Schrottautos in Hamburg: Nehmt euren Müll vom Straßenrand!
Gut 35.500 Quadratmeter Stadtraum werden in Hamburg mit alten Autos zugerümpelt. Knapp eine Million Euro kostete das die Stadt Hamburg in fünf Jahren.
W as könnte man in einer dicht besiedelten Stadt mit insgesamt 35.500 Quadratmetern Fläche machen? Vielleicht fünftausend Blumenbeete bauen? Oder 355 Spielplätze? 3.500 öffentliche Toiletten? Ein paar Tausend Parkbänke und Tische aufstellen? Schön wäre das, oder? Wenn sie in Hamburg leben, können Sie mit dem Träumen gleich wieder aufhören. Denn der Platz ist zugerümpelt mit Metallschrott.
Genauer gesagt, mit unrechtmäßig abgestellten Autos, die von ihren Halter*innen abgemeldet und anschließend im öffentlichen Raum stehen gelassen wurden. 4.500 Fahrzeughalter*innen musste die Stadt Hamburg im vergangenen Jahr dazu auffordern, ihre Schrottautos zu entfernen. Wenn man für jedes dieser Autos einen Flächenverbrauch von sieben bis acht Quadratmetern rechnet, dann sind das gut 35.500 Quadratmeter, die zweckentfremdet wurden, weil Autofahrer*innen nicht die Verantwortung für ihren Müll übernommen haben.
Im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld, dort, wo das Parken noch umsonst ist, sieht man an den Straßen und auf Parkplätzen immer wieder Autos, an deren Gummidichtungen und Scheibenwischern sich Moos angesetzt hat. Die Reifen dieser Autos sind schon längst platt. Die Karossen sind verdreckt. Manche haben einen matschigen Haufen alter Kastanien auf dem Dach oder sitzen bis zur Stoßstange in einem Haufen Laub.
Irgendwann klebt dann ein knallig orangefarbener Zettel auf der Windschutzscheibe, der die Halter*innen dazu aufruft, ihre Karren zu entsorgen. Bis es dazu kommt, sind aber oft schon sechs Monate vergangen. So lange braucht es nämlich, bis die Stadtreinigung überhaupt darauf kommt, dass die Dinger wohl nicht nur einfach geparkt sind, sondern offensichtlich nicht mehr benutzt werden. Oder bis Anwohner*innen die Autos gemeldet haben. Das geht übrigens ganz einfach online.
Auf den Kosten bleibt die Stadt sitzen
Der Großteil der Schrottautos wurde 2023 zwar – wohlgemerkt nach der Aufforderung – entfernt, trotzdem musste die Stadt 930 Autos selbst abschleppen. In den Jahren 2019 bis 2023 waren es 2.170 Fahrzeuge, die die Stadt verschrotten musste. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des umweltpolitischen Sprechers der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Sandro Kappe, hervor.
Auf den Kosten – rund 394.000 Euro in fünf Jahren – blieb die Stadt sitzen. Für die Aufbewahrung von abgeschleppten Autos sind in der gleichen Zeit sogar Kosten von rund 579.000 Euro entstanden. Bei der steigenden Zahl der gemeldeten Autos in Hamburg kann das Problem in Zukunft sogar noch größer werden.
Liebe Autofahrer*innen, wenn ihr schon zu deren Lebzeiten mit euren Karren die Straßen, Bürgersteige und die Luft verstopft, vollparkt und verpestet, dann sorgt doch wenigstens nach deren Ableben dafür, dass sie die Allgemeinheit nicht weiter belasten. Moos kann ja sehr hübsch sein, aber nicht auf krümeligen Scheibenwischern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“