: Schröder nicht in Sicht
■ Sehnsüchtig blickt die SPD nach Niedersachsen. Ein Siegertyp ist nicht zu finden
Die Berliner Sozis freuen sich. Doch die Ursache des spontanen Glücksgefühls liegt nicht an der Spree. Der Blick nach Westen bringt's: der Wahlsieg des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Von „einem grandiosen Wahlerfolg“ und „einem großen Sieg“ schwärmen die Berliner GenossInnen; sie hoffen auf „Stärkung“ und „Aufwind“, die nun von Hannover nach Berlin ziehen sollen. Auch ein bißchen Sehnsucht und etwas Neid dürften mitschwingen in der neuen sozialdemokratischen Euphorie: Ein Siegertyp wie Schröder ist bei der Berliner SPD nicht in Sicht.
Wer könnte es werden, der hiesige SPD-Spitzenkandidat? „Das werden wir entscheiden, wenn es ansteht“, biegt Parteisprecher Frank Zimmermann ab, und auch Landesgeschäftsführer Rudolf Hartung erklärt: „Jetzt kommt erst mal die Bundestagswahl.“ Wer die SPD am ehesten zum Sieg gegen Diepgen führen kann, dazu will sich kaum eine/r der GenossInnen äußern. Nur SPD-Vize Klaus-Uwe Benneter hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Wenn einer so eine Rolle spielen könnte wie Schröder in Niedersachsen“, sagt er, „dann fällt mir zuerst Peter Strieder ein.“ Noch haben sie scheinbar Zeit, die GenossInnen an der Spree. Denn trotz neuer Begeisterung für die eigene Partei ist ein Koalitionsbruch samt Neuwahlen nicht in Sicht. Benneter ist zwar auf den nächsten Ärger gefaßt, aber „daß vor 1999 gewählt wird, ist nicht abzusehen“. „Der Berliner SPD sollte das gute Ergebnis von Niedersachsen das Selbstvertrauen geben“, fordern dagegen die Bündnisgrünen, „um das Trauerspiel namens Große Koalition endlich zu beenden.“ sam
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