piwik no script img

Schlagloch Wachstums-EnqueteLeben nach dem Wachstum

Kommentar von Mathias Greffrath

Die postfossilen Gesellschaft ist nur mit Wissen und Wollen vieler Bürger zu realisieren. Diese Politiklücke zu schließen, wäre der Mehrwert einer Enquetekommission "Wachstum".

D ie Eule der Minerva hat einen langen Dienstweg, schon deshalb ist sie nicht nachtragend. Mit Befriedigung nimmt sie zur Kenntnis, dass nur 42 Jahre nachdem Bobby Kennedy die Untauglichkeit des BSP für die Wohlstandsmessung und nur 38 Jahre nachdem Dennis Meadows die Grenzen des Wachstums erkannte, das Kerndogma des Kapitalismus auch in den Chefetagen ins Wanken gerät.

Angela Merkel, die kürzlich noch das Wachstumsmantra betete - "Ohne Wachstum keine Investitionen, ohne Wachstum keine Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Gelder für die Bildung, ohne Wachstum keine Hilfe für die Schwachen" – fordert "uns" auf, über eine "neue Form des Wachstums nachzudenken". Und damit dies gründlich geschehe, bereiten SPD und Grüne eine Wachstums-Enquete des Bundestags vor.

Enquetekommissionen, mit Parlamentariern und Experten bestückt, sollen fraktionsübergreifend Lösungen für langfristige Probleme suchen, die der Zustimmung großer Bürgermehrheiten bedürfen. Eine Wachstums-Enquete – da liegt die "Systemfrage" in der Luft und deshalb auch die Vermeidungsverlockung. Ihr Erfolg wird deshalb davon abhängen, wie der Untersuchungsauftrag formuliert wird. Denn mit ihm werden Fragen ausgeklammert und Ergebnisse vorprogrammiert. Ist der Auftrag zu kleinteilig oder zaghaft, bleibt das Resultat politisch irrelevant; ist er zu abstrakt, kommt ein Taschenbuch dabei heraus, und das ist auch keine Lösung.

Mathias Greffrath

lebt als Schriftsteller und freier Publizist in Berlin. Von 1991 bis 1994 war er Chefredakteur der Wochenpost. Zuletzt schrieb er an dieser Stelle über unser Gesundheitswesen, in dem "Public Health" immer noch ein Fremdwort und ein vernachlässigtes Modul im Medizinstudium ist.

Beide Gefahren schimmern bereits durch die ersten Positionspapiere. Die Grünen – notorisch schwankend zwischen Markt und Staat und noch traumatisiert vom Fiasko mit der Benzinsteuer – wollen den "strukturellen Wachstumszwang, wenn ökonomisch möglich, abbauen".

Die Formel hinkt dem faktischen Nullwachstum in diesem Jahrzehnt hinterher, ebenso wie den deprimierenden Erkenntnissen über Grenzen der "Entkoppelung" von Ressourcenverbrauch und Wachstum und, vor allem, dem Wissen über die begrenzte Tragfähigkeit der Erde, der wir jedes Jahr 25 Prozent mehr Material entnehmen, als eine nachhaltige Bewirtschaftung erforderte.

Die Sozialdemokraten fordern einen "ganzheitlichen Fortschrittsbegriff" und drohen dabei in die Tiefen der Gründlichkeit abzutauchen: zunächst müssten die Indikatoren für Umwelt, Gesundheit, Bildung, Zugang zu Arbeit erarbeitet und messbar gemacht werden, sodann "in einem ganzheitlichen Fortschrittsindikator zusammengeführt" und schließlich dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt werden. Das klingt nach gewohnt vorauseilender Kompromissbereitschaft, nach Zahlenschiebereien in vielen, vielen Kommissionen und nicht nach der "Arbeit der Zuspitzung", wie Peter Glotz das einst nannte.

Die große Chance einer Enquetekommission liegt in einem illusionslosen Blick auf die Realitäten und im Mut zur Vision einer "wachstumsbefriedeten" (Wolfgang Sachs) Gesellschaft. Die Fragen, die sie stellen muss, lauten: "Wie können die Politikziele Vollbeschäftigung, intakte Umwelt, Generationengerechtigkeit, Bildungsexpansion, Innovationsforschung, soziale Sicherheit, soziale Gerechtigkeit, öffentliche Daseinsvorsorge, Vermögensbildung breiter Bevölkerungsschichten ohne Wachstum erreicht werden?"

Detaillierter, und nur zum Beispiel: "Wie kann die Vernachlässigung des von jedermann nutzbaren öffentlichen Raums rückgängig gemacht werden? Wie könnte eine neue Esskultur aussehen, die auf einer nachhaltigen Landwirtschaft beruht?" Und vor allem: "Welche konkreten politischen Rahmenbedingungen sind hierfür nötig?"

Solche Fragen – die Umkehrung des Merkelschen Mantras – sind radikaler als die von SPD und Grünen; sie kommen aus der Denkfabrik des liberalkonservativen Meinhard Miegel. Wer so fragt, macht nicht länger das Wachstum zur unabhängigen Variablen, sondern geht, umgekehrt, von unverzichtbaren Zielgrößen aus und fragt nach den wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen und Pfaden, die zur Erreichung dieser Ziele taugen. In der Frage der Instrumente, nicht der Ziele ergebnisoffen, stellte eine solche Enquete zwar nicht die "Systemfrage" (womit sie politisch erledigt wäre).

Aber, indem sie die Bewahrung grundgesetzlich gestützter sozialer Bürgerrechte zum Ausgangspunkt machte, beförderte sie die Diskussion über Systemschranken – selbst die eines "grünen Kapitalismus". Sie muss sich der Frage stellen, ob soziale Bürgerrechte wie Wasser, Gesundheit, Bildung, Wohnraum, soziale Dienste, Kultur bei schrumpfendem Wachstum durch Marktmechanismen oder individuelle Einkommen zu sichern sind; ob sozialer Zusammenhalt nicht nur noch durch eine radikale Umverteilung von Arbeit, sprich Verkürzung der Arbeitszeit, herstellbar ist, und damit durch eine Umverteilung von Einkommen. Sind unsere Vorstellungen von Zivilisation überhaupt noch zu retten, wenn wir nicht den öffentlichen Reichtum gegenüber dem individuellen Konsum stärken?

Der Übergang zur postfossilen Gesellschaft ist nur mit Wissen und Wollen vieler Bürger zu schaffen. Der größte anzunehmende Gewinn einer Enquetekommission bestünde deshalb darin, unsere lähmende Politiklücke zu schließen: zwischen den tausenden von NGOs, Kommunalaktivisten, Ökobauern etc., die sich im Kleinen längst auf den Weg in die solare Welt gemacht haben, und den politischen Institutionen, die allein die Bereitschaften bündeln, den gesamtgesellschaftlichen Wandel organisieren können.

Wenn sie die richtigen Fragen stellt, wäre solche Enquete auch für die Aktivisten von Attac, die kritischen Wissenschaftler, die politisch Resignierten eine große Herausforderung: sich nüchtern auf die Details der Transformation, auf eine Fortentwicklung der sozialen Demokratie und auf den Staat einzulassen. Wenn die Medien die Arbeit dieser Kommission klug begleiten, dann könnte sie zum organisierenden Zentrum eines "nationalen Ratschlags" werden, zur demokratischen Denkwerkstatt des Großen Wandels.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • TF
    Thomas Fluhr

    Zinsen alleine gingen ja noch, aber die Zinseszins-Politik führt ins Desaster.

    Es gab eine Zeit, da solche Machenschaften als Wucher bezeichnet wurden und verboten waren. Diese Schuldenspirale-Falle gehört abgeschafft.

  • AB
    Adèle Bouvattier

    Viele Menschen vor Miegel und seiner 'Denkfabrik' haben in vielen Länder und seit langem angefangen, solche Vorstellungen zu entwickeln, und zwar auch viel klarer über die absolute Nötigkeit einer internationalen und sozialen Solidarität, die sich bei Miegel lang suchen lässt.

     

    Von einem feministen Ansicht hat unter anderen Claudia von Werlhof wunderbare Sachen über den Unsinn dieses (Wachstums-)Gesellschaftsmodell geschrieben.

     

    Umweltschützer: « Schließlich handelt es sich um neue Technologien und Dienstleistungen »...

    ...die wir noch nicht kennen, aber sicherlich wunder machen werden? Tja, das ist schon ein Art von Religion geworden. Aber wohin und wofür...

     

    So ohne eine Abschaffung des zinsbasierten Finanzsystems wird kein Umkehr möglich, das ist eine Basis. Aber wir müssen doch weiter gehen! Was ist unserer Welt passiert? Wir - im Norden - sind schon ZU WEIT gewachsen. Wir sind zu reich, wir produzieren, konsumieren und verschmutzen zu viel.

    Um Creutz zu zitieren « so wie ein ausgewachsener Mensch nicht mehr zu wachsen braucht, wenn alle seine Teile das Wachsen einstellen, so braucht auch eine ausgewachsene und gesättigte Volkswirtschaft nicht mehr zu wachsen », na ja, aber dann ein richtig fettleibiger Mensch, und immer noch unersättlich.

    Nur eine Lösung: Diet plus Psychotherapie kombiniert.

     

    Wir nennen es: 'Wachstumsrücknahme!'; oft findet man auch « degrowth transition to a steady state economy ». Und lass uns klar sein: es betrifft unsere Kapitalisten, und es heisst eine Revolution.

     

    Mehr unter wachstumsrücknahme.qsdf.org...

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    an Helmut Creutz

    "Wenn wir uns heute also mit der Überwindung des ständigen Wachstums befassen wollen, kann dies nur erfolgreich sein, wenn wir den Ursachen des Überwachstums im Geldbereich nachgehen ..".

     

    Wann werden die Geldsystem- und Wachstumskritiker einsehen, dass die steuerungssystemische Erkenntnis des Evolutionsprozesses und seiner Akzelerationsmusters (= S-Kurve oder Crash-Kurve als Wahlmöglichkeit im Köcher der Evolutionsprozessmodells) nötig ist, um von der anfänglich exponentiellen Wachstumsphase in die logarithmische Wachstumsphase umsteuern zu können.

     

    Es geht um's UMSTEUERN des weltindustriellen Fortschrittssystems, eines bislang erfolgreichen und in der Kette der evolutionsprozess-logischen Akzelerationsgeschichte auch notwendigen Evolutionssstufe. Für dieses UMSTEUERN hat die Evolutionsprozessstufe i m m e r vorgesorgt, und zwar mit Ein-Punkt-Optionen, die ich Geniepunkt-Option nenne. Diese evolutinsprozess-geniale Umsteuerungs-Option gilt es zu finden und mit einer Evolutionsprozess-Theorie öffentlich diskussionfähig zu machen, d.h. in die öffentliche Diskussion einzuführen. Ohne Evolutionsprozess-Theorie sind alle Analysen und die behautpteten Ursachen der 'Fehlentwicklungen' des Industriesystems, d.h. dessen 'Maßlosigkeit', falsch und alle 'Lösungskonzepte' völlig aus der Luft gegriffene Vorschläge. Das gilt besonders für die Einzelaspekt-Ansatz mit Namen Geld-Zinseszins-Ursache.

     

    Herr Creutz, ihr geldsysteischer Ansatz ist theorielose Ideologie. Das können Sie und andere schon aus einem Effekt des evolutionsprozess-eigenen Ansatz erkennen. Dieser besteht im Fall der sog. BASISzinssätze in den Promillebereich, die beim Wegfall der heute erzwungen-hohen Nachfrage nach KAPITALSTOCK eintreten wird.

  • C
    claudia

    In einer Gesellschaft, die jedem Bürger gleichberechtigte Teilhabe am Kreislauf von Produzieren und Konsumieren erlaubt, gibt es keinen rationalen Grund für die Akkumulation einer permanent wachsenden privaten Geldmenge.

    Allenfalls ist es sinnvoll, einen Teil des Tauschäquivalentes "Geld" zurückzulegen für eventuellen Sonderbedarf über das Alltägliche hinaus. Mehr nicht.

     

    Es gibt auch keinen Grund, den Kreislauf des Produzierens/Konsumierens immer weiter aufzublähen. Blähungen entweichen irgendwann mit einem unschönen Geräusch: Das nennt man Überproduktionskrise. Auch die ständige Suche nach „innovativen Produkten”, die niemand nachgefragt hat und die mit hohem Werbeaufwand ins Volk gepumpt werden, kann „Absatzkrisen” nichzt verhindern.

     

    Eine Erweiterung des Wissens kann nutzbringend angewandt werden. Wenn das Wissen zur Handlesware wird, so unterliegt es den gleichen Marktgesetzen wie jede Ware im Kapitalismus: Je größer das Angebot, um niedriger der Preis, der dafür bezahlt wird. Außerdem muß sich Wissenschaft inhaltlich den Ansprüchen der Renditebeschaffer anpassen und ist alles Andere als frei: Sie kann nicht den Menschen und der Rendite gleichzeitig dienen.

     

    Die Geldansammlungen nach dem Prinzip: "Geld muß Geld bringen und mehr Geld muß noch mehr Geld bringen" erreichen logischerweise auch mal ihren kritischen Punkt: Es kann nicht alles in die Realwirtschaft reinvestiert werden, denn soviel "Rendite" gibt die nicht her. Mit zunehmender Automatisierung der Arbeitsabläufe eher weniger. So werden immer mehr virtuelle "Werte" gehandelt, die scheinbar grenzenlos wachsen können. Nur die Renditesumme erreicht eben trotzdem einen kritischen Punkt: Irgendjemand müßte sie ja erwirtschaften, und das ist eben begrenzt. Selbst wenn immer mehr Mehrwerterzeuger zu immer mehr Verzicht gezwungen werden: Sie können kein Geld scheißen. Das wäre aber nötig, wenn die Endlosblähung der abgeschöpften Renditen funktionieren sollte.

     

    Wenn die Ansprüche an Renditen ohne Leistung abgeschafft würden, dann wäre das für die bisherigen Renditebläher und ihre Renditebeschaffer keineswegs ein unzumutbarer Einschnitt: Wenn alle gleichberechtigt an der Volkswirtschaft teilhaben, können sie nicht unter das allgemeine ökonomische Lebensniveau fallen.

     

    Sie könnten psychisch gesunden.

  • HC
    Helmut Creutz

    So wie ein ausgewachsener Mensch nicht mehr zu wachsen braucht, wenn alle seine Teile das Wachsen einstellen, so braucht auch eine ausgewachsene und gesättigte Volkswirtschaft nicht mehr zu wachsen, wenn - und das ist der Haken - seine einzelnen Teile ebenfalls ihr Wachstum einstellen!

    Das aber ist in unseren kapitalistischen Volkswirtschaften nicht der Fall: Bedingt durch den Zins- und Zinseszinseffekt wachsen die Geldvermögen ständig und sogar ständig schneller weiter, wie das seit 60 Jahren der Fall ist und wie wir das in diesen Jahren besonders deutlich erleben! - Schon 1993 hatte die Bundesbank von dieser "Selbstalimentation der Geldvermögen" geschrieben und erwähnt, dass damals schon die Zinsgutschriften bei den Haushalten bei 80% der Neuersparnibildungen lagen!

    Als Folge dieses Überwachstums der Geldvermögen müssen aber auch die Schulden im Übermaß zunehmen, damit der Geldkreislauf geschlossen bleibt. Dass hier der Staat in einem besonderen Maße gefordert ist, hat Rüdiger Pohl, einer der damaligen "Fünf Weisen", schon in der DIE ZEIT vom 11.12.87 dargelegt:

    "Wohlgemerkt: Staatliche Kreditaufnahme ist kein Selbstzweck. Aber wenn - wie heute in der Bundesrepublik - das Kapitalangebot aus privaten Ersparnissen steigt, gleichzeitig die Kapitalnachfrage... der Unternehmen.... gering bleibt, dann muss der Staat das am Markt entstehende Kapitalüberangebot aufnehmen, weil anderenfalls eine deflationäre Wirtschaftsentwicklung einsetzen würde."

    Wenn wir uns heute also mit der Überwindung des ständigen Wachstums befassen wollen, kann dies nur erfolgreich sein, wenn wir den Ursachen des Überwachstums im Geldbereich nachgehen und damit auch den Ursachen der Überschuldungen, deren Folgen in unseren Tagen so deutlich werden!

    www.helmut-creutz.de

  • OF
    Olim Ferengi

    Solange die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland dem USAmerikanischen Traum; das die Befriedigung der Gier des Einzelnen vor dem Gemeinwohl steht; vorschub leisten, solange werden wir keine menschenwürdige Gesellschaft finanzieren können. Und da die Reichen und Privilegierten die Macht haben Gesetze zu änderen, wird sich da nicht viel tun. Nabelschau hat noch nie Veränderung gebracht(siehe Grüne, oder die Arbeiter Veräter SPD und die anderen etablierten Parteien) desshalb glaube ich auch nicht das sich ohne Gewalt etwas Ändert.

    Ü.Ferengi

  • NB
    Norbert Beiter

    Lieber Mathias Greffrath,

     

    Sie können noch so viel Wandel betreiben, ohne eine Abschaffung des zinsbasierten Finanzsystems werden Sie keinen Erfolg haben.

    Nehmen Sie das Projekt Vollbeschäftigung: Ich bin überzeugt, dass die Unternehmen genug Geld hätten, um die Menschen für 20 - 30 Wochenstunden angemessen zu bezahlen, wenn... Ja, wenn sie nicht alle, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Industriekonzern unter der Kandare der Banken und damit der endlos ausufernden Zinsbelastung stehen würden und damit einen Riesenanteil ihrer Produktivität diesem Moloch in den Rachen schmeißen müssten.

    Aber so naiv bin ich nicht, dass ich glauben würde, dass Merkel oder Schäuble oder irgendein anderer unserer Entscheidungsträger das auch nur im Ansatz denken könnte, noch nicht mal ein Grüner, zumindest keiner, der an der Macht ist.

    Somit muss wohl doch alles erst zusammenbrechen, bevor wir es kapieren.

    Der nächste Schritt wäre dann das bedingungslose Grundeinkommen für alle... usw.

    Alles leicht zu finanzieren, wenn niemand mehr Zinsen zahlen müsste.

     

    Liebe Grüße aus der Zukunft

     

    Valentin

  • P
    Phil

    Inspiring! Nice one!

    Ich fände eine solche Debatte und den anvisierten "nationalen Ratschlag" wirklich erstrebenswert und bemerkenswert. Fürchte aber auch, dass die entsprechenden Teilnehmer der Enquete-Kommission dann der utopisch anmutenden Aufgabe doch nicht in dem Maße gewachsen sein werden bzw. sich gegenseitig den Wind aus den Segeln nehmen würden.

    Das Leben nach dem Wachstum wird erst richtig eingeläutet werden wenn auch der letzte Angehörige der FDP/(CDU) Klientel kein Geld mehr mit vermeintlich notwendiger Ausbeutung und produktiver Scheinheiligkeit anhäufen kann.

    Die Ideen existieren seit langem nur haben die Interessen des Geldes das Wohl der Menschheit stets in den Hintergrund gedrängt und werden damit auch durch wohlargumentierte Alternativszenarien nicht aufhören, oder.

    Eine öffentliche Debatte wäre aber sicherlich ein guter Schritt in die richtige Richtung.

  • RK
    Rüdgier Kalupner+

    Wie kompliziert Herr Greffrath das Thema angeht ! Die sehr turbulenten 'Realitäten' in der gegenwärtigen Systemkrise des 2%Wachstumszwang-Regimes der KAPTIALstock- und KREDITvolumen-Maximierer wirken auf den Sturz dieses Regimes hin. Doch Herr Greffrath weiß es nicht. Deshalb kann er das Wachstumsthema nicht bei der Wurzel packen.

     

    Wer nicht weiß, dass das 2%Wachstumszwang-Regime der KAPITALstock- und KREDITvolumens-Maximierer die absolutistisch herrschende und nachhaltig alles steuernde Macht-Nr.1, d.h. das zur Macht gekommene Rumpelstilzchen in Deutschland ist - und die analytisch-geistigen wie die politischen Konsequenzen daraus nicht ziehen kann, der hat NICHTS begriffen, der hat beim Thema 'Wachstumskritik' schon den Kürzeren gezogen.

     

    Und wer das Thema 'Wachstumskritik' von einem anderen Ziel angeht, als dem, das 2%Wachstumszwangsystems zu stürzen, um den Platz für die evolutionsprozess-logische Folgeordnung für den weltindustriellen Fortschrittsprozesses ' freizubekommen, angeht, der kann sich die Arbeit gleich ersparen. Der verschafft dem 2%Moloch nur noch Zeit.

     

    Aber um diese Gedanken nicht als fundamentalistisch zu erkennen benötigt man etwas Evolutionsprozess- und Chaosphysik. Doch wer kann sich als ein solcher Physiker schon vorstellen. Angela Merkel ist Evolutionsprozess- und Chaosphysikerin. Sie wird das Wachstumszwang-Regime stürzen. Es wird ein Leichtes für sie sein. Wer es versucht, ist mit der Evolutionsprozess-Macht in Koalition. Sie kippt alle selbstzerstörerische Macht-Nr.1-Systeme .... Man muß nur den Kipppunkt im Dominosystem krennen.

  • U
    Umweltschützer

    Wachstum geht auch ohne Naturzerstörung. Eventuell langsamer am Anfang, schließlich handelt es sich um neue Technologien und Dienstleistungen, welche erst eine gewisse Vorlaufzeit benötigen (von der peinlichen Vernachlässigung ganz abgesehen). In einer ökologisch nachhaltigen Gesellschaft bestehen die Möglichkeiten eines schnelleren (zum Beispiel mal das Grüne Wahlprogramm lesen) oder auch langsameren Wachstums als jetzt. Das ist aber irrelevant, da Naturschutz alternativlos ist.

    Arbeitslosigkeit kann auch jetzt schon beseitigt werden. Ein Blick auf die Statistiken der OECD sollte eigentlich für diese Einsicht genügen. Meist stehen Bildung und Weiterbildung dahinter (was in Deutschland nicht bekannt zu sein scheint, geschweige denn finanzierbar (lol), und man sich deswegen, seines Zustandes der globalen Avantgarde sicher, von Megatrends ausgeht)

    Wie man die, wohl von allen geteilten, Ziele Wolfgang Sachs erreichen kann, bis auf 100 Prozent Naturschutz, allerdings mit mehr Wachstum, denn hier wird die Binnennachfrage mitgenutzt, machen seit Jahrzehnten vor: Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden.

    In umweltfreundlicher Technologie sind die uns auch über.

  • PS
    Predator State

    Ein guter Artikel: allerdings bleibt die Skepsis, da eben dieser beschriebene sinnvolle Weg seit ca. 40 Jahren, d.h. seitdem diese Erkenntnisse durch kritische Vordenker, Wissenschaftler, Ökonomen gewonnen wurden, verhindert wird von knallharten Profitinteressen. Denn der Kapitalismus und die Logik der Kreditvergabe/-aufnahme im (weltweiten) Wettbewerbssystem sind schon wichtige auch globale institutionelle Bedingungen, die viele Veränderungen unmöglich machen, es sei denn man stellt diese Bedingungen selbst in Frage - die unerwünschte Systemfrage.....