesem Thema nichts anderes einfällt als die jämmerliche Sorge, ihre Sucht überall und jederzeit ausleben zu können, und bereits in der kleinsten Einschränkung die Freiheit in Gefahr sehen.

Mensch, Raucher, euch will doch niemand (außer einer Hand voll Spinnern) das Rauchen verbieten, ihr könnt doch quarzen, dass „die Bronchien rasseln“, doch warum geht ihr für euer seltsames Hobby nicht vor die Tür. Zum Pinkeln geht ihr doch schließlich auch wohin, wo es niemanden stört. JÜRGEN CHRIST, Köln

betr.: „Diskriminierung von Nichtrauchern“, Leserbrief, taz vom 6. 2. 04

Auch ich habe den Artikel von Albert Hefele gelesen und auch ich bin (vermutlich wie Sie) Nichtraucher. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich mich allerdings köstlich amüsiert. Und wo sehen Sie den „volkswirtschaftlichen Schaden“, den die Raucher durch ihr „gemeingefährliches Handeln“ anrichten? Eine ganze Nation von Nichtrauchern wäre für Deutschland ökonomisch gar nicht wünschenswert. Oder warum wurde die Erhöhung um 1,5 Cent pro Zigarette auf 1,2 Cent gedrückt? Doch nicht, damit mehr Menschen aufhören zu rauchen! […] STEFAN BÖHLKE, Hamburg

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die erscheinenden Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.