piwik no script img

solidarpaktSchwere Schlappe

Nennen wir es eher ein Debakel oder ein Desaster? Mit der Bedeutung „unheilvoller Ausgang“ jedenfalls passt Debakel besser, um das Ergebnis der gestrigen Solidarpakt-Gespräche zu charakterisieren. Denn für den rot-roten Senat könnte das Scheitern ausgerechnet bei den Einsparungen im öffentlichen Dienst tatsächlich der Anfang vom Ende sein. Erinnern wir uns: Klaus Wowereit und mit ihm die SPD hatten bei Regierungsantritt vor allem ein konkretes Ziel. Das war der drastische Einschnitt bei den Personalkosten des Landes. Seit Berlins Insellage hat es noch kein Senat auch nur ansatzweise geschafft – oder gewollt – in dem aufgeblähten Apparat sinnvolle Einschnitte zu vollführen. Die Aufgabe is natürlich prekär.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Dass die Gewerkschaften ihrerseits das tun, was sie tun müssen, nämlich die Interessen ihrer Mitglieder nach Schema X vertreten, ist nicht weiter verwunderlich. Die Aufgabe des Senats ist es hingegen, die Haushaltsnotlage als Folie für kreatives Gestalten zu nutzen. Dazu gehört auch Mut zu einer grundsätzlichen Umgestaltung des „Betriebs Berlin“. Der ist bislang nicht ansatzweise erkennbar. Wo bleibt die umfassende Aufgabenkritik, wo der große Wurf zur Verwaltungsreform, wo die überzeugenden Vorschläge zur Zukunft Berlins? Stattdessen droht nun ein Megastreit mit den Gewerkschaften, Lawinen von Prozessen und Scharmützel um Tariflücken. Wer auch nur über Grundkenntnisse der Psychologie verfügt, weiß, dass sich mit dieser technokratischen Sparpolitik keine Solidarität erzeugen lässt. Genau die aber braucht Berlin. Sonst: Her mit der letzten Knete und nach uns die Sintflut!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen