■ Schöner leben: Warentrennholz?
„Hast du mal zwei von diesen linsenköpfigen-mit-zwei- abgerundeten-Beinen-versehenen-goldfabenen-Metalldingern-mit-denen-man-D rucksachen-verschließt für mich?“ Erstaunlich groß ist die Zahl von Dingen, die man tagaus, tagein benutzt, ohne ihren Namen zu kennen. Versucht man es doch, ist heilloses Gestammel die Folge, und am Ende greift man lieber zum Stift und fertigt eine Skizze an. Oder welchen Namen haben Sie für dieoft-mit-Gold-oder- Silberpapier-umhüllten-zwei- etwa-drei- Zentimeter-langen- parallel-liegenden-Drahtenden auf Lager, mit denen gemeinhin Beutel verschlossen werden? Wie heißt die Um-die-Ecke- Schere-im-Verbandskasten? DasHolz-mit-dem-man-Zeitungen-einquetscht-damit-der Zahnarzt-sie-aufhängen-kann? Sind all diese Dinge mißachtet, eines Namens unwürdig? Oder entziehen sie sich schlau unserem definitorischen Zugriff? „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ schrieb mein Vater, ohne Quellenangabe (Jes. 43;1), in meine Geburtsannonce und handelte danach.
Einer eigentlich ja namenlosen Zeitung wie dieser, die seinerzeit aus definitorischer Not auf die Gattungsbezeichnung zurückgriff, steht es gut zu Gesicht, so kurz vor Weihnachten an die anderen Namenlosen zu erinnern. Gedenken wir also eines schlichten Holz- oder Plastikstabes, meist öde lackiert, angeschmuddelt, abgegriffen, mit Aufdrucken wie DER NÄCHSTE BITTE, NÄCHSTER KUNDE oder auch EDEKA. Der Stab dient dazu, die noch unbezahlte Ware des Kunden A von der noch unbezahlten Ware des Kundes B auf dem Förderband der Supermarktkasse voneinander zu trennen. Fragen Sie die Kassierinnen nach dem Namen dieses meist rüde behandelten Gegenstandes – ich verspreche Ihnen tiefe linguistische Freuden!
Burkhard Straßmann
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