Kommentar: Selbst schuld
■ Optimismus für den Rotstift
„Die Chancen für das Gelingen der Sanierung sind gut“, hat Bremens Finanzsenator Harmut Perschau gestern bei der Präsentation der Finanzplanung gesagt, die den Zeitraum bis zum Ende der Sanierungshilfen im Jahre 2004 beschreibt. Und: „Wenn wir die Sanierung nicht hinbekommen, dann haben wir selbst Schuld.“ Mutige Sätze angesichts von Etatplänen, die trotz der Sanierungs-Milliarden des Bundes schon wieder kräftige Neuverschuldungen bringen. Perschaus Amtsvorgänger Ulrich Nölle war 1995 in den Wahlkampf gezogen mit der Zusage, nur die CDU könne Bremen sanieren, weil sie die Staatsschulden jedes Jahr um 600 Millionen Mark abtrage.
Perschau ist bekannt für seine fröhlichen Äußerungen. Er hatte vor zwei Jahren schon ein geringfügig überdurchschnittliches Wachstum des Brutto-Inlandsproduktes als Zeichen für den Erfolg des Sonder-Investitions-Programms gewertet. Sein Amtsnachfolger musste diese Bewertung jetzt förmlich korrigieren.
Der Architekt dieses Investitions-Sonder-Programms, der langjährige Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller, hat vor wenigen Tagen auf die Frage nach dem Jahr 2005 gesagt: „Wir brauchen ein neues Finanzverteilungssystem, das die berechtigten Interessen der Stadtstaaten endlich berücksichtigt, sonst kann Bremen nicht leben.“
Das ist, aus verantwortlichem Munde, das genaue Gegenteil von Perschaus fröhlichem Optimismus. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen