Schwule und lesbische Jugendliche: Schwarz-Gelb sind junge Homos egal
Die Regierung will trotz erhöhter Suizidrate schwule und lesbische Jugendliche nicht extra unterstützen. Die Grünen kritisieren die "subtile Form der Herabwürdigung".
BERLIN taz | Union und FDP lehnen einen Antrag der Grünen zur Stärkung schwuler, lesbischer und transsexueller Jugendlicher ab. Der Antrag wurde am Mittwoch im Familienausschuss diskutiert. Die Forderungen der Grünen stießen bei den VertreterInnen der Regierung auf Ignoranz, wie TeilnehmerInnen berichten. "Ich bin entsetzt über das Auftreten von Schwarz-Gelb", sagte Kai Gehring von den Grünen, auf dessen Initiative der Antrag zurückgeht.
Trotz massiver Mobbingvorfälle auf Schulhöfen und einem vier- bis siebenmal so hohen Suizidrisiko homosexueller Jugendlicher im Vergleich zu ihren heterosexuellen AltersgenossInnen habe Schwarz-Gelb mit Desinteresse reagiert. "Das ist die subtilste Form der Herabwürdigung", sagte Gehring gegenüber der taz. Unterstützung kam von SPD und Linkspartei.
Die Grünen fordern etwa, eine bundesweite Studie zur Lebenssituation homosexueller Jugendlicher auf den Weg zu bringen. "Eine Selbstverständlichkeit", so Gehring, gebe es doch zu homosexuellen Jugendlichen nur regionale, veraltete Untersuchungen zu Teilaspekten.
Zudem soll die Bundesregierung Präventionsstrategien entwickeln, um die "hohen Zahlen von Mobbing, Gewalt und Suizidversuchen zu senken". Bei den Ländern solle der Bund darauf hinwirken, das Thema Homosexualität in die Lehrpläne und die LehrerInnenausbildung aufzunehmen. Obwohl 5 bis 10 Prozent der Jugendlichen lesbisch oder schwul seien, blieben ihre Belange trotz gesellschaftlicher Fortschritte vielfach unbeachtet, so die Grünen.
Das Familienministerium bestätigt am Mittwoch gegenüber der taz, dass zum erhöhten Suizidrisiko homosexueller Jugendlicher "keine konkreten statistischen Daten" vorliegen. Für eine Studie zu deren Lebenslage gebe es dennoch "keinen Handlungsbedarf."
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