Schwule Pfadfinder in den USA: Gay Scouts of America
Bei den US-Pfadfindern dürfen künftig auch offen homosexuelle Jungs mitmachen. Dadurch entsteht ein neues Problem – die Kirchen sind entsetzt.
GRAPEVINE ap | Die amerikanischen Pfadfinder wollen das Verbot zur Aufnahme offen homosexueller Jungen abschaffen, homosexuellen Erwachsenen aber weiterhin die Mitgliedschaft verbieten. Mehr als 60 Prozent der 1.400 stimmberechtigten Mitglieder des Nationalen Rats der US-Pfadfinderorganisation stimmten am Donnerstag bei der Jahresversammlung in Grapevine für den erbittert diskutierten Kompromiss. Die Neuregelung tritt am 1. Januar in Kraft.
Den Boy Scouts of America (BSA) gehören rund 2,6 Millionen männliche Jugendliche und eine Million Erwachsene an. Die Organisation betonte, dass sie weiterhin keine sexuellen Aktivitäten eines Pfadfinders dulden werde – sei er nun homo- oder heterosexuell.
Nach Einschätzung von Beobachtern ist damit die Kontroverse über den lange bestehenden Ausschluss von Homosexuellen in der Pfadfinderorganisation nicht beigelegt. Der konservative Flügel – dem viele kirchliche Träger angehören – sei weiterhin gegen die Aufnahme homosexueller Jungen, während liberale Mitglieder auch das Verbot der Mitgliedschaft erwachsener Homosexueller aufgehoben haben will.
Die BSA, die 2010 ihr 100-jähriges Bestehen feierten, haben lange Homosexuelle und Atheisten ausgeschlossen. Proteste dagegen gewannen im Jahr 2000 an Dynamik, nachdem das US-Verfassungsgericht ihre Praxis gelten ließ, Homosexuelle auszuschließen. Pfadfindergruppen verloren danach die Unterstützung öffentlicher Schulen und von Institutionen, die eine Antidiskriminierungspolitik umsetzen.
Nun wird befürchtet, dass sich Kirchen zurückziehen: 70 Prozent der 100.000 Pfadfindergruppen in den USA werden kirchlich unterstützt. Insbesondere die katholische Kirche, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die Südliche Baptisten-Konvention sind gegen die Aufnahme homosexueller Mitglieder. „Homosexuelles Verhalten ist unvereinbar mit den Prinzipien im Pfadfindereid und dem Pfadfindergesetz“, sagte der Präsident des Exekutivkomitees der Südlichen Baptisten-Konvention, Frank Page.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten