Segel-Woche auf Kieler Förde: Regatta mit Festivalatmosphäre
Die Kieler Woche hat zwar ihren Weltcupstatus verloren, dennoch gibt es neben Currywurst und Windjammern viele spannende Wettbewerbe auf dem Wasser.
Und nun die Kieler Woche, in einer Stätte, die selbst einmal Olympisches Dorf gewesen ist, über der ein Olympiafeuer thront und die auch noch „Olympiazentrum“ heißt. Und die traditionell tausende junger Athleten mit internationalen Olympiajollen und kleinen Booten beherbergt.
Traditionell ist die Kieler Woche wohl die welteinzige Regatta mit einer gewissen Festivalatmosphäre. Der groovige Zeltplatz des Olympiazentrums von Kiel-Schilksee ist so weit vom restlichen Kieler-Woche-Trubel entfernt, dass niemand merkt, dass unten in der Stadt auch Musik spielt.
Dort hat Sigmar Gabriel zwar mit seinem „Leinen los“ die Kieler Woche am Samstagmorgen eröffnet und die ersten Regattayachten auf die Reise geschickt. Doch so richtig interessiert sich hier niemand für den Festakt, jedes Jahr kommt irgendein Politpromi zur Eröffnung nach Kiel.
Hier oben in Schilksee haben sie andere Sorgen. Sie müssen ihr Programm durchbekommen. Und aufs Neue beweisen, dass sie als größte Regattawoche der Welt eines erdumspannenden Weltcupstatus würdig sind. Die Kieler Woche hatte ihren Weltcup-Status 2013 aufgrund von Terminüberschneidungen verloren.
Die Woche ist zweigeteilt und der „wichtige“, zweite Olympiateil lag terminlich zu dicht an einer anderen Weltcupveranstaltung, sodass immer mehr der Champions der Olympiakaravane wegblieben.
Was aber wäre glaubwürdiger, als mit einem Feuerwerk an Zusatzevents auf den besonderen Status der Woche zu pochen: Die erste Europameisterschaft der J-70-Sportboote. Mit den neuen sportlichen Vierpersonen-Sportgeräten wird auch die Segel-Bundesliga bestritten. Die Klasse boomt, Teilnehmer: Über 100 Schiffe. Oder die Junioren-WM der Olympischen 470er Klasse, eine honorige Weltklasseveranstaltung mit viel Vorschusslorbeer. Oder die Internationalen Deutschen Meisterschaften der großen deutschen Offshoreyachten. Ein Event, für das eigens eine Traditions-Mittelstrecke zu einer Langstrecke großgezogen wurde, weil es die Meisterschaftsstatuten verlangen. Oder die offene Deutsche Meisterschaft der Olympischen Katamarane der „mixed“ Disziplin, der Nacra-17-Klasse.
Und was ist mit dem Rest, den Currywurstessern? Mit den hunderten Traditionsseglern und Windjammern? Mit den Dutzenden von Showbühnen? Mit der Stadt, in der eine Woche Ausnahmezustand herrscht? Das Fest in Kiel ist so groß, dass es nicht einmal ansatzweise mit „Hafenfesten“ in unseren Kleinstädten vergleichbar ist. Nicht nur ein Fest für shiplover, scheint die Woche oft wie ein Gauklertreff am Wasser. Weil Kiel aber an der Grenze zur Provinz liegt, nennen Spötter es auch „Landeshauptdorf“.
Aber für ein Dorf kann sich die Qualität der Kieler Regatten sehen lassen. Und unten in Kiel wissen viele Radaubrüder nicht einmal mehr, dass sie sich auf etwas befinden, das eigentlich ein maritimes Fest ist – und dann noch eins aus Zeiten, die einst vom Kaiser gesegnet waren. 1882 gilt als das Geburtsjahr der Kieler Woche.
Bis etwa in die Achtziger war die Woche nicht geteilt, alle mussten immer da sein. Und heute, über ein Jahrhundert nach der Ur-Regatta und zwei Olympische Spiele später, streiten sie sich, ob die Kieler Woche seglerisch zu Unrecht gerade einen Weltcupstatus verloren hat. Man darf beruhigt sein: Weltcupstati kommen und gehen (und natürlich kommt er wieder), aber die Kieler Woche bleibt. Sie bleibt eine Art Initiationsritus für Segler. Und Siege auf der Kieler Förde schimmern ein ganzes Leben lang golden.
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