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■ SchnittplatzÜberall Deichbrüche

Da können Jumbos vom Himmel regnen und aus Kanzlern Sandsäcke werden – die Zeit steht still und trotzt den Katastrophen. „Der reißende Strom hat alles mitgenommen, die Häuser, Möbel, Bücher, Erinnerungen“, schreiben die Herausgeber Marion Gräfin Dönhoff und Helmut Schmidt, bei denen seit jeher niemand Bücher oder Erinnerungen mitnehmen darf. Selbst das Büro vom alten Bucerius steht noch wie einst und wird nur ab und zu von seiner Sekretärin abgestaubt.

Auch andernorts sieht die Zeit ständig Deiche brechen. Zum Beispiel im Fernsehen: „Der öffentlich-rechtliche Auftrag wird zur Makulatur; Gesetzesvorschriften werden geradezu verhöhnt“, schreckt uns die Medienseite diesmal aus er süßen Agonie. Demnach wurde vor wenigen Wochen im ZDF-Kulturmagazin Aspekte der Musikkritiker Klaus Umbach vom Spiegel, wenn auch nicht namentlich, so doch unverkennbar für seinen „brachialen Radaujournalismus“ abgewatscht. Schließlich wird in den Printmedien oft genug aufs Fernsehen eingedroschen, warum also nicht einmal umgekehrt. Allein, dort wo es geschah, hätte es nicht geschehen dürfen, wie die Zeit bitter konstatiert. Denn nicht nur haben die „Aspekte-Rechercheure“ nicht einmal den Spiegel-Chef Stefan Aust zur Sache befragt, sondern ebenfalls übersehen, daß in Vor- und Nachspann der Sendung eine Weltkugel durchs Bild flitzt: „Focus – das moderne Nachrichtenmagazin unterstützt Aspekte“.

„In welcher Republik leben wir denn, wenn ein privates Nachrichtenmagazin eine öffentlich-rechtliche Kultursendung sponsort, die dann in schonungsloser Einseitigkeit den einzigen Konkurrenten des Sponsors zerzaust“, zürnt der Zeit-Autor, woraus man folgendes lernt: erstens ist Focus ein Konkurrent vom Spiegel, zweitens besteht der Spiegel nur aus einem einzigen Mann, Klaus Umbach. Drittens ist wahre Unabhängigkeit nicht etwa die, daß man sich gar nicht darum schert, wessen Computer-Weltkugel zum Abspann durchs Bild rotiert, und viertens sollte Aspekte- Moderator Manfred Eichel endlich einmal die gesammelten Tagebücher von Helmut Markwort rezensieren. Aber bitte keine Eloge! Oliver Gehrs

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