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■ SchnittplatzJagd nach dem verlorenen Sohn

Leo Kirch hat einen Sohn, laut Gala und Bunte „begehrter Junggeselle“ der Isar-Schickeria, der in der Aktionärs- und Medienwelt mitmischt. Grund genug, ihn zu einer Verlagsparty einzuladen. Der Brief dazu ist fertig, aber die Adresse fehlt. Mit einem Anruf im Büro des Vaters sollte das Problem zu lösen sein. Doch die alte Kirch- Nummer im Adreßbuch stimmt nicht mehr. Also muß die Auskunft ran: „Platz 40, guten Tag.“ „Die Kirch-Gruppe in München, bitte. Die Firma von Leo Kirch.“ „Ist nicht verzeichnet. Nur ein Architekturbüro Kirch.“ Seltsam. Fungiert das Imperium unter Decknamen? Erstes Mißtrauen. Dann scharf kombiniert: Sat.1 versuchen. Der Sender gehört doch letztlich zur Kirch-Familie. Die weibliche Stimme in der Pressestelle klingt alarmiert: „Wir wissen nicht, wo man Thomas Kirch erreichen kann. Ich kann Sie höchstens an unsere Zentrale geben. Tut mir leid.“

Noch seltsamer. Das schreit nach Recherche. Nächstes Glied in der investigativen Kette: Pro 7. Der Pressemann kann leider nicht weiterhelfen: „Am besten wenden Sie sich an die Kirch-Gruppe.“ Er rückt sogar eine Durchwahl raus. Befremden und Irritation am anderen Ende der Kirch-Leitung: „Sie wollen Thomas Kirch einladen, nicht Leo Kirch? Also, hier ist der nicht zu erreichen.“ „Aber er hat doch sicher ein Büro, eine Sekretärin oder irgendeine Adresse?“ „Vielleicht. Aber nicht hier. Versuchen Sie es bei TV-München.“ Anruf bei TV-München, Aufsage des Sprüchleins. Verlegene Reaktion: „Wir haben mit ihm so direkt nicht zu tun. Warum fragen Sie nicht bei der Kirch-Gruppe nach?“ Die Geschichte spitzt sich zu. Diesmal gibt's neue Infos unter der ominösen Durchwahl: „Rufen Sie bei Pro 7 an!“ Einspruch. Da war ich schon. „Sie müssen im Büro von Dr. Kofler fragen. Auf Wiederhören.“ Es wird spannend.

Im Büro von Georg Kofler lichtet sich das verschwörerische Dickicht. Dort weiß man auch keine Adresse, gibt aber den entscheidenden Hinweis: „Schicken Sie den Brief an uns. Wir leiten ihn weiter.“ Schade eigentlich. Die Geschichte fing gerade an, richtig heiß zu werden. Anke Richter

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