Schweden zensiert Disney: Cartoons politisch korrekt
Im Lieblingsweihnachtsprogramm der Schweden hat Disney rumgeschnippelt. Die Schwarze Puppe und der Spielzeugmann mit Kippa wurden rausgenommen.
STOCKHOLM taz | Heiligabend wird nicht so sein wie immer in Schweden. Wenn sich die Nation kommenden Montag um 15 Uhr vor den Fernsehgeräten versammelt, um das traditionelle Weihnachtsprogramm zu gucken – keine Einzelsendung hat mehr ZuschauerInnen –, werden ein paar Sekunden fehlen.
„Kalle Ankas Jul“ („Donald Ducks Weihnachten“), seit 1959 die Einstimmung auf die Bescherung, ist eine Kultsendung und besteht aus einem einstündigen Zusammenschnitt verschiedener Disney-Zeichentrickfilme. Und in einem davon, der „Werkstatt des Weihnachtsmanns“, hat der Disney-Konzern in diesem Jahr zwei Szenen entfernt: eine schwarze Puppe mit dicken roten Lippen und einen Spielzeugmann mit übergroßer Nase und einer Kopfbedeckung, die wie eine Kippa aussieht.
Die Begründung: Es handle sich hierbei um nicht mehr zeitgemäße Stereotype, weshalb man den Film aus dem Jahre 1932 an ein internationales Publikum des Jahres 2012 angepasst habe. Ein „schwedischer Proteststurm“ (Svenska Dagbladet) brach daraufhin los. Arne Weise, ehemaliger Programmleiter von „Kalle Ankas Jul“, wundert sich nicht: „Für viele Schweden ist das Programm wie Religion.“
Daran irgendetwas zu ändern gelte nahezu als Sakrileg. Zusätzlich schwelt in Schweden schon seit Wochen eine Kulturdebatte zum Thema Rassismus. Ausgelöst durch die Entscheidung eines Verlags, sechs Kinderbücher zu stoppen wegen einer schwarzen Figur, die rassistische Stereotype bedienen könnte, und den Beschluss der Stockholmer Stadtbibliothek, zeitweise alle Exemplare von „Tim im Kongo“ aus den Regalen zu entfernen.
Man müsste dann recht viel aussortieren, auch einige Astrid-Lindgren-Bücher, wird zum einen argumentiert und vor Zensur gewarnt. Und von mehr als 40.000 Teilnehmern einer Webabstimmung der Tageszeitung Aftonbladet stimmten 96 Prozent gegen die Disney-Schnitte. Während andere Stimmen meinen, diese seien überfällig, und etwa der Verfasser Oivvo Polite fragt: „Warum sollte man 80 Jahre alten Rassismus wie guten alten Wein behandeln?“
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