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■ SchnittplatzBertelsmannkirchspiel

Es sind immer die Feiertage. Auch sonst ist die Verlaufsform so vorhersehbar wie die der Juhnkeschen Quartalsexzesse: Irgendein Blatt legt mit der Meldung vor, die Konzerne Kirch und Bertelsmann ständen vor einer Einigung. Wo und wie auch immer. Egal: Bertelsmann, Kirch, Einigung. Das reicht. Damit setzt sich der Troß in Bewegung. Pressesprecher werden vom Strand geholt, die Fachjournaille rast von selbst zusammen.

Pfingsten war es wieder soweit: Die Süddeutsche auf Seite 1: Bertelsmann, Kirch, Einigung. Und Telekom. Und NRW-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. Und „Geheimtreffen“. Von Minister Clement hatte man offenbar ein laues Zitat: Man sei „einen großen Schritt vorwärts“ gekommen und überhaupt „sehr optimistisch“. Aber das sagen Politiker doch eigentlich immer.

Diesmal folgte der Kater schon am selben Tag den aufgeregten Telefonaten der Fachwelt, die stets wie die La-ola-Welle zwischen München und Gütersloh hin- und herschwappen. Gesprochen wurde über Einigungen, heraus kam nicht soviel.

Das letzte Mal war am 1. Mai. Aber da war wohl nur ein Chefredakteur des Fachblatts werben & verkaufen zu oft mit Kirchs DF 1- Programmchef Wolfram Winter Tennis spielen gewesen. Und Kirch lanciert schon mal ganz gern eine Einigungsmeldung, wo Wunsch der Vater ist. Auch da ging es recht schnell, bis alle gähnten. Im letzten Sommer hatte die mediale Überhitzung noch jeweils Wochen angehalten. Immer neue Meldungen fachten sie an. Die Kraft läßt eben nach. Das Bertelsmann-und-Kirch-Einigungsspiel der Medienjournaille funktioniert nämlich wie das Märchen vom Jungen, dem das Schafehüten langweilig wird: „Der Wolf, der Wolf!“ ruft er – alles rennt. Nun wurde schon ein bißchen oft gerufen: Allein siebenmal im letzten Jahr haben wir gezählt. Kein Wunder daß sich die Maschine nur noch müde in Bewegung setzt.

Eine Mischung aus Furcht und Bewunderung löst den Taumel aus. Der Rest des deutschen Hugenberg-Syndroms mischt sich mit der Lust, dabeizusein, wo große Player spielen. Die Medienjournaille will mitspielen. Sie sollte sich lieber abwenden. Lutz Meier

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