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Schwule und lesbische JugendlicheSchwarz-Gelb sind junge Homos egal

Die Regierung will trotz erhöhter Suizidrate schwule und lesbische Jugendliche nicht extra unterstützen. Die Grünen kritisieren die "subtile Form der Herabwürdigung".

Werden von Schwarz-Gelb ignoriert: jugendliche Schwule Bild: dpa

BERLIN taz | Union und FDP lehnen einen Antrag der Grünen zur Stärkung schwuler, lesbischer und transsexueller Jugendlicher ab. Der Antrag wurde am Mittwoch im Familienausschuss diskutiert. Die Forderungen der Grünen stießen bei den VertreterInnen der Regierung auf Ignoranz, wie TeilnehmerInnen berichten. "Ich bin entsetzt über das Auftreten von Schwarz-Gelb", sagte Kai Gehring von den Grünen, auf dessen Initiative der Antrag zurückgeht.

Trotz massiver Mobbingvorfälle auf Schulhöfen und einem vier- bis siebenmal so hohen Suizidrisiko homosexueller Jugendlicher im Vergleich zu ihren heterosexuellen AltersgenossInnen habe Schwarz-Gelb mit Desinteresse reagiert. "Das ist die subtilste Form der Herabwürdigung", sagte Gehring gegenüber der taz. Unterstützung kam von SPD und Linkspartei.

Die Grünen fordern etwa, eine bundesweite Studie zur Lebenssituation homosexueller Jugendlicher auf den Weg zu bringen. "Eine Selbstverständlichkeit", so Gehring, gebe es doch zu homosexuellen Jugendlichen nur regionale, veraltete Untersuchungen zu Teilaspekten.

Zudem soll die Bundesregierung Präventionsstrategien entwickeln, um die "hohen Zahlen von Mobbing, Gewalt und Suizidversuchen zu senken". Bei den Ländern solle der Bund darauf hinwirken, das Thema Homosexualität in die Lehrpläne und die LehrerInnenausbildung aufzunehmen. Obwohl 5 bis 10 Prozent der Jugendlichen lesbisch oder schwul seien, blieben ihre Belange trotz gesellschaftlicher Fortschritte vielfach unbeachtet, so die Grünen.

Das Familienministerium bestätigt am Mittwoch gegenüber der taz, dass zum erhöhten Suizidrisiko homosexueller Jugendlicher "keine konkreten statistischen Daten" vorliegen. Für eine Studie zu deren Lebenslage gebe es dennoch "keinen Handlungsbedarf."

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28 Kommentare

 / 
  • M
    mats

    Das ist doch nur einer von tausenden durchsichtigen Versuchen der Grünen, die Bundesregierung mit Arbeit zuzuschütten und Bürokratiekosten zu verursachen, um dann der Bundesregierung vorwerfen zu können, sie käme ihrer eigentlichen Arbeit nicht mehr nach und würde zuviel Geld ausgeben.

     

    Was soll die Bundesregierung denn noch alles machen?

     

    Haben wir nicht schon genug Ministerialbürokratie?

     

    Sollen jetzt noch mehr Ministeriumsmitarbeiter eingestellt werden, die solche Studien betreuen?

     

    Sollen hunderttausende Euro ausgegeben werden, nur um am Ende noch mehr nutzlose Studien abheften zu können?

     

    Wenn den Grünen das Thema so wichtig ist, können sie doch ihre Stiftung beauftragen, die Studie zu erstellen. Immerhin bekommen die Grünen jedes Jahr viele Millionen Euro aus Steuermitteln für ihre Stiftung.

     

    Und was soll dann als nächstes untersucht werden? Vielleicht nochmal Millionen an Steuergeldern ausgeben, um das Befinden des Juchtenkäfers im Stuttgarter Schlossgarten zu analysieren, obwohl der Juchtenkäfer in Deutschland gar nicht heimisch ist?

  • A
    Anton

    Ich finde, dass Solidarität mit Lesben und Schwulen eine Selbstverständlichkeit sein sollte. So wie mit ihnen umgegangen wird, ist nicht richtig. Es geht hier um massive Diskriminierungen und Gewalt. Hier tut Aufklärung not.

    Wir sind alle gleich und haben alle ein universales Recht auf unsere Menschenwürde. ALLE. Das ist nicht verhandelbar und muss in einigen Fällen eben solidarisch verteidigt werden. Keiner schreit hier nach Sonderrechten von Vater Staat sondern um Unterstützung und Solidarität mit einer Minderheit die weissgott schon genug mitmachen musste. Sich für die Schwachen einzusetzen ist für mich einfach selbstverständlich. ich setze mich dafür ein, dass Behinderte Kinder integriert werden, Ausländische Kinder stärker gefördert und unterstützt werden und Kinder und Jugendliche die Schwul oder Lesbisch sind haben genauso unterstützung und schutz verdient. Wenn eine Regierung das übersieht weil sie eine eher Konservative oder rechts ausgerichtete Wählerschaft anspricht dann ist das für mich einfach nur eine bodenlose Sauerei...

  • M
    melly :)

    Es geht hier doch um keinerlei Sonderrechte !

    Eher um Aufklärung, denn sein wir doch mal ehrlich.

    Die meisten Leute verstecken sich doch hinter ihrer "geht mcih nichts an"-Mauer.

    Ich meine... schonmal in der Lage eines Homosexuellen Jugendlichen gewesen der von seinem gesamten Umfeld fertig gemacht wird ?

    Leute, mein Gott.

    Man sucht sich sowas doch nicht aus !

    Stellt euch mal vor ihr wärd eine Minderheit von Heteros in einer schwulen-bi-oder lesbenwelt !

    Sorry, aber seht das mal von der Seite !

    Immer nur dagegen sein weil etwas anders ist als man es gerne hätte, das ist doch keine Lösung !

  • RG
    roland geibel

    "von fachkenner:

    Ich finde das Verhalten von schwarz-gelb vollkommen richtig. Man kann nicht selbstbestimmtes Lebens einfordern und dann bei jeder Gelegenheit nach dem Staat und finanzieller Unterstützung schreien: Wo soll das hinführen ?"

     

    Dann brauchen wir also erst recht keine Unterstuetzung fuer Frauen; denn dass die Benachteiligungen fuer Homos (Schwule und Lesben) schlimmer sind als die fuer Frauen, duerfte ausser Frage stehen. (Eine (gute) vergleichende Untersuchung dazu waere SEHR interessant.)

  • U
    User1303

    Würden Union und FDP eine Politik betreiben die mit dem Grundgesetz vereinbar wäre, müsste man keine Diskussionen darüber führen ob Homo-, Bi- oder Transsexuelle irgendwelche Sonderrechte kriegen, vom wem auch immer gerne in der Opferrolle gesehen werden oder ob es auch für diese BürgerInnen Gleichstellungsbeauftrage geben muss.

     

    Die SPD und die Grünen haben zwar mehr für die Rechte von Schwulen und Lesben getan, aber auch nicht besonders viel.

  • H
    homo

    ja lasst ihn raus, euren ganzen hass. ihr habt ja so alle einen an der waffel. ob jemand persönlich homos toll findet oder nicht, steht doch gar nicht zur debatte. es geht hier um schüler und jugendliche. mal den angegliederten text gelesen, von dem schüler, der die diskriminierungen an seiner schule dem kultusminister schriftlich mitgeteilt hat, und darauf hin vom schulleiter genötigt wurde die schule zu verlassen oder alle anschuldigungen zurückzunehmen? auch nur ein fall von protagonismus, was...

    der antrag einer studie wurde abgelehnt, weil es keine daten gibt, die belegen könnten, dass man eine studie machen sollte...und von sowas werde ich regiert.

    ihr scheint alle sozial unterentwickelt.

  • D
    daweed

    Wie lange gibts schon den Spruch: "Gays against Guido"?

     

    Aber Westerwave ist ja Aussenminister und kann da leider nix ändern.

  • FA
    Fabi An

    Eine typisch grüne Propaganda-Aktion von Herrn Gehring nach dem gleichen Muster, wie Volker Beck es mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder praktiziert: Die eigene sexuelle Präferenz wird als Totschlagargument missbraucht, um der Regierung eine angeblich schwulenfeindliche Einstellung zu unterstellen, wenn diese entsprechende Anträge der Grünen mit einer politischen Begründung ablehnt. Derart billige und durchsichtige Manöver sind an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Dieses angebliche Einsetzen für uns Schwule hat aber lediglich den Zweck sich für die eigenen Zwecke zu profilieren. Und Volker Beck ist da gaaaanz vorn mit dabei. Aber wehe, das wird mal hinterfragt. Dann wird mit Anwälten zurückgeschlagen: http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/die-sechs-reisen-becks-455246/

  • E
    erikius

    @Steffen

    Das ist mal wohltuend, zu lesen. Wenn man als Hetero den LINKS/Grünen oder auch Homo-Organsiationen sagt, dass sie die Homos in eine Sonder- bzw. Opferrolle drängen ist man schon homophob. (Genau wie bei islamophob ist dies nur eine Kampfbeleidigung um jede fruchtbare Diskussion zu verhinern).

     

    Wer voll integriert sein möchte, sollte keine Sonderrolle wollen. Es gibt so viele Menschen, die wegen irgendeiner Neigung gemoppt werden. Das Problem ist aber generell zu betrachten, wie sehen Menschen andere Menschen. Die Bibel (und jetzt kommt mir nicht mit Beispielen von Kirchen, die darüber lieblso diskutieren, die kenne ich auch) zum Beispiel lehrt, seinen Nächsten zu lieben und auch seine Feinde - dass bedeutet nichts andere als einen Menschen auch über Differenzen hinweg zu respektieren und zu akzeptieren (was nicht heißt, dass man die Differenzen nicht ansprechen und darüber streiten darf - aber da wäre man ja schon wieder homophob). Hier ist das Grundproblem, weil jemand anders ist wird er beschimpft, das betrifft aber nicht nur Homosexuelle.

    Sollen wir jetzt zu jedem und allen teure Studien in Auftrag geben, der sich schief angekuckt fühlt? Die Menschen werden nicht durch Studien verändert, die, welche wirklich homophob sind interessiert das doch gar nicht...

    Gewalt und Diskriminierung gegen jeden Menschen ist verabscheungswürdig - fang bei dir selber an, das zu verändern, wenn Du dafür erst eine Studie brauchst, solltest Du dir mal überlegen, wie wichtig dir dein Anliegen ist.

  • P
    PeteB

    Ich bin etwas überrascht was ich hier für Kommentare lesen muss. Selbst aus den eigenen Reihen wird seit ein paar Jahren gegen die Homobewegung gearbeitet. Der Zeitgeist scheint es vorzugeben, dass man mit der Mentalität bloß nicht auffallen zu wollen sich als "Normalo" ausgibt. Damit unterstützt man natürlich Tendenzen in der Gesellschaft die Homos lieber nicht sehen wollen.

     

    Als Schwuler, ohne Regenbogenflagge am Auto, möchte ich sehr wohl das die Grünen, Piraten usw. meine Bedürfnisse erkennt und entsprechend handelt. Und dabei verstehe ich mich nicht als wehrloses Opfer, welches den Schutz dieser Parteien benötigt. Andererseits habe ich es selbst, als auch bei anderen, erlebt wie das (unterschwellige*) Mobbing auf die Psyche schlagen kann. Mein Freund mag mit mir weder in der Öffentlichkeit Händchen halten noch einen Kuss geben. Die Blicke und Sprüche die man dafür erntet, halte ich für tragbar, er nicht. Bei einem Freund in einem Vorstadtdorf, führten die die Vorbehalte seiner Eltern, Verwandten und Schulkollegen dazu, dass er sich zweimal versucht hat umzubringen. Das sind keine Einzelfälle, wie die Studien besagen.

     

    Die Lösung wäre das in den Schulen sowie in der gesamten Gesellschaft mehr Empathie und Verständnis gelehrt wird. Das ist unabhängig von Intelligenz und nicht nur für die Homos sinnvoll sondern auch für Migranten, Alten, "Normalos" und Überflieger ;-)

     

    PS: Die Grüne halte ich für genauso wischiwaschi wie der ganze Rest aber irgendwas muss man ja wählen.

     

    *unterschwelliges Mobbing ist zum Beispiel wenn Männer zügig die Umkleide verlassen, wenn du als bekannter Schwuler diese betrittst oder anderweitig den Kontakt merklich zurückschrauben als vor dem outing.

  • VF
    v. Faltin

    Schwarz-Gelb sind junge Homos egal

     

    Das ist doch an Normalität das beste, was je erreicht werden konnte. Soll jedem HOMO oder LESBE das Bundesverdienstkreuz überreicht werden? Das die Betroffenen immer als Außenseiterteil durch die Bevölkerung gesehen wird, ist antrophologisch erklärbar. Aber Außenseiter gibt es in jeder Gesellschaft. Ein schwuler Außenminister sieht das natürlich anders. Da bin ich aber tolerant.

  • F
    funkiestbuddy

    Es ist falsch, dass 5 bis 10% aller JugendlichInnen nicht heterosexuell sind. Keine ernsthafte Studie kann das bestätigen. Darüber sollten auch anders gesinnte taz-KommentatorInnen informieren. Zudem sollte man sich fragen, ob MenschenInnen, die ihre SexualitätInnen offen ausleben, nicht allein deswegen schon psychische ProblemInnen haben, oder ob immer der böse Pöbel schuld ist.

  • S
    steffen

    Ich bin Schwul und fühle mich von Schwarz-Gelb ganz gut vertreten. Ich will keine Sonderbehandlung.

    Mir ist aber klar das grün Linke uns gerne in der Opferolle sehen wollen.

    Tut mir leid, dazu haben wir nur schon lange keine Lust mehr.

    Selbst auf dem Dorf aus dem ich stamme interressiert das keine Sa...

    Da werde ich eher in Berlin von ihr wißt schon wem angepöbelt.

     

    MfG

  • C
    Chris

    Ich kann bei dem Thema nur auf

     

    http://www.itgetsbetterproject.com/

     

    verweisen.

  • KE
    Karl Eduard

    Ja, das schreit geradezu zum Himmel. Was dieser Staat dringend schaffen muß, sind Schwulenbeauftragte an Schulen und im Betrieb. Leute, die sonst zu keiner produktiven Tätigkeit in der Lage sind, könnten dadurch Arbeit finden, bzw. eine vom Steuerzahler bezahlte Stelle. Neben Frauenbeauftragten, Gleichstellungsbeauftragten und anderen Beauftragten, wäre ein Sex - Beauftragter von höchster Wichtigkeit. Der müßte natürlich mit umfassenden Befugnissen ausgestattet werden und auch im Schlafzimmer Zutritt erhalten. Eine Sexpolizei und eine entsprechende Verwaltung von Unbehagensdelikten wäre die natürliche Folge. Wenn wegen der verunsicherten schwulen Männer Deutschland ausstirbt, weil die sich nicht trauen, Nachkommen zu zeugen, dann wird das das Ergebnis dieser Regierungspolitik sein.

  • A
    arribert

    Die Frage, ob tatsächlich noch eine Studie gebraucht wird, deren Erstellung Zeit und Geld kostet, muss gestellt werden dürfen. Da die Probleme bekannt sind, so suggeriert es zumindest der Artikel, kann man sich doch gleich an die Problemlösung machen. Außerdem sollten Lehrer genügend Empathie haben um da gegebenenfalls einzugreifen, wenn sie so etwas mitbekommen. Ich denke viele werden dies auch tun. Es ist aber bezeichnend für die FDP, dass sie sich für die, die die gleiche sexuelle Ausrichtung wie Westerwelle haben, nicht einsetzt. Hat Westerwelle sich überhaupt schon mal irgendwo für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt? Das sind doch oft klassische FDP-Klientel - Besserverdienende, da kinderlos.

  • P
    Philipp

    Das ist wirklich erschütternd. Es ist wichtig weiter für Tolleranz zu werben. Eine Studie kann helfen, die ohnehin bekannten Probleme besser zu analysieren, sich ein Bild zu machen. Gerade in ländlichen Regionen wird man als junger Homosexueller immernoch zum Außenseiter. Mobbing und Gewalt gehören mitunter zum Alltag. Immer wieder redet die Bundesregierung über Tolleranz und Gleichstellung: Von Frauen, Migraten. Das ist unabdingbar wichtig. Es ist aber genausowichtig andere Minderheiten durch Werben um gegenseitigen Respekt und Tollerant zu untersützen. Dazu würde ein Programm für mehr Akzeptanz homosexuller Jugendlicher beitragen. Vor allem müssen Schulen in die Pflicht genommen werden. Das Thema wird nach wie vor tabuisiert. Während meiner Schulzeit, die erst ein paar Jahre her ist, wurde das Thema nie angesprochen.

    Ich selbst bin Schwul war habe mich während meiner Schulzeit geoutet. Meine Familie ist sehr tollerant und offen - mein Schwulsein war kein Thema: Es war okay und gut. Auch meine engen Freunde haben das nie als Problem aufgefasst. Ich hatte großes Glück. Dennoch war das Mobbing andere Mitschüler groß. Im Winter ging jeder Schneeball in meine Richtung. Kein Darffest mit zuviel Alkohol, ohne dass nicht irgendwer es spaßig gefunden hätte, den doofen Schwulen zusammenschlagen zu wollen. Meine Lehrer haben das Mobbing sehr wohl wahrgenommen. Kaum jemand hat darauf reagiert. Es hat lange gedauert, ehe meine Klasse nicht meine Sexualität, sondern mich als Menschen gesehen hat, meine Klassenlehrerin hat dazu beigetragen. Sie war eine große Ausnahme. Andere Lehrer haben sich hinreißen lassen, selbst diskriminierend zu werden. Eine Sozialkundelehrerin hat ihrem Kurs vorgeschlagen in die nächst größere Stadt ins Theater zu fahren. Auf der Bühne war ein nackter Mann zu sehen. Sie war spaßig besorgt, als sie hörte, dass mein Kurs auch in die Vorstellung gehen wird. Sie meinte, dass man mich wohl auf meinem Stuhl festbinden müsse, damit ich den nackten Woyzeck nicht anspringe. Die Lachen waren auf ihrer Seite und ihr Verhalten blieb Konsequenzlos. Heute arbeitet Sie im Bildungsministerium. Meine Erlebnisse sind keine Einzelbeispiele, für viele junge Homosexuelle sind sie Alltag. Ironischer Weise hat mein Gymnasium den Titel "Schule ohne Rasissmus - Schule mit Courage" erhalten. Es wurden Worskops zum Thema Gleichstellung und Rechtsextremismus gegeben. Das ist wichtig und unterstützenswert. Die Diskriminierung Homosexueller passiert dennoch. Wird hingenommen. Schweigend. Mittlerweile haben 850 Schulen diesen Titel erhalten. Löblicher Weise bieten die Initiatoren auch Workshops zum Thema Homosexualität an. Ich frage mir nur, wie viele Schulen tatsächlich freiwillig von diesem Seminarangebot gebrauch machen.

  • A
    alex

    das sind ja nun alles keine neuen umstände. wo ist die kritik daran, dass diese studien nicht zu rot-grünen regierungszeiten in auftrag gegeben wurden?

  • H
    holla

    das land am ende des regenbogens

     

    ...und dabei wird hier doch immer wieder so gerne getan, als ob wir in einem land leben, in dem homosexuelle menschen sich mit und "nicht trotz" ihrer sexuellen orientierung frei entfalten könnten. - es kommt manchen zweifel am diskurs, als würde die breite gesellschaft in bereichen außerhalb der berichtserstattungen offen homophob und jederzeit bereit mit unwissenschaftlichen verallgemeinerungen homosexualität, mindestens als eine behinderung betrachten, mit der man zwar leben müsse, aber die irgendwie nicht in die mitte gehört (wo sich die anderen "normalen" aufhalten).

     

    als beispiel geh doch mal ein schwul/lesbisches paar im innenstadtbereich, auf schulhöfen, oder in nicht extra "homo" abgegrenzten cafès offen mit seiner neigung um. es dauert keine zwei minuten da wird getuschelt, gepöbelt bis hin gespuckt und was auf schulhöfen passiert, muss erst gar nicht groß betont werden.

     

    die erhöhte suizidrate bei homosexuellen ist das ergebnis einer gesellschaftlichen lebenslüge, die das märchen von toleranz und offenheit für alle orientierungen erzählt und übergriffe und anfeindungen gerne als einzelfälle abtut. so auch die regierung(en) die generell nach der maxime was nicht sein darf kann auch nicht sein beurteilt. die bürgerliche mitte und ihre parteien (besonders die CDU/ CSU und FDP) haben es zum guten ton gemacht, äußerlich nichts gegen schwule und lesben zu haben... innerlich ist die bereitschaft zur auseinandersetzung und unterstützung noch die gleiche, wie zur zeit der reform des § 175 StGB...

     

    ...beschämend!

  • H
    HoLLa

    Welche Unterstützung, welche Quote erfordert nun die Integration der 'Heteros'?Was ist 'normal'?

  • PP
    Paul Pott

    Männer (bzw. männliche Jugendliche) haben eine höhere Selbstmordrate als Frauen.

     

    WO BLEIBT DIE UNTERSTÜTZUNG?

  • PS
    Post Scriptum

    Natürlich gehört das in die Lehrpläne, sowie auch in den Unterricht zur Sexualität (wie steht es eigentlich damit an deutschen Schulen, und ich meine nicht Biologie?). Und auch endlich der letzte Schritt in Richtung Ehe: das ist zwar nur Symbolik, aber wie lange will denn Deutschland damit warten?

     

    Warum ist es wohl nicht überraschend, dass diese Regierung in Deutschland keinen Handlungsbedarf diesbezüglich sieht, auch trotz Westerwelle? Der Mann hält doch so wenig von den 68ern: man kann ja davon halten, was man will (obwohl ein schwuler Mann, der was von sich hält, dann wirklich mindestens was 80er- oder 90er-haftes an sich haben müsste, und bei Westerwelle ist nur was surreal 50er-haftes zu finden), ohne die 68er wäre er doch niemals, wo er ist. Vielleicht könnten das die Jugendlichen auch herausfinden, wenn die Thematik mal in den Geschichtsunterricht kommt?

     

    Übrigens, ein sehr schönes Foto.

  • S
    Sebastian

    Richtig so. Finde ich bescheuert. So etwas im Unterricht hat keinen Sinn.

  • J
    Jule

    Vielleicht ist das im Hinblick auf dein Seminar ganz interessant. ;)

     

    Lieben Gruß

     

    Claudia

  • TJ
    Timm Johannes

    Homosexualität gehört viel massiver in den Unterrichtsstoff, Lehrpläne und Ausbildungsfortbildungsprogramme von Lehrern hinein; da haben Linkspartei, Grüne und SPD vollkommen inhaltlich Recht.

     

    Aber die Schulpolitik ist Ländersache und einige Bundesländer wie Berlin, Bremen und Hamburg haben dies Thema in der Schulpolitik bereits begonnen: doch auch dort kann dies Thema weiter verfolgt werden und ausgebaut werden. Andere Bundesländer meiden dies Thema in der Schulpolitik und Lehrpläne sehen hier keine Vorgaben vor.

     

    ---

    Auch Studien zur Situation homosexueller Jugendlicher sind durchaus richtig und wichtig. Das sehe ich auch so.

     

    ABER das es höhere Suizidraten in Deutschland im Jahre 2011 gibt, halte ich dann doch eher für zu "grosses" Gejaule der Oppositionsparteien. Das ist jedenfalls meine eigene Einschätzung der Lage. Da es aber halt an Daten hierzu fehlt, kann auch das genaue Gegenteil richtig sein. Studien durch Soziologen,usw. zur gegenwärtigen Situation der Jugendlichen sind daher nie verkehrt.

  • F
    fachkenner

    Ich finde das Verhalten von schwarz-gelb vollkommen richtig. Man kann nicht selbstbestimmtes Lebens einfordern und dann bei jeder Gelegenheit nach dem Staat und finanzieller Unterstützung schreien: Wo soll das hinführen ?

    Da es durchaus Beispiele gibt von Menschen, die ihre Ehe verlassen und sich dem Schwulsein zugeandt haben, aber auch Fälle, die plötzlich vom Schwulen Leben nichts mehr wissen wollen und eine heterosexuelle Beziehung eingehen, könnten die für ihre ''mühselige'' ''Umpolung'' ja auch staatliche Förderungsmittel beantragen.

  • CC
    Claus Carstensen

    Anscheinend ist der Generalsekretär der FDP vergesslich.

     

    Noch im Juli 2006 forderte Lindner in einer Rede anlässlich der Abschlusskundgebung zum CSD 2006 auf dem Kölner Heumarkt:

     

    "Schwulen- u. Lesbenpoltik ist Menschenrechtspolitik

     

    Liebe Freundinnen und Freunde!

     

    100% NRW – das ist heute nicht nur irgendein Motto. Ihr habt es mit Leben, mit prallem Leben gefüllt!

     

    Wir Liberale wollen aber nicht nur beim CSD 100%ige Sichtbarkeit von Lesben und Schwulen. Wir wollen, dass sich niemand mehr verstecken oder selbst verleugnen muss – und zwar nie und nirgendwo. Schwule und Lesben gehören zu NRW – zu einem 100%igen NRW.

     

    Ich freue mich daher ganz besonders, dass zahlreiche Schwulen- und Lesbenorganisationen die große Feier zum 60-jährigen Geburtstag des Landes NRW im kommenden Monat bereichern werden. Ihr zeigt, dass Ihr ein selbstverständlicher Teil unseres Landes seid. Ohne Euch wäre NRW nicht so bunt! Ohne Euch würde NRW etwas fehlen!

     

    Politik für Schwule und Lesben ist Menschenrechtspolitik. Parteiengezänk ist hier fehl am Platz.

     

    ..."

     

    http://www.fdp-koeln.de/index.php?l1=7&l2=0&l3=1&pid=667&kid=3

  • D
    derefant

    Danke für den Beitrag.