Schuldebatte: Jugend fragt Senatorin aus
Gut 170 SchülerInnen diskutieren im "SchülerInnenforum" über die Schulreform und befragen Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL) kritisch zu den strittigen Punkten.
Großes Gelächter erfüllte am Mittwoch die Aula des Instituts für Lehrerfortbildung, als Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) auf dem Podium ihr grünes Mikrofon weggenommen und durch ein schwarzes ersetzt wurde. Auch die Senatorin schmunzelte, wischte jedoch alle Doppeldeutigkeiten und Parteischarmützel weg. "Es ist gut, dass sich alle Parteien gemeinsam für die Schulreform ausgesprochen haben", sagte Goetsch, die anlässlich des 19. SchülerInnenforums zu Gast war.
Über 170 SchülerInnen waren zusammengekommen, um unter dem Motto "Was wird nun aus uns? Wir wollen endlich Schulfrieden!" über die Auswirkungen des Volksentscheids zur Schulreform zu diskutieren. "Das ist eine Rekordbeteiligung", freute sich Frederic Rupprecht, der Landesvorsitzende der SchülerInnenkammer Hamburg. Vielen Interessierten habe das Organisationskomitee leider absagen müssen. "Das zeigt, wie wichtig dieses Thema ist", sagte Rupprecht, der mit 17 Jahren selbst noch Schüler ist.
Das Teilnehmerfeld war breit gemischt, von SonderschülerInnen, über BerufsschülerInnen bis GymnasiastInnen waren alle Schulformen vertreten. FünftklässlerInnen diskutierten mit angehenden AbiturientInnen zunächst in Kleingruppen über Unterrichtsqualität, Klassengröße und wie die Reform realistisch umgesetzt werden solle. Die Tendenz der SchülerInnen war eindeutig: "Es muss ein Wandel ins Schulsystem kommen", sagte Rupprecht. Die Initiative "Wir wollen lernen" von Walter Scheuerl lehne man ab.
Die Kritikpunkte, die die SchülerInnen in Workshops erarbeiteten, wurden Goetsch dann im Plenum vorgetragen. Wichtigster Punkt war die Kritik an der Informationspolitik der Regierung. Die SchülerInnen kritisierten, dass zu wenige SchülerInnen richtig über die Reformpunkte Bescheid wüssten. Sie forderten eine radikale Aufklärung. Goetsch zeigte Verständnis, wies jedoch auch darauf hin, dass zahlreiche Schulbriefe an die Schulen verschickt wurden. Diese seien jedoch offensichtlich nicht an die SchülerInnen weitergereicht worden.
Für die Zukunft versprach sie weitreichende Informationsmaßnahmen wie Plakat-Aktionen und Informationsveranstaltungen für Lehrer, SchülerInnen und Eltern. "Wir wollen, dass alle Lehrer bis ins Detail über die Reformpläne Bescheid wissen", sagte Goetsch. Mit der von Seiten der SchülerInnen wahrgenommenen Überforderung der LehrerInnen konnte die Senatorin nicht viel anfangen. Sie wies darauf hin, dass bereits 6.200 LehrerInnen freiwillig an Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen hätten. Die Reform werde "kein Experiment, die Kinder keine Versuchskaninchen".
ist ein von der SchülerInnenkammer Hamburg initiiertes Treffen von Schülerinnen und Schülern. Es findet mehrmals im Jahr statt.
Als "Basiselement der Meinungsbildung" hilft es, einen Überblick über die Stimmung in der Hamburger Schülerschaft zu bekommen.
Die erarbeiteten Forderungen werden der Schulsenatorin vorgelegt und mit ihr diskutiert.
Die Foren sind themenbezogen, jeder Schüler kann sich für die Veranstaltungen anmelden. Diesmal lautete das Motto "Wir wollen endlich Schulfrieden".
Große Sorge äußerten die SchülerInnen auch über die Dauerhaftigkeit der Maßnahmen. "Wer garantiert uns, dass die kleinere Klassen und die Leistungsverbesserung auch langfristig eingehalten werden", fragte ein Schüler im Plenum. Goetsch argumentierte, dass der mit der SPD geschlossene Schulfrieden und das Schulgesetz dafürsprechen würden.
Die Forderung nach einer Evaluation des Unterrichts durch alle SchülerInnen und nicht nur durch Experten im Bildungsausschuss, setzten Goetsch, die die "hohe Kompetenz der Fachfragen" lobte, und die Vertreter der SchülerInnenkammer auf die Agenda des kommenden Forums. "Damit werde ich mich nun intensiver beschäftigen", sagte Goetsch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter