piwik no script img

Das PortraitSein Pläsier: Tore und Kalbshaxen

■ Zlatko Cajkovski

Eigentlich stand es Zlatko Cajkovski am allerwenigsten an, sich über die Korpulenz anderer Leute lustig zu machen. Dennoch wurde der Kosename „kleines dickes Müller“, welchen er dem Torjäger der Münchner Bayern, verlieh, der berühmteste Spruch des Kroaten. Cajkovski selbst wurde „Tschik“ genannt, was angeblich „Kerzenstummel“ heißt, war 1,64m groß, kugelrund sowie einer der größten Fußballer und Trainer, die Jugoslawien hervorbrachte. Am Montag starb er 74jährig in München.

In seiner aktiven Zeit war Tschik Cajkovski als Außenläufer eine zentrale Figur des starken jugoslawischen Teams Anfang der 50er Jahre, spielte 1953 in der Weltauswahl und bestritt insgesamt 57 Länderspiele. Als Trainer holte er 14 Titel, unter anderen 1962 die deutsche Meisterschaft mit dem 1.FC Köln, und kam ansonsten gehörig herum. Cajkovski betreute Klubs in den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Israel, Griechenland, Jugoslawien und in der Bundesliga neben Köln und Bayern auch den 1. FC Nürnberg, Hannover 96 und Kickers Offenbach. Seine große Zeit hatte er jedoch von 1963 bis 1968, als er mit Bayern München zwar nicht Meister wurde, aber in die Bundesliga aufstieg, zwei DFB-Pokale und 1967 den Europacup der Pokalsieger gewann.

Das Erfolgsgeheimnis Tschik Cajkovskis war die gute Laune. Mit seinem putzigen Deutsch, das er sorgsam pflegte, und seinen schelmischen Sprüchen war er ein früher Medienstar der Bundesliga. Seine Spieler hielt er mit regelmäßigen Einladungen ins Wirtshaus bei Stimmung. Von Kalbshaxen und Spanferkel konnte er ebenso inbrünstig schwärmen wie von grandiosen Toren und Spielzügen, und auch beim Publikum sorgte er für Vergnügen. Nie wieder hat eine Mannschaft von Bayern München so offensiven und begeisternden Fußball gespielt wie jene Cajkovski-Elf mit den jungen Talenten Beckenbauer, Maier und Müller sowie den erfahrenen Kämpen Brenninger, Ohlhauser und Koulmann. Erst danach funktionierten die Trainer Zebec und Lattek die Mannschaft in jene Erfolgsmaschinerie um, die zwar massenhaft Titel gewann, aber nur selten begeistern konnte. Den Unterschied zwischen Cajkovski und Zebec brachte der ehemalige Bayern-Verteidiger Peter Kupferschmidt prägnant auf den Punkt: „Unter Tschik hatte Gerd Müller 84, unter Zebec 77 Kilo. Matti Lieske

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen