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Schmalfilm-Finale

■ Harter Stoff von der Westküste ins Westwerk: All Nizo zeigt Sonnabend zum letzten Mal seine Super-8-Film-Sammlung

Zusammenschlüsse, die sich die Demokratisierung der künstlerischen Produktion auf die Fahnen schreiben, gehen entweder bald unter, schmoren im Vereins-Saft oder werden zu Stichwortgebern der Kulturindustrie – eines der ältesten Pop-Probleme der Welt. Das erfuhren schon Poetry Slams, Home Recording-Szenen und und und...

Auch die Filmproduktion sollte nach dem Willen einiger Hamburger Aktiven massenhaft und unabhängig möglich sein, und zwar auf Zelluloid: „Niemand soll wegen des Geschlechts, der Nationalität, aus wirtschaftlichen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen vom Filmen auf Zelluloid ausgeschlossen sein.“ Mit diesem Grundsatz hat All Nizo e.V. seit 1995 versucht, das filmemacherische Menschenrecht zu erkämpfen. Fünf Jahre Screenings, Workshops, Vernetzungsarbeit und Tourneen – große Erfolge wie das Independent Street-Film Screening im Millerntorstadion letztes Jahr oder der Global-Super-8-Day im Thalia diesen Januar inklusive – und jetzt ist Schluss. Wo die finanzielle Lage sowieso schon immer prekär war, ist nun auch die Grenze der Selbstausbeutung für die Macher bei All Nizo überschritten.

Somit wird das heute im Westwerk aufgeführte Programm mit Filmen von Super-8-Enthusiasten aus dem US-amerikanischen Wes-ten, das ursprünglich als Auftakt einer Super-8 around the world betitelten Reihe geplant war, zum Finale der Hamburger Schmalfilmoffensive werden.

In Paolo Davanzo aus Los Angeles, der aus Filmen seiner Szene zwischen LA, San Francisco und Seattle das Programm zusammengestellt hat, haben die All Nizos jemanden gefunden, der ihre Visionen teilt. Wie bei den eigenen Vorführungen wird diese amerikanische Nacht mit etwa 15 Werken von verschiedenen FilmerInnen bestritten, darunter auch bekanntere, wie Super-8-Maniac Martha Colburn. Die einzige Klammer bildet dabei selbstverständlich das Format, ansonsten ist vom reinen Formexperiment über Animationen bis zum Kurzspielfilm alles dabei. Colburns Trickfilm Pervert in the Pool zum Beispiel lässt einen aus der Zeitung ausgerissenen Bill Clinton in einem Pool schwimmen, während Reed O'Beirnes No Time for Shopping die WTO-Riots in Seattle dokumentiert. Und selbstverständlich können die BesucherInnen auch wieder eigene Filme mit- und zur Aufführung bringen.

„Sehr anspruchsvoll“ seien die amerikanischen Schmalfilme, und im Schnitt länger als die bisher bei Screenings in dieser Stadt gezeigten europäischen Super-8-Produkte, weshalb Lutz Kayser von All Nizo ein Warnschild mit der Aufschrift „Caution! Hard Stuff“ am Eingang des Westwerks aufstellen will. Es dürfte sich aber auf jeden Fall lohnen, den harten Stoff noch einmal in Kauf zu nehmen, bevor das Super-8-Format wieder ganz zum Hobbykeller regressgebeutelter 70er Jahre-Revivalisten wird.

Georg Felix Harsch

Sonnabend, 22.30 Uhr, Westwerk (Filmannahme ab 21 Uhr)

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