Seeschlacht im Eismeer: „Kämpfen, bis sie uns versenken“
Die japanische Walfangflotte rammt im Südpazifik Schiffe der radikalen Umweltschützer von Sea Shepherd. Eines wurde beinahe versenkt.
BERLIN taz | Der Kapitän des japanischen Fabrikschiffes „Nisshin Maru“ drehte am Ende ab. Sonst hätte es im Südpazifik, 5.000 Kilometer vom nächsten Hafen entfernt, eine Tragödie gegeben. Seit einer Woche liefern sich japanische Walfänger und die radikalen Umweltschützer der Organisation Sea Shepherd ihre Scharmützel im Südpazifik, im neunten Jahr hintereinander geht das nun schon so.
Noch ist niemand dabei umgekommen. Am Mittwoch war es sehr knapp für die Crew der Bob Barker. „Unser Schiff war kurz vorm Kentern. Wir haben 'Mayday' gefunkt und dem japanischen Kapitän mitgeteilt: Wenn er nicht aufhört, dann bringt er uns um“, sagt der Kapitän der Bob Barker“, Peter Hammarstedt, der taz am Satellitentelefon.
Mit drei Schiffen, ausgerüstet mit militärischen Aufklärungsdrohnen und Hubschraubern, versuchen die Aktivisten derzeit, die japanische Flotte am Walfang zu hindern. Ihre Taktik in diesem Jahr: Sie wollen verhindern, dass das Mutterschiff auf offener See betankt wird. „Wenn sie das nicht schaffen, müssen sie in wenigen Tagen aufgeben", sagt Hammarstedt – schließlich ist der nächste Hafen zwei Wochen entfernt. Das wissen wohl auch die Japaner – und werden brutaler.
Nach Angaben von Sea Shepherd werfen sie mit nicht tödlichen Schockgranaten, die Aktivisten benutzen Stinkbomben aus Buttersäure, die so übel riechen, dass die Harpuniere keine Wale mehr schießen könne. Oder im simplen Blockieren: An diesem Mittwoch steuerte Hammarstedt die „Bob Barker“ an die Längsseite des Tankschiffs der Japaner, dort, wo eigentlich das Fabrikschiff andocken müsste. „Dann haben wir einfach Position gehalten“, sagt er.
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Gegen die 129 Meter lange „Nisshin Maru“ mit 8.000 Bruttoregistertonnen und der Höhe eines fünfstöckigen Hauses allerdings ist die „Bob Barker“ ein kleiner Nachen. Beim Versuch der Japaner, sich zwischen Tanker und Hammarstedts Schiff zu zwängen, rammten sie erst versehentlich ihren eigenen Tanker, dann die „Bob Barker“, zerstörten mit ihrem Anker die Radaranlage, beschädigten die Brücke, versuchten, den Maschinenraum mit Wasserkanonen zu fluten, und brachten das Schiff schließlich fast zum Kentern – so erzählt es Hammarstedt. Im Laufe des Gefechts ist auch das Flaggschiff der Sea-Shepherd-Flotte, die „Steve Irwin“, gerammt worden. „Mein Schiff schwimmt noch, der Crew geht es gut“, sagt Hammarstedt.
Nach seinen Angaben sei das Auftanken im südlichen Pazifik ohnehin verboten – man versuche also lediglich, illegale Aktivitäten zu verhindern. Die Sea-Shepherd-Organisation um den Gründer Paul Watson geht bereits seit den siebziger Jahren gegen illegalen Walfang und Haifischer vor. Zahlreiche Hollywoodgrößen spenden regelmäßig, es gibt sogar eine Reality-Fernsehserie über die Aktionen. Die Crew besteht aus Freiwilligen, die ihr Leben riskieren. Wie auch jetzt: „Ich hab dem Kapitän gesagt: Wenn ihr uns loswerden wollt, müsst ihr uns versenken“, sagt Hammarstedt.
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