Schmuggelfrachter "Francop": Waffen aus dem Iran
Die Hisbollah will nicht der Adressat der Lieferung mit 300 Tonnen Rüstungsgütern sein. Syrien und die Hisbollah liefern sich mit Israel eine Medienschlacht um die tödliche Ladung.
JERUSALEM taz | 300 Tonnen Rüstungsmaterial, also sechsmal so viel wie zunächst vermutet, entluden israelische Marinesoldaten bis gestern Morgen von dem am Mittwoch gekaperten deutschen Frachter "Francop". Die libanesisch-schiitische Hisbollah und Syrien, die beide jede Verbindung zu dem Schiff leugnen, und Israel liefern sich eine Medienschlacht um die Affäre.
Israel missbrauche den Zwischenfall, um die internationale Aufmerksamkeit von dem "Goldstone-Bericht" abzulenken, der UN-Untersuchung zum Gaza-Krieg Anfang des Jahres, die derzeit von der UN-Vollversammlung diskutiert wird. "Die Hisbollah hat nichts mit den Waffen zu tun, die die zionistische Einheit erklärtermaßen von dem Frachter ,Francop' entladen haben will", heißt es in einer Erklärung.
Auch verurteilt die Hisbollah die "israelische Piraterie in internationalen Gewässern". Syriens Außenminister Walid al-Muallem erklärte, das Schiff sei auf umgekehrtem Weg "von Syrien in Richtung Iran" unterwegs gewesen und hätte keinerlei Kriegsmaterial an Bord geführt.
Das israelische Außenamt instruierte unterdessen seine Beamten, die Kritik auf den Iran zu konzentrieren. Gestern ließ die israelische Regierung internationale Diplomaten den Frachter und die Ladung im Hafen von Aschdod mit eigenen Augen begutachten.
Die Container sind mit "IRISL" beschriftet, den Initialen für "Islamic Rebublic of Iran Shipping Lines". "Da die Waffen für die nördliche Terrorfront gedacht waren, handelt es sich um eine eklatante Verletzung der UN-Resolution 1701", heißt es in einer Mitteilung des israelischen Außenamtes.
Mit der Resolution war im Sommer 2006 das Ende des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah eingeleitet worden. Zentraler Punkt der internationalen Regelung war die Unterbindung des Waffenschmuggels an die Hisbollah. Dazu wurde eine Seeflotte unter UN-Flagge eingerichtet, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung