: Schülerproteste in Hannover
■ 15.000 Schüler forderten Zurücknahme der Oberstufenreform / „Madrid, Paris, Hannover“
Aus Hannover Jürgen Voges
Die „Reformpläne“ ihres Kultusministers Bernd Oschatz für die Sekundarstufe haben die Schüler aus den niedersächsischen Großstädten auf die Straße gebracht: Mit Transparenten wie „Elite ist Schiete“ oder „Madrid, Paris, Hannover“ demonstrierten gestern in Hannover 15.000 Schüler von Gymnasien und Gesamtschulen aus Braunschweig, Göttingen und dem ganzen Großraum Hannover. Die meisten Gesamtschulen und Gymnasien in Hannover und Umgebung wurden gestern bestreikt - an einigen von ihnen laufen schon seit zwei Tagen Aktionen. Unmittelbarer Anlaß für den Zorn der Schüler ist die geplante Änderung des Fächerkanons an der Oberstufe, durch den vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer im Abitur mehr Gewicht erhalten sollen. Unter den vier Prüfungsfächern, die der Schüler für das Abitur zu wählen hat, sollen in Zukunft Deutsch oder eine Fremdsprache und Mathematik oder zwei Naturwissenschaften Pflicht sein. Der Landesschülerrat, der die Demonstration veranstaltete, befürchtete aber, daß diesem ersten Schritt die Aufstockung der Leistungsfächer von zwei auf drei und am Ende die Einführung eines Zentralabiturs folgen sollen. Dies dementierte das Kultusministerium allerdings jetzt. Auf der Kundgebung machten die Schülervertreter auch gegen die vom Kultusministerium beschlossene Einführung einer sogenannter D– Zug–Klassen Front, in der in Modellversuchen mit einzelnen Schulen schon nach nur zwölf Jahren das Abitur erreicht werden soll. Auf der Kundgebung sicherten die Grünen, die GEW und der niedersächsische SPD–Fraktionsvorsitzende den Schülern ihre Unterstützung zu. Die Wehmut Ich hab einen Haß, einen grimmigen Haß Und weiß doch selbst nicht recht auf was. Ich bin so elend, so träge und faul Wien abgeschundner Ackergaul. Ich hab einen bösen Zug im Gesicht. Mir ist niemand Freund, ich will es auch nicht. Ich hab eine Wut auf die ganze Welt. In der mir nicht mal mehr das Laster gefällt. Und schimpfe und fluche, ich oller Tor Und komme mir sehr dämonisch vor. Alfred Lichtenstein
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen