piwik no script img

Schrumpfung 1993

■ Bruttoinlandsprodukt: -1,3 Prozent

Berlin (AP/taz) – Die schärfste Rezession der Nachkriegszeit hat das gesamtdeutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1993 um 1,3 Prozent sinken lassen. Wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, sank das BIP im Westen um 1,9 Prozent. Dies war der stärkste Rückgang seit 1945. Im Osten stieg die Wirtschaftsleistung 1993 dagegen noch einmal um 6,3 Prozent.

Die Hoffnungen auf eine schnelle Konjunkturwende zum Jahresende erlitten einen Dämpfer. Der Leiter der Behörde, Hans Günther Merk, erklärte, das BIP sei im vierten Quartal zwar stabil geblieben, aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum immer noch um 0,7 Prozent zurückgegangen. „Damit ist die rezessive Entwicklung zum Stillstand gekommen und die konjunkturelle Talsohle offenbar durchschritten“, sagte Merk. Wann die Konjunktur allerdings wieder anziehen werde, könne nicht vorhergesagt werden.

Der Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung, Herbert Hax, erwartet auch für 1994 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Westen, besserenfalls eine Stagnation. „Die Zeichen einer Wende sind noch nicht deutlich genug, daß man sagen könnte, es geht aufwärts“, meinte der Wirtschaftsprofessor gestern.

Noch stärker als das Bruttoinlandsprodukt ging 1993 das Bruttosozialprodukt (BSP) zurück. Es sank in Gesamtdeutschland um 1,7 Prozent, im Westen um 2,3 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt repräsentiert die in einem bestimmten Zeitraum von Unternehmern, Verbrauchern und Staat in Deutschland erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen. Das Bruttosozialprodukt mißt demgegenüber die Güter und Dienstleistungen, die mit deutschen Arbeitskräften und deutschem Kapital produziert wurden, unabhängig davon, ob diese Leistung im In- oder Ausland erbracht wurde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen