Schulstart nach den Osterferien: Krieg und Corona
Die Gewerkschaft GEW mahnt zum Schulstart am Montag, das tägliche Testen beizubehalten. 2.000 ukrainische Kinder bisher in den Schulen angekommen.
Am Freitag vor dem Schulstart lag die 7-Tage-Inzidenz unter den 10-14-Jährigen bei 257,3. Unter den 5-9-Jährigen war sie mit 218,3 etwas niedriger und unter den 15-19 Jährigen mit 366,1 höher. Berlinweit sank die 7-Tage-Inzidenz erneut leicht auf 344 Infektionen pro 100.000 Einwohner*innen.
Das Hygienekonzept der Senatsbildungsverwaltung sieht in der ersten Woche nach den Ferien ein tägliches Testen der Schüler*innen vor. Damit möglicherweise infizierte Kinder am Montagmorgen gar nicht erst in der Schule auftauchen, sollen sich alle bereits Montagfrüh zu Hause testen. Die Schulen hatten dafür vor Ferienbeginn Testkits ausgeteilt.
Diskussionen darüber, die Testpflicht nach der ersten Schulwoche auszusetzen, hält Erdmann für „verfrüht“. Sicherheit sei aus der Sicht der Mehrzahl der Lehrenden weiterhin „das Gebot der Stunde“. Sinnvoll sei es, abzuwarten, wie sich das Infektionsgeschehen ohne die Maskenpflicht entwickelt und dann über ein Aussetzen der Testpflicht nachzudenken. Laut Senatsverwaltung ist aktuell geplant, ab der zweiten Schulwoche noch drei mal wöchentlich zu testen.
30 Lehrkräfte aus der Ukraine
Die zweite große Herausforderung, die den Schulbetrieb ab Montag erwartet, ist die Einbindung der vielen neuen Schüler*innen aus der Ukraine. Laut der Senatsbildungsverwaltung kamen bis zu den Osterferien bereits über 2.000 geflüchete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in den Berliner Schulen an. Etwa die Hälfte von ihnen lernt in Willkommensklassen. In diesen temporären Sprachlerngruppen soll ihnen der Einstieg in den Regelschulbetrieb erleichtert werden. Auch Lehrkräfte aus der Ukraine unterstützen dabei, aktuell 30 an der Zahl. Weitere werden laut Senatsbildungsverwaltung folgen.
Die GEW schätzt die Situation für Berlin herausfordernder ein als in den Jahren 2015/2016,als viele Geflüchtete aus Syrien in Berlin ankamen. Zum einen seien mehr Menschen im schulfähigen Alter gekommen als damals, wodurch sich der „Schulplätzemangel verschärfe“. Andererseits sei der „Lehrkräftemangel heute problematischer“, da „weniger Fachkräfte unmittelbar und adhoc für einen Quereinstieg zur Verfügung stehen“, so Erdmann. Im Resultat bedeute das in absehbarer Zeit eine „Verdichtung der Klassen, also mehr Kinder pro Raum. Das kann aber nicht die langfristige Lösung sein“, fügt Erdmann hinzu.
Noch vor den Osterferien hatte die GEW gestreikt, weil sie tarifvertraglich kleinere Klassen durchsetzen will. Dass diese Forderung vom Senat umgesetzt wird, ist aber wenig wahrscheinlich. Die Senatsverwaltung für Finanzen wies Verhandlungen ab, da die Tarifgemeinschaft der Länder einen tariflichen Sonderweg Berlins nicht zulasse. Erdmann sieht das anders. Auch bei der Brennpunkt- und Hauptstadtzulage habe Berlin eine Sonderregelung umgesetzt: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
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