Schwedischer Weltkriegsheld: Raoul Wallenberg für tot erklärt
20.000 ungarischen Juden verhalf der schwedische Diplomat im Zweiten Weltkrieg zur Flucht. Dann verschwand er spurlos. Jetzt gibt es ein Todesdatum.
Stockholm ap Schweden hat den Weltkriegshelden Raoul Wallenberg 71 Jahre nach seinem Verschwinden in Ungarn offiziell für tot erklärt. Die schwedische Steuerbehörde, die auch für die Auflistung von Geburten und Todesfällen zuständig ist, bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung Expressen.
Dem schwedischen Diplomaten wird zugeschrieben, im Zweiten Weltkrieg mehr als 20.000 ungarischen Juden bei der Flucht vor dem Holocaust geholfen zu haben. Es wird vermutet, dass er in sowjetischer Gefangenschaft starb. Der Zeitpunkt und die Umstände seines Todes sind jedoch bis heute ungeklärt.
In Schweden wurde Wallenberg bislang offiziell als vermisste Person betrachtet, obwohl die Behörden bereits vor langer Zeit die Hoffnung aufgegeben hatten, ihn lebend zu finden. Die Direktorin der Steuerbehörde, Pia Gustafsson, sagte der Nachrichtenagentur AP am Montag, dass am vergangenen Mittwoch entschieden worden sei, diesen Status zu ändern.
Als Todesdatum sei der 31. Juli 1952 gewählt worden, sagte Gustafsson. Fünf Jahre vor diesem Tag war Wallenberg als vermisst gemeldet worden. Laut schwedischen Richtlinien sollen Vermisste standardgemäß fünf Jahre nach ihrem Verschwinden für tot erklärt werden, wenn vermutet wird, dass sie gestorben sind.
Wallenberg war im Jahr 1945 verschwunden, nachdem ihn die Rote Armee festgenommen hatte. Die Sowjets dementierten zunächst, dass der Diplomat in ihre Gefangenschaft geraten sei, meldeten 1957 aber, dass er am 17. Juli 1947 in Haft an einem Herzinfarkt gestorben sei. Ein anderer Bericht deutete jedoch an, dass er sechs Tage später noch am Leben war. Weitere Personen meldeten noch Jahrzehnte später, Wallenberg angeblich gesehen zu haben.
Der im Jahr 1912 geborene Schwede half jüdischen Flüchtlingen aus Nazideutschland, indem er sie mit schwedischen Reisepässen ausstattete. In vielen Ländern wird mit Denkmälern an seine Heldentaten erinnert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern