piwik no script img

Mit virtuellen Kaufhäusern auf Du und DuSchwindender Glanz

Berlin (taz) – Der Glanz der Internet-Einzelhändler vergeht. Die Aktien der „Dot.com“-Firmen fallen rasant: Das Online-Auktionshaus EBay verlor seit seinem Börsenhöchststand Mitte 1999 rund 38 Prozent an Wert. Noch deutlicher fielen die Rückgänge bei priceline.com (62 Prozent) und theglobe.com (über 80 Prozent) aus. Diese Woche hat der Marktführer amazon.com angekündigt, erstmals 150 seiner weltweit 7.500 Mitarbeiter zu entlassen.

Der Hauptgrund sinkender Börsennotierungen sind die massiven Verluste der virtuellen Handelspioniere. Selbst für den Branchenprimus Amazon bleibt die Gewinnmarge in weiter Ferne. Für 1999 weist das Unternehmen operative Verluste von 780 Millionen Mark aus. 1998 waren es erst 148 Millionen Mark. Gleichwohl stieg der Umsatz um 169 Prozent auf 3,28 Milliarden Mark.

Auch der Konkurrenz ist es bisher nicht gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben: „Die Unternehmen müssen sich zwischen langfristigem Wachstum und kurzfristigem Profit entscheiden“, sagt Helmut Meitner, Internet-Unternehmensberater bei Roland Berger. Noch dominieren die Wachstumsperspektiven, die darauf zielen, die User-Zahlen ständig zu erhöhen. Amazon hat so im vergangenen Jahr seine Kundenzahl von 6,2 Millionen auf 16,9 Millionen erhöhen können. Neue Kunden zu werben gilt als Basis für ein lukratives Geschäft in der Zukunft. „Dabei fallen dreistellige Millionenbeträge im Marketing an“, erklärt Meitner die Verluste, „Marktanteile werden regelrecht erkauft.“

Durch die Ausweitung der Angebote – Amazon bietet neben Büchern mittlerweile CDs, Spiele und Gesundheitsprodukte an – wird laut Meitner dafür gesorgt, dass das Wachstum anhalte. Allerdings gehe er von einer Konsolidierung in den nächsten Jahren aus. „Einige Firmen werden wieder aussteigen, andere übernommen.“ Übrig bleiben nur die finanzkräftigsten Firmen. Ob den Aktienbesitzern Gewinne in ferner Zukunft bei aktuellen Dauerverlusten genügen, ist allerdings nicht gesichert. Einige Analysten befürchten bereits ein Ende der Geduld. Amazons Aktie fiel jedenfalls seit Mitte Dezember von 106 Dollar auf 69,5. Christian Krämer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen