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Selbstverpflichtung statt UN-ErklärungVorstoß für biologische Vielfalt

Kurz vor dem UN-Biodiversitätsgipfel stellen 64 Staaten ihren „Leaders’ Pledge for Nature“ vor. Zudem wird ein Rettungsschirm für die Natur geplant.

Wie heißt es so schön: Taten sagen mehr als Worte – den Pandabär würde es freuen Foto: Liu Xiao/dpa

Berlin taz | Damit der am Mittwoch bevorstehende UN-Biodiversitätsgipfel nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, haben 64 Staaten einfach eine eigene Absichtserklärung für mehr biologische Vielfalt vorgelegt. Zuvor zeichnete sich ab, dass es keine gemeinsame Abschlusserklärung aller Länder geben wird – zum ersten Mal bei einem solchen Gipfel seit 20 Jahren.

Das liegt unter anderem daran, dass die Coronapandemie den Zeitplan bei der Aushandlung eines neuen UN-Abkommens zum Schutz der Biodiversität (CBD) durcheinandergebracht hat. Statt jetzt im Herbst findet die entscheidende Konferenz erst im kommenden Jahr statt. Etliche Streitpunkte sind noch ungeklärt.

Also verfassten und unterzeichneten Deutschland, Großbritannien, die EU und viele andere ihre eigene Erklärung: den „Leaders’ Pledge for Nature“. In der am Montag von Staatsvertretern vorgestellten Selbstverpflichtung finden sich zehn Punkte für mehr Einsatz gegen den fortschreitenden Verlust biologischer Vielfalt.

Unter anderem sollen nachhaltige Landwirtschaft und Anreize zum Naturschutz gefördert, umweltschädigende Subventionen hingegen verbannt werden. Auch indirekte Treiber des Artensterbens, Lieferketten und der Finanzsektor sollen berücksichtigt werden.

Auf „Leaders' Pledge“ muss „Leaders' Action“ folgen

Florian Titze vom WWF hält das Versprechen für ambitioniert und wichtig. Aber: „Lippenbekenntnisse bringen nichts“, sagt er. „Deswegen muss auf den ‚Leaders’ Pledge‘ auch ‚Leaders’ Action‘ folgen.“ Gelegenheit dazu gebe es bei der Aushandlung des neuen Abkommens.

Nabu-Chef Jörg-Andreas Krüger findet, Deutschland müsse schon bei den im Oktober anstehenden Entscheidungen der Europäischen Union zu Agrarpolitik und Haushalt Ernst machen. Von dem Gipfel am Mittwoch erhofft er sich eine Signalwirkung: „Bundeskanzlerin Angela Merkel kann der Weltgemeinschaft zeigen, dass Deutschland sich seiner globalen Verantwortung bewusst ist, und ärmeren Ländern mehr finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung des Abkommens anbieten.“

Bei alldem geht es natürlich nicht zuletzt um Geld. Fast zeitgleich zur Präsentation des Leaders' Pledge fand auf Initiative der “Campaign for Nature“ das erste Nature Finance Forum statt. Die internationale Koalition von Umweltschutzorganisationen plant einen Rettungsschirm zum Schutz der Biodiversität. Konkret sollen weltweit private und staatliche Geldgeber mobilisiert werden, um jedes Jahr zusätzlich 700 Milliarden US-Dollar bereitzustellen.

So viel wird laut eines neues Reports jährlich benötigt, um die Biodiversitätskrise zu überwinden. Die Campaign for Nature sieht die ausreichende Finanzierung der CBD Strategie 2030 als eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu einem ambitionierten und wirksamen neuen UN-Abkommen. Insbesondere Länder des Globalen Südens machen bei den CBD-Verhandlungen klar, dass es ohne ausreichende Finanzierungszusagen mit ihnen keinen ambitionierten “New Deal for Nature“ geben wird.

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