Schüler und Studierende demonstrieren: Bildungsprotest mit halber Kraft
Mehrere tausend Menschen gehen für Bildungsreformen auf die Straße. Teilnehmerzahl der letzten Demos wird nicht erreicht.
Der Alexanderplatz rund um den Neptunbrunnen ist kurz vor Beginn der Bildungsdemonstration nur locker gefüllt. Die Demonstranten sitzen im Schatten der Bäume; nur vor dem Lkw, der als Bühne gedacht ist, versammelt sich eine Menschenmenge. "Alle Probleme aufzuzählen, wegen der wir hier sind, würde Wochen dauern", ruft der Redner vom Schülerbündnis "Bildungsblockaden einreißen" in sein Mikro. Die Demonstranten jubeln.
Mehrere tausend Schüler, Studenten und Auszubildende haben sich auf dem Platz versammelt, um mit einer Demonstration durch die Innenstadt für eine bessere und besser finanzierte Bildung zu demonstrieren. Bei den beiden Protestwellen im vergangenen Jahr waren noch jeweils mehr als 10.000 Demonstranten auf die Straße gegangen.
Die Forderungen gleichen denen der letzten Proteste: kleinere Klassen an Schulen, ein selbst bestimmteres Studium und einen unbeschränkten Zugang zum Master - wenn schon nicht wieder zu Magister- und Diplom-Studiengängen zurückgekehrt werde. "Am problematischsten finde ich die Selektion, die es immer noch im Bildungsbereich gibt", sagt HU-Studentin Verena, die mit mehreren Kommilitonen zu der Demonstration gekommen ist. Auch wenn bei den Bachelor-Studiengängen einzelne kleine Korrekturen angekündigt wurden - die soziale Ausgrenzung im Bildungsbereich gehe in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unter, kritisieren sie.
"Es kommt derzeit zu einer Entwertung aller akademischen Grade", kritisiert Student Carsten. Er hat ein Stück Pappe mit einem "neuen 3-stufigen Studienmodell beschriftet". Ganz unten befindet sich der Bachelor, darüber der Master, ganz oben hat Carsten "Hartz IV" geschrieben. "Ich erwarte in den kommenden Jahren erst den Master und dann das hier", erklärt er und zeigt auf das oberste Feld. Eine Kommilitonin ergänzt: "Ich kenne genügend Leute, die gute Masterabschlüsse haben und jetzt seit einem Jahr arbeitslos sind."
Doch wieso ist die Teilnahme an den Protesten dieses Mal deutlich geringer als in der Vergangenheit? "Ich glaube schon, dass eine große Menge der Studenten unsere Forderungen unterstützt, aber sich nicht aktiv einbringt", sagt Verena. Karo, ebenfalls von der HU, weist auf das Dilemma, in dem Studierende stecken. "Mit dem Bachelor ist heutzutage so viel zu tun, dass es schwierig wird, eine große Masse an Menschen zu mobilisieren."
Die Organisatoren, die von 7.000 bis 10.000 Teilnehmern sprechen, ziehen trotzdem eine positive Bilanz: Die vergangenen Proteste hätten das Thema in die Öffentlichkeit gebracht, nun gehe es vor allem um inhaltliche Arbeit.
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