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Archiv-Artikel

Schule macht Angst

Kinder sorgen sich mehr um ihre Noten als um Krieg

BERLIN taz ■ Vor kurzem noch standen Schüler auf der Straße und demonstrierten gegen den drohenden Irakkrieg. Doch es sind weder der Krieg noch der Tod, die den Kindern die meiste Angst einjagen. Kinder zwischen neun und zwölf Jahren fürchten sich laut einer Umfrage in Nordrhein-Westfalen: vor Schulversagen. Die Umfrage wurde von der Initiative Junge Familie der Landesbausparkasse (LBS) mit 2.000 Schülern gemacht.

Gegenüber einer früheren Umfrage (2001) ist der Prozentsatz leicht gestiegen. Sowohl bei Mädchen (29,9 Prozent), als auch bei Jungen (31,9 Prozent) zählen schlechte Noten und Sitzenbleiben zu den persönlichen Horrorszenarien. Die Angst nimmt in allen befragten Jahrgängen den ersten Platz ein, aber der Anteil der Kinder steigt von 18,8 Prozent in der vierten Klasse auf 39,4 Prozent in der siebten an.

Ein hoher Anteil dieser Kinder sind Immigranten. Interessant ist auch, dass ausländische Kinder als weitere Ängste Alleinsein und Gewalt angeben, deutsche Kinder dagegen eher Angst vor einem Amoklauf haben – oder davor, selbst krank zu werden.

„Schulversagen verbinden viele Kinder mit der Angst, arbeitslos zu werden im späteren Leben“, so das Kinderbarometer der LBS. Wenn man sich die Arbeitslosenzahlen in Deutschland anschaut, weiß man: Die Angst ist berechtigt. Wird einem doch heutzutage in der Schule wie auch von den Eltern eingebläut, dass man „ohne guten Abschluss keine gute Arbeit“ bekommen wird. Zudem kommt noch der Streit mit den Eltern, wenn schlechte Noten geschrieben werden. Laut einer anderen Studie der LBS über Streit in der Familie waren schulische Themen mit 24 Prozent der häufigste Streitpunkt.

Die Studie hat das Pro Kids Institut in Herten erhoben. Christian Klöckner von Pro Kids meint, „dass gerade die Kinder aus Schulen gute Ergebnisse erzielen, in denen eine angstfreie, motivierende Atmosphäre im Schulalltag vorherrscht“. Die Ergebnisse seien deswegen aufrüttelnd.

Angstfreies Lernen, wie es in Finnland betrieben wird, das hat auch die Pisa-Studie gezeigt, kann viel bessere Lernergebnisse hervorbringen. HANNA HUBER