: Selbstgefällige, simple Philosophie
betr.: „Wir wussten es vor Darwin“, taz vom 18. 12. 01
Erschreckend, wie simpel und selbstgefällig ein „Philosoph“ daherreden kann! Rorty unterlässt es nicht nur, den Ist-Zustand von Demokratie und Menschenrechten in den USA zu hinterfragen, indem er nach dem Prinzip „nomina ante res“ verfährt, das heißt, die Worte gelten ihm für die Sache, sondern er denkt seine grobgestrickte Philosophie nicht einmal konsequent zu Ende.
Da er sich auf die Frage der Legitimität politischen Handelns nicht einlassen will – welch brillante Idee! –, für ihn aber andererseits die Gewalt da beginnen darf, wo man keinen Konsens erreicht, sind die USA also in seinem Sinne berechtigt, die halbe Welt militärisch anzugreifen, wenn immer sich ein Land nicht bereit erklärt, ihren Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten zu folgen. Das ist die „philosophisch“-moralische Rechtfertigung eines Dauerkrieges gegen fast alle Länder der Dritten Welt, also zum Beispiel Saudi-Arabien?, Pakistan?, Kuweit? etc. und konsequenterweise auch China, möglicherweise auch die Türkei, eventuell Russland . . .? Eine ziemlich verantwortungslose Philosophie. ARTHUR THIELE, Leipzig
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
