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Schüler-Demo gegen Rassismus und die AfDWednesdays for Vielfalt und gegen den Rechtsruck

Kommentar von Johanna Weinz

Mindestens 1.200 Schü­le­r:in­nen stellen sich am Mittwoch gegen den Rechtsruck. Sie fürchten um ihre Zukunft – und träumen von mehr Solidarität.

Sie dürfen nicht wählen, aber sie haben eine Stimme: Berlins Schü­le­r:in­nen Foto: Johanna Weinz

M an könnte meinen, man habe sich am Wochentag geirrt. Ist heute vielleicht doch schon Freitag? Zumindest ein paar Pas­san­t:in­nen scheinen verdutzt, als sie die Schülerdemo „Eure Wahl, unsere Zukunft, Rechtsruck verhindern“ durch Steglitz laufen sehen. „Na kleen is die Demo ja nich gerade“, berlinert eine Frau und bleibt stehen.

Initiiert wurde die Demo, deren Aufruf sich an alle Berliner Schulen richtete, von der AG Fichte ohne Rassismus von der Fichtenberg-Oberschule in Steglitz. Diese hatte bereits vergangenes Jahr nach der Correctiv-Recherche über die Deportationskonferenz in Potsdam mehrere Tausend Schü­le­r:in­nen auf die Straße mobilisiert. Am Mittwoch protestierten laut Polizei 1.200 Menschen, die Ver­an­stal­te­r:in­nen sprachen gar von 6.000 Teil­neh­me­r:in­nen – eine großzügige Schätzung. Am Protest beteiligten sich demnach Schü­le­r:in­nen aus mindestens 20 Schulen.

Viele haben selbst gestaltete Banner und Plakate dabei. „AfD auf keinen Fall, Digga“, steht darauf etwa, oder „Die Rechten nerven mehr als meine Leh­re­r:in­nen (viel)“. Inmitten der jungen Menschen sind auch Lehrer:innen, Eltern und die Omas gegen Rechts. „Schulen sind ein Ort der Demokratie. Wir sehen diesen Ort durch den Fall der Brandmauer und die menschenrechtswidrige Migrationspolitik aber gefährdet“, sagte Jonathan Walker vom Bündnis Fichte ohne Rassismus der taz.

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„Es ist eure Wahl, aber unsere Zukunft“, ist von verschiedenen Red­ne­r:in­nen immer wieder zu hören. Von der Bühne heißt es: „Die einzig wichtige Grenze ist die gegen Rechtsextremismus“ – da applaudieren die Schü­le­r:in­nen laut. Sie appellieren an die Erwachsenen, bei der Wahl am Sonntag an sie zu denken. Als von der Bühne gefragt wird, wer nicht wählen darf, heben fast alle den Arm. Bei der Frage, wer alles gerne wählen würde, sind alle Hände oben.

Traum von der solidarischen Gesellschaft

Die Sonne strahlt. Überall wuseln junge Menschen. Es ist ein bisschen chaotisch. Und emotional. Eine Frau am Rande scheint sich eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Oder war es doch die Sonne?

„Wir sind hier, weil wir unsere Leben retten müssen“, sagt Safia, 15, zur taz. „Damit unsere Zukunft nicht aus geschlossenen Grenzen und Rechtsextremen besteht. Wir wollen Rechte haben und in Deutschland bleiben“, sagt sie. Auch Anna-Lisa, ebenfalls 15, kritisiert die aktuelle Migrationspolitik. „Ich finde es falsch, dass immer gesagt wird, dass Ausländer an allem schuld sind. Die Probleme sind in der ganzen Gesellschaft, und ohne Migration würde hier nichts funktionieren“, sagt sie. Immer wieder wird der Wunsch betont, in einer sozial- und klimagerechten Gesellschaft aufzuwachsen.

Als sich die Demo wieder in Bewegung setzt, rufen die Schüler:innen: „Sie haben Hass, wir haben Haltung“ und „Alice Weidel auf den Mond, das ist Raumfahrt, die sich lohnt.“ Friedrich Merz schicken sie direkt hinterher.

Die Lautsprecher hängen ein bisschen, ein Redebeitrag bricht mittendrin ab. Trotzdem würde man sich wünschen, dass die jungen Menschen am Sonntag auch ihre Stimme abgeben dürften. Denn die haben sie.

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Hat Geographie und Germanistik in Freiburg studiert. Begeistert sich besonders für Klimafragen, soziale Gerechtigkeit und Literatur.
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2 Kommentare

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  • Wednesday? Warum nicht einfach Mittwoch?



    Klingt halt cool, Wednesday statt Mittwoch zu schreiben.



    Einfach billigste Masche.

  • Toller Text!



    Wie schön die Aussichten für Deutschland wären, wenn all die engagierten jungen Menschen diesen Sonntag wählen dürften.