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Schule der Surfer

■ Weltgewandt: die „Leopold Kraus Wellenkapelle“ spielt im Golden Pudel

Um Leopold Kraus ranken sich Legenden, vor allem in Nordost- und Südwestdeutschland. Nachdem er in den frühen 60er Jahren als einziger Wellenreiter der DDR republikweit bekannt wurde, weil er angeblich die größte Ostseewelle aller Zeiten geritten war, geriet auch seine spätere Republikflucht zum Gegenstand wilder Spekulationen: Es heißt, er sei auf seinem Brett von Rügen nach Finnland gelangt. Dort verliert sich dann die Spur des „Gerry Lopez von Rügen“, bis er Mitte der 90er Jahre im Südschwarzwald wieder auftauchte, wo er 1995 die Freiburger Surf- und Rockschule gründetet, die sich zum Ziel gesetzt hatte, „aus jungen Halbstarken stilsichere und weltgewandte Menschen“ zu machen.

Sicher ist jedenfalls, dass die Leopold Kraus Wellenkapelle, die heute Abend im Golden Pudel Club ihr Programm vorstellen wird, aus dem Südschwarzwald kommt und ihre Mitglieder von sich behaupten, Absolventen dieser in Deutschland einzigartigen Bildungseinrichtung zu sein. Und nach dem Hören ihrer zweiten, soeben erschienenen Single Trotzki glaubt man das sofort. Der Surf-Rock der Wellenkapelle klingt wirklich weltgewandt und stilsicher. Hier verlässt man sich nicht einfach auf die Wirkung des Man or Astro Man?-Bretts. Wo nötig, werden die scharfen Kanten des Instrumental-Rocks durch die smoothen Kurven des Swing, die Bläsersätze des Swing wiederum durch das urproletarische Kazoo ersetzt. Denn neben Dach-, Windkanal- und Channelsurfen wird in Freiburg auch Bistrosurfen unterrichtet. scho

heute, 21 Uhr, Golden Pudel

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