: Schmucktitel für Senatsdirektoren
■ Neuer Name für Politmanager zunächst ohne finanziellen Nutzen
Was wäre Uwe Beckmeyer ohne seinen Haller, Eva-Maria Lemke- Schulte ohne ihren Lüthge und Volker Kröning ohne Manfred Mayer- Schwinkendorf? Manche Fragen stellen wir nur, um sie anstandshalber nicht zu beantworten. Nehmen wir also die Schärfe aus der Überlegung und fragen lediglich: Welche Bedeutung hat ein Senatsdirektor? Schon fällt die Antwort leichter: Was die Herren am Montag vorarbeiten, ist dem Senat am Dienstag in der Regel Richtschnur des politischen Beschlusses. Sie managen die Verwaltung, vertreten ihre SenatorInnen, wenn die in Urlaub sind und kommen auch schon mal ins Fernsehen — in der Regel, wenn es gilt, detaillierte Sachkenntnis zu präsentieren. Kurz: Sie sind die Politmanager.
Und dann so ein Name: Senatsdirektor, kurz SD, das hört sich ein bißchen an wie Studiendirektor. Das schafft Probleme. Justiz-SD Manfred Mayer- Schwinkendorf, beispielsweise, kann sich an „lustige Sachen“ erinnern. Da sprach ihn der Kollege Staatssekretär aus einem anderen Bundesland als Persönlichen Referenten des Senators an. Und auch der Senatsdirektor der Senatorin für Bundesangelegenheiten, Jürgen Schroeter, kann über Dienstgrad-Verwechslungen mit Regierungsdirekoren, die nicht einmal Abteilungsleiter sind, berichten. Dennoch hat er „nicht das mindeste Unbehagen, wenn man das den Bonnern erklären muß“.
Das ist nun bald vorbei: Nachdem Hamburg und Berlin aus ihren Senatsdirektoren inzwischen Staatssekretäre beziehungsweise Staatsräte gemacht haben, will jetzt auch der Bremer Senat seine politischen Beamten befördern. Der neue Name: Staatsrat.
„Nicht schlecht“ findet das Kunicks Hafen-SD Otgar Kratsch, „auch wenn wir uns mit dem alten hanseatischen Titel gut verkauft haben“. Mayer-Schwinkendorf dagegen ist etwas anderes wichtiger: eine finanzielle Verbesserung. So vermag er es nicht einzusehen, daß er bei Rückfahrten von Hamburg eigentlich in der 2. Klasse einsteigen müßte, während der Senator aus Hamburg selbstverständlich erster Klasse fährt. Fährt er dann doch erster Klasse, muß er aus der Privatschatulle zuzahlen.
Und auch auf eine andere finanzielle Aufwertung mag mancher hoffen: eine Höhergruppierung von B7 nach B8. Doch das wird wohl, vorerst, nichts. In der SPD-Fraktion, die im Rahmen der Haushaltsberatungen über Veränderungen im Besoldungsgesetz entscheiden will, hält sich hartnäckig die Haltung: „Es geht ausschließlich um die Titel.“ Da bleibt einem der künftigen Staatsräte nur die Hoffnung auf die Gewerkschaft. „Ich bin in der ÖTV. Die hat sich des Themas noch nicht angenommen. Wenn Sie das tut, dann hoffe ich, daß sie meine Interessen vertritt.“ Rosi Roland
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