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■ SchuldenSchon als Kind ein eigenes Girokonto

Comic-Helden, Kinder-Clubs auf Zooreisen, ein virtueller Kontaktanzeigen-Service für den surfwütigen Nachwuchs: In millionenschweren Werbeoffensiven buhlen die deutschen Kreditinstitute um Kinder und Jugendliche.

So verfügen heute nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Banken bereits mehr als zwei Drittel aller deutschen Teenager über ein Schüler-Girokonto. Für die Banken ist das ein wichtiger Standortfaktor: Schließlich rechnet man mit großer Kundentreue. „80 bis 90 Prozent aller Kunden“, schätzt man bei der Berliner Filiale der Deutschen Bank, bleiben dem Institut treu, bei welchem sie ihr erstes Girokonto eröffnet haben.

Zudem bieten die jugendlichen Sparer auch dem Handel eine lukrative Geldquelle, die es anzuzapfen gilt: Immerhin, so berechneten Wirtschaftsexperten des Diakonischen Werks, verfügen Kinder zwischen sieben und 15 Jahren über ein Taschengeld von zusammen zwölf Milliarden Mark. „Rund 15 bis 20 Milliarden Mark“, schätzt der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Thomas Werz, geben die sechs- bis 17jährigen jährlich aus. Soviel, wie sie auf Sparkonten gelagert haben.

Doch genau darauf haben es die Anbieter zunehmend abgesehen, kritisieren die Schuldnerberater. Die Strategien der Werbepsychologen orientieren sich an jugendlicher Spontaneität. Mit stereotyper Vehemenz fordern „Jetzt kaufen“-Parolen zu sofortigem Konsum. Obwohl Minderjährige ohne regelmäßiges Einkommen nur mit Einverständnis von Eltern und Vormundschaftsgericht Schulden machen dürfen, gab die Universität Bielefeld zu Jahresbeginn bekannt: 20 Prozent der Jugendlichen haben sich langfristig irgendwo Geld geborgt. Mehr als zwölf Prozent hatten ihr Konto überzogen.

Schon vor zwei Jahren hatte sich das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen mit einer Verlautbarung an die Banken gewandt: Die Bestimmungen für Minderjährige sollen künftig beachtet werden. Tilman Weber

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