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Schlagloch BeschneidungBeschnittene Meinung

Kommentar von Hilal Sezgin und Hilal Sezgin

Polemik über das Abendmahl? Verboten. Meine erste Zensurerfahrung.

Eine Übung in freier Assoziation: Sehen wir das Werkzeug des Zensors oder das des Beschneiders? Bild: adina80xx/photocase.com

G erade als die Beschneidungsdebatte entbrannte, passierte mir etwas, das mir im Laufe meiner gesamten journalistischen Karriere noch nie geschehen ist: Ich wurde zensiert.

Ich glaube jedenfalls, so nennt man das, wenn man eine Meinung äußern will und deren Veröffentlichung nach Maßgabe eines Gesetzes von einer öffentlichen Einrichtung unterdrückt wird.

Für den WDR hatte ich einen Kommentar zur Beschneidungsfrage geschrieben. Ich begann damit, dass seit einigen Jahren alles, was muslimischer Brauch sei, mit Verdacht überschüttet und sorgfältigst auf seine Verbietbarkeit geprüft wird. Dann fuhr ich im zweiten Absatz fort: „...die Sitte der Beschneidung empfinden viele christlich oder atheistisch sozialisierte Menschen als ,barbarisch'. – Dieser Vorwurf des Barbarismus wird immer gern da erhoben, wo man den Balken im Auge des anderen sieht und im eigenen nicht.

Bild: taz
HILAL SEZGIN

ist Journalistin und Schriftstellerin. Zuletzt erschien von ihr: „Landleben. Von einer, die raus zog“ (DuMont Verlag). 2010 erhielt sie den European Muslim Women of Influence Award.

Es soll Leute geben, Christen!, die sich regelmäßig treffen, um vom Leichnam ihres Heilands zu essen. Es soll Leute geben – normale Bürger! – die tote Kuh- und Schweinebabies auf den Grill werfen! Es soll Leute geben, die zu unbekannten sehr jungen Frauen in einen Wohnwagen gehen und denen für wenig Geld ihren (unbeschnittenen oder beschnittenen) Penis reinrammen. Meine Güte, was finde ich nicht alles barbarisch! Ich fürchte nur, in einer pluralistischen Gesellschaft kann das allein kein Argument sein. Kommen wir also zu den Argumenten?“

Obszön war die Praxis

Der Redakteur rief an und teilte mir etwas verlegen mit, dass es da ein gewisses Problem gebe. Ich hatte es schon fast befürchtet: Sicher mochte man den Satz mit dem Rammen nicht. Auch ich selbst hatte gezögert: War diese Sprache nicht etwas obszön? Andererseits: Obszön war doch eigentlich nicht das von mir verwendete Wort, sondern die Praxis, um die es geht. Aber das war gar nicht die problematische Stelle.

Der Satz, der gestrichen werden musste, war der mit dem Abendmahl. Es gibt nämlich in NRW ein Gesetz über den Westdeutschen Rundfunk Köln von 1985, wo es heißt: „Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten.“

Diese hängen mit der „besonderen Bedeutung des Rundfunks, speziell des öffentlich-rechtlichen, für die Gesellschaft“ zusammen. Und leider könnte ein Hörer aus meinen Sätzen schließen, dass ich das Abendmahl barbarisch fände. Nun, eigentlich ist unschwer zu erkennen, dass es sich um eine Polemik handelt, eine Kaskade zugespitzter Behauptungen.

Das Fernrohr umdrehen

Tatsächlich finde ich das Abendmahl nicht barbarisch, ja, nicht einmal unappetitlich. Erstens habe ich in katholischer Religion Abitur gemacht und zweitens ist mir ganz grundsätzlich klar, dass zu einer Religion Geschichten und Riten gehören und dass nicht jeder Ritus einen allgemein erklärlichen „Sinn“ ergeben muss.

Riten sind Riten. Man verleiht ihnen Sinn, indem man sie wiederholt ausführt; nur ganz schlechte Ethnologen stehen vor einem ihnen unbekannten Volksstamm und sagen: Mein Gott, können sich diese Wilden denn nicht etwas Ordentliches anziehen?!

Und genau um diese plumpe Ethnologie ging es mir. Ich wollte das Fernrohr, mit dem die Mehrheitsgesellschaft auf ihre Minderheiten guckt, für einen ganz kurzen Moment herumdrehen.

Seit Jahren wird in ganz Deutschland und auch in den öffentlichen Radios in NRW freizügig darüber diskutiert, ob der Islam überhaupt zu Deutschland gehöre, wenn ja, wie viel Islam Deutschland „vertrage“, ob er in seiner jetzigen Form nahezu zwangsläufig sexualfeindliche oder gewalttätige Menschen hervorbringe (u.a. Seyran Ates und Necla Kelek auf Dradio und WDR) , ob das Kopftuch „Vorspiel“ zum Ehrenmord sei (Ralph Giordano im WDR), ob Mohammed eventuell gar nicht gelebt habe oder sein Name „ein Hoheitstitel für Jesus“ gewesen sei (Sven Kalisch bzw. Karl-Heinz Ohlig auf WDR), ob der Koran überhaupt Gottes Wort sei oder nicht Fälschung (siehe westart vom 7.2.2010), ob die Dummheit der Muslime unser Land ruinieren könnte (Thilo Sarrazin bei Hart aber fair) und ob vielleicht die Politik unterschätze, „wie viel Angst die Bürger vor dem Islam haben“ (Frank Plasberg).

"Die Bürger"? Die religiösen Überzeugungen "der Bevölkerung"? Von welchem Teil der Bevölkerung redet ihr da? Schließlich dreht sich die gesamte Debatte um Vorhautbeschneidung darum, ob ein bei Juden und Muslimen gängiges religiöses Ritual in der Nähe der Kindesmisshandlung anzusiedeln ist.

Befremdlicher Zug des Abendmahls

Darf ich jetzt mal zusammenfassen: Vor diesem Hintergrund und in einem Land, in dem man Muslime ständig als überempfindlich schimpft und in dem die Kanzlerin jemanden für seine Mohammed-Karikatur mit einem Medienpreis als couragiert ehrt, da darf man nicht wagen anzusprechen, dass die christliche Sitte des Abendmahls für Außenstehende eventuell einen befremdlichen Zug hat?

Zurück zur Beschneidung: Es gibt natürlich (in jedem kulturellen Kontext) Traditionen, die grausam sind und sich überlebt haben. Aber die meisten werden für eine partikulare Gemeinschaft zentral, gesamtgesellschaftlich jedoch moralisch neutral sein.

Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen. Nicht alle deutschen Bürger müssen sie toll finden oder nachahmen, aber so wie alle Eltern ihre Kinder bestimmten Praktiken und Vorstellungen unterwerfen, haben auch muslimische Eltern das Recht dazu. Im Übrigen ist es falsch, jeden multikulturellen Dissens sofort mit gesetzlichen Verboten ersticken zu wollen.

Man muss sich mit den jeweils Anderen auch auseinandersetzen, herausfinden, was eine bestimmte Praxis für sie bedeutet, sie eventuell zu überzeugen versuchen. Falls es das wert ist. Aber genau diese Auseinandersetzung will man vermutlich lieber vermeiden, denn sonst würde man Gefahr laufen festzustellen: So sonderlich die Einheimischen manches finden, was die „Neuen“ tun, so sonderlich fanden diese zunächst manches, was hierzulande üblich ist.

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Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.
Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.
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135 Kommentare

 / 
  • S
    Sebastian

    @ rolfmüller

     

    " Was den Deutschen fehlt und immer fehlen wird, ist die Bereitschaft, nichtdeutschen, nichtnordischen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen"

     

    Das ist eine absolute Frechheit.

     

    Erstmal gibt es nicht "die" Deutschen.

     

    und 2. beruht die Sache auf Gegenseitigkeit.

     

    Es wird imme rgerne vergessen:

     

    Das deutsche Volk ist das mit am Abstand toleranteste auf der Welt.

     

    Ansonsten können die Ausländer gerne wieder zurückgehen wenn es hie rin Deutschland ja ach so schlimm ist ein! Gesetz einzuhalten.

     

    Wer es nicht glaubt: Einfach mal mit ner Bibel nach Saudi Arabien fahren, Araber zusammenschlagen und noch Sozialhilfe kassieren. Wetten das geht weniger gut aus als umgekehrt?

     

    Langsam reicht es. Wir sind das Sozialamt der Welt und werden dafür noch beschimmpft.

     

    Ohne die Deutschen gäbe es weder Autos, Computer, Röntgenstrahlen, Rakten für die Raumfahrt usw.

     

    Fast alles was wir täglich nutzen wurde von Angehöreigen unseres Volkes erfunden. Also ein wenig mehr stolz ihr Deutschen.

  • AR
    Andreas Rau

    Liebe Frau Sezgin,

    es ist interessant, dass nun Ärzte und Speizialisten sagen (und sie es hinnehmen), dass Beschneidung von Jungs keine nennenswerten Schäden hinterlässt. Wenn es in Wahrheit reichlich Studien gibt, die belgen, dass 37 (!) % der Beschnittenen postoperative Probleme mit Fisteln bekommen. Aber Fisteln sind nicht nennenswert?

    Aber sei es drum. Darum geht es nicht!

     

    Genau so, wie es überhaupt nicht um "religiöse" BEschneidung geht, wie es Vertreter von Religinosgemeinschaften immer wieder behaupten.

    Nennen wir es doch einfach mal so, dass jeder versteht, worum es wirklich geht:

    Zwangsbeschneidung an nicht einwilligungsfähigen Jungs. Das heißt gegen ihren Willen wird ihnen etwas abgeschnitten. Zu beurteilen, ob ihnen wirklich etwas fehlt, werden sie nicht in der Lage sein, weil sie es ja gar nicht anders kennen. Sei es drum. Das an sich - und genau darum geht es, ist eben nicht Elternrecht (abgesehen davon, dass die gar nicht bestraft würden, sondern der Arzt).

     

    Sie werden in ihrer sexuellen Selbstbestimmung missachtet, sie werden in ihrer körperlichen Unversehrtheit missachtet UND in ihrer Religionsfreiheit. Nur, um den Eltern ihre wiederum zu ermöglichen. Was ein Müll. Sorry.

    und kommen Sie doch nicht mit unsinnigen Vergleichen wie Abendmahl und taufe etc. Da wird keinem etwas weggeschnitten, dass nicht ersettzbar ist. Und zu den angeblich medizinisch/präventiven Nutzen ist bereits alles gesagt. Auch von Spezialisten und Medizinern. Selbst die von allen möglichen Leutenangeführte WHO sagt: "Beschneidung bitte erst bei einwilligungsfähigen". Und NUR darum geht es.

     

    Und es ist weder anitislamisch noch antijüdisch oder sonst irgend etwas. Dieser angebliche Kulturrassismus wird ausschließlich von den Religionsgemeinschaften- und angehörigen selbst in die Diskussion eingebracht. Weil es wirkt. Denn wenn man dieses Argument benutzt und der Zentralrat der Juden sagt: "spring!" Dann fragen wir nicht: "warum?", sondern: "wie hoch"

     

    Und ernsthafte Vertreter von Kinderinteressen werden nun durch diesen Vorwurf dikreditiert und sollen eine tbau einhalten..... Ganz ehrlich? Das nervt.

    Und wie man ein Gericht (!), dass unabhängig und an Gesetzestexten zu entscheiden hat, so unter Druck setzt, zeigt, dass manche der Kritiker wirklich (noch) Problem mit unserer Verfassung haben. Und das finde ich ein viel ernsthafteres Problem, als das Gelaber mancher über "Kulturrassisumus". Schönen tag noch.

  • T
    T.Albert

    schade, dass mein gestriger kommentar, mit dem ich mit frau sezgin solidarisch erkläre, weil sie in jeder hinsicht recht hat, nicht erscheint.

  • TA
    T. Albert

    Früher hatte die TAZ ja linke Leser, nicht solche Gutmenschen, die andere Leute, deren Kinder sie angeblich liebevoll "menschenrechtlich" und "aufgeklärt" vor irgendwas schützen müssen, ständig "Basta" und "Schluss, Aus" schreiend zum verlassen des Landes auffordern. Kommt da noch mehr? Na, ich bin ja schon weg. Wie sich die Geschichte so wiederholt, das hätte ich vor einigen Jahren nicht gedacht, aber die Aktualisierung älteren Schriftguts fürs 21.Jhdt., auf das hier die Hygiene-Tip-Geber und tierlieben Schächtungsgegner so stolz sind, scheint doch intensiver zu laufen, als ich das gedacht hätte. Schön ist, dass man sich die ganze neuere "wissenschaftliche Literatur" zu diesen beliebten Themen gar nicht kaufen muss, man muss nur im Familienkeller nachgucken oder den lesekundigen Neunazi seines Vertrauens fragen, ob er nicht ein Standardwerk des 20.Jhdts. zur Verfügung stellen würde. Ich könnte auch helfen. Aber offensichtlich ist das gar nicht nötig.

     

    Übrigens hat Frau Sezgin in jeder Hinsicht Recht, und das katholische Ding, das angeblich symbolisch sei, heisst "Realpräsenz", und wenn jemand einen anderen Menschen tauft mit der Taufe, die zum Glück aus der Mikwe kommt, wo man sich oft (rituell)wäscht, wie die Muslime, und nicht nur einmal, dann ist es so, als taufe Christus (der beschnittene Jude Jesus) selbst und das ist natürlich nicht widerruflich. So habe ich das im kath. Religionsunterricht gelernt.

     

    Sollen denn die jüdischen und muslimischen Kinder hier bleiben, nachdem ihre beschnittenen, unhygienischen Eltern dorthin gegangen sind, wo sie deutsche Gesetze nicht beachten müssen, und was habt ihr dann mit denen vor? -Nur aus Interesse.

  • G
    globalfunk

    Ich finde den Artikel von Frau Sezgin super! Ich sehe es nämlich als großes Problem an, dass unser Staat bzw. unsere Gesellschaft sich so schwer damit tut, andere "fremde" Lebensentwürfe und Weltanschauungen, seien sie religiöser oder kultureller Art, zu akzeptieren. Warum darf ein jüdisch/muslimsches Ritual, ohne weiteres, als barbarisch betitelt werden, ein christliches aber nicht?was soll das?Woher kommt diese Überheblickeit?

     

    Es kommt mir generell so vor, als würden die meisten Menschen in unserem Land nur den "westlichen Lebensstil" als moralisch richtig und absolut verstehen. Anderen Menschen, die aus Weltanschauungstechnischen oder anderen Gründen nicht diesem Norm-Bild bzw. Lebensentwurf entsprechen, wird nicht auf Augenhöhe begegnet, sondern sie werden als Untermenschen betrachtet, seien es Sinti und Roma, Obdachlose, Harzt4 Empfänger, Juden, Muslime, Migranten oder eine andere beliebige Minderheit. Eine aufgeklärte Gesellschaft sollte sich meines Erachtens anders Verhalten. Hier ein Zitat von Navid Kemani, dass ich ziemlich passend finde: "Aufklärung wie sie gerade auch die deutsche Philosophie gelehrt hat, würde heißen, die eigene Weltanschauung zu relativieren und im eigenen Handeln und Reden immer in Betracht zu ziehen, dass andere die Welt ganz anders sehen: Ich mag an keinen Gott glauben, aber ich nehme Rücksicht darauf, dass andere das tun; uns fehlen die Möglichkeiten letztgültig zu beurteilen, wer im Recht ist. Aufklärung ist nicht nur die Herrschaft der Vernunft, sondern zugleich das Einsehen in deren Begrenztheit."

  • AK
    Anna Koslowski

    Ich finde die Führung der Debatte in der print-TAZ und hier im Netz schlichtweg einseitig udn unseriös!

    Viele der Leserkommentare sind aus einer atheistischen Sicht verfasst und gehen in keiner Weise auf die religiöse Sicht der Dinge ein.

    Hat schon einmal jemand daran gedacht, das Eltern ihre Kinder religiös erziehen (und sie religiösen Ritualen unterziehen), weil sie ihren Kindern etwas gutes tun wollen, sie das als richtig erachten? Beschneidungen und andere Rituale sind auf keinen Fall mit körperlicher Züchtigung o.ä. gleichzusetzen. Sie sollen keine Strafe sein, sondern den Kindern das "Seelenheil" ermöglichen! Es ist einfach engstirnig, religiöse Eltern so anzuklagen, zumal die Debatte hier offensichtlich von unbeschnittenen, nicht-muslimischen Lesern dominiert wird, die außschließlich von außen (oder von oben herab) beurteilen.

    Ich meien natürlich nicht, dass man pauschal alle religiösen Praktiken undiskutiert akzeptieren soll. Aber es kann nicht schaden, sich in die Lage der Kritisierten hinein zu

  • MF
    Markus Freidenker

    @Jiri

    vielen Dank für den Link zu

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision

     

    @deviant

    http://www.jewsagainstcircumcision.org/

    mag die Meinung einiger weniger widerspiegeln.

    Aber es verdeutlicht, dass zumindest bei einigen Juden ein Umdenkprozess eingesetzt hat und Baby-quällen und Baby-verstümmeln nicht mehr überall praktiziert wird.

     

    Den Rest deines Kommentars ignoriere ich mal, weil er nichts mit dem Thema zu tun hat.

  • M
    mazza

    religionsgeschichtlich ist die beschneidung die ablösung von menschenopfer. unglaublich, dass derart blutige archaische opfer-riten heute im 21. jahrhundert noch mit wohlwollen gesehen werden. religionen sind eine reine erfindung ... und die christlichen religionen sind seit jeher der berechtigten kritik ausgesetzt. die körperliche unversehrtheit der menschen ist wichtiger als irgendwelche religiöse beschneidungs-rituale, die aus einer zeit stammen, in der es noch nicht einmal menschenrechte gab. was für eine merkwürdige legitimation, die einer sog. höheren gewalt das recht gibt, kinder zu beschneiden, zu verstümmeln, über sie zu bestimmen - in meinen augen bedeuten derartige rituale macht-missbrauch ...

  • D
    deviant

    @Markus Freidenker:

    jewsagainstcircumcision.org? Oh c'mon!

    Was kommt als nächstes? jewsagainstzionism.com? Achmadinejad ist n dufter Typ, denn "TRADITIONAL JEWS ARE NOT ZIONISTS"?

     

    Splittergruppen sprechen nicht für eine ganze Gruppe, nicht, wenn Juden den Staat Israel auslöschen wollen, Muslime Ungläubige ermorden wollen, Katholiken den Holocaust leugnen, oder Protestanten zum Heiligen Krieg in Afghanistan und den Irak einfallen.

  • A
    ArabBeautifulPenis

    @ alle Deutschen - einer von euch hat (endlich) die Wahrheit ausgesprochen:

    04.07.2012 23:57 Uhr

    von rolfmueller:

     

    "Letztendlich läuft es immer auf das eine hinaus: Die Deutschen ertragen es nicht, wenn jemand anders ist oder lebt oder denkt als sie. Und seit sie ihre Probleme mit Fremdem nicht mehr einfach endlösen können, ziehen sie alle philosophischen, juristischen oder politischen Register.

    Wenn es den Deutschen wirklich um die Rechte und die Unversehrtheit von Menschen ginge, dann würden sie die Flüchtlinge im Mittelmeer anders behandeln lassen, dann würden sie keine Menschen in Staaten abschieben, in denen ihnen weit mehr als die Vorhaut angeschnitten wird, dann würden sie nicht für zwei Milliarden Euro pro Jahr Waffen in alle Welt liefern.

    Was den Deutschen fehlt und immer fehlen wird, ist die Bereitschaft, nichtdeutschen, nichtnordischen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen."

     

    Damit ist alles gesagt. Danke Rolf Müller !!!

  • J
    Jiri

    Beschneidung ist für mich Ausdruck von extremsten Machismo seitens religiöser Führer, Ärzte und sogenannter Gesundheitsorganisationen, die sich in den Dienst der vorher genannten stellen.

     

    Die übertragung von Geschlechtskrankheiten kann man durch Safer Sex vermindern und die Übertragung von Geschlechtskrankheiten wird durch die Beschneidung nicht verhindert.

     

    Der letztendliche Hauptgrund ist wohl seit Jahrtausenden meiner Meinung der, durch einen Machtritus die sexuelle Aktivität des Mannes hin zur Frau zu steuern und darauf zu beschränken.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision#cite_note-17

  • MF
    Markus Freidenker

    Entschuldigung, aber der Kommentar, finde ich, hat total das Thema verfehlt. Da werden Dinge verglichen, die absolut nichts miteinander zu tun haben.

    Nachfolgend zwei Webseiten mit weiteren Informationen:

     

    http://www.jewsagainstcircumcision.org/

     

    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/argumente-gegen-beschneidung/nachteile-der-beschneidung.html

     

    Was hat das denn mit Religion zu tun, einem Kleinkind mutwillig Schmerzen zuzufügen und es zu verstümmeln ?

    Warum sollte man solch ein Verhalten nicht als "barbarisch" bezeichnen dürfen.

     

    Was haben Geistliche, welcher Religion auch immer, an den Geschlechtsteilen von Kindern verloren ?

    (Darf man hier einem Vergleich ziehen zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ?)

     

    Ich halte das Urteil des Landgerichts Köln für ein wegweisendes Urteil, um die Grenzen der Religionsfreiheit zu definieren.

     

    Während ganz früher eine Beschneidung hygienische Gründe gehabt haben könnte (?), ist die religiöse Beschneidung heutzutage doch nur ein Beweis für die Unterdückung der Gläubigen durch die Religiönsführer, die keinen Respekt haben vor der

    körperlichen Unversehrtheit ihrer Gläubigen.

    "Wenn Gott gewollt hätte, dass die Eichel freiliegt, dann hätte er die Manner ohne Vorhaut erschaffen."

     

    Andererseits zeigt eine Beschneidung auch das krankhafte Verhältnis mancher Religionen zur Sexualität.

     

    Auch Religionen sollten daran arbeiten, sich weiterzuentwickeln, und nicht krankhaft an jahrtausendealten Traditionen festhalten.

  • DT
    Der Türke

    @Hauke Laging:es ist höschst peinlich, sie wissen noch nicht mal, dass die Türkei mehr Völker Staat(Multikulti was Sie aus Dummheit ablehnen)denn noch fragen Sie mich wieviel Einflüsse die türkische Kultur von aussen zu läßt. Wenn die Leute nicht gebildet sind und trotzdem wollen Sie mitmachen, passiert genau das, was Ihnen passiert ist. Wo kommen wir hin, wenn wir mit allen daher gekommenen Deutsche einlassen. Statt Einbildung liebe Bildung.

  • L
    lowandorder

    Schnauze voll? - oder hat es irgendeinen tieferen Nährwert, warum keine Kommentare mehr eingerückt werden?

     

    Wer solch einen Stein in´s Wasser wirft, kann sich doch über Wellen nicht beklagen. - odr?

  • TM
    Thomas Menzel

    "[...] haben auch muslimische Eltern das Recht dazu."

     

    Zum Glück halt nicht mehr!

  • S
    suswe

    Fernrohr hin oder her: Es ist fast weltweit kulturelle Praxis, den Anspruch auf Gewaltausübung an Kindern mit Tradition, Identität, oder Gottes Gebot oder eingebildeter Weltelite (im Falle der Nazis) oder sonstwas zu rechtfertigen und die Kritik daran als Rassismus, Jüdische Weltverschwörung, Sittenlosigkeit, Dekadenz, Beschneidung der Religionsfreiheit oder oder abzuwehren.

    Beide Seiten des Fernrohres sind gleichermaßen langweilig und gleichzeitig bedrohlich.

  • AW
    ach was, Islam...

    ... darum gehts doch gar nicht!

    Die christlichen Kirchen regen sich doch genau so laut über das Urteil auf wie alle Ausreligösengründenbeschneidungbefürworter zusammen.

     

    Der zentrale Konflikt ist hier nämlich nicht der zwischen Islam und Islamfeindlichkeit. Der Konflikt, der hier endlich mal voll aufbricht ist der zwischen säkularem Staat und laizistischem Gedankengut und religiösem Machtanspruch.

     

    Ich fand das Urteil schon im ersten Moment gut, weil ausschließlich die Rechte des Kindes berücksichtigt und weil das richtig so ist.

    Aber je mehr die Gläubischen jeglicher Couleur aufheulen, umso geiler finde ich es mit jedem Tag. Im Rechtsstaat geht es nur nach Recht und Gesetz und was dem widerspricht ist verboten.

    Aus die Maus.

     

    Konfessionslose machen schon jetzt einen Anteil an der Bevölerkung aus, von dem CDU und SPD bei Wahlergebnissen nur noch träumen können, nämlich über ein Drittel und trotzdem legen sie immer noch jährlich um ganze Prozentpunkte zu. Bis es 40 % sind, kann es nur noch wenig e Jahre dauern.

     

    Deswegen wird der Geist dieses Urteils sich durchsetzen. Als nächstes ist wahrscheinlich das kirchliche Arbeitsrecht in vom Staat finanzierten Sozialeinrichtungen drann. Und irgendwann hoffentlich auch mal schulischer Religionsunterricht und Kirchensteuer.

     

    Sie finden es doch in anderen Zusammenhängen wahrscheinlich auch richtig, dass die bundesdeutsche Gesetzgebung Vorrang hat vor der religiösen Kultur, Frau Sezgin. Man darf seinen Ehepartner (und auch sonst niemanden) nicht schlagen, fertig.

    Völlig wumpe, ob der Koran das Schlagen von Frauen erlaubt.

    Da Sie sich bei Gelegenheit ja auch ganz gerne mal als Feministin gerieren, gehe ich einfach mal davon aus, dass Sie das richtig finden

     

    Da müssten Sie sich dann aber schon mal entscheiden. Entweder das Gesetz hat grundsätzlich Vorrang vor religöser Kultur oder nicht; und nicht wenn es mir in den Kram passt so und wenn es nicht passt, anders.

  • M
    Michel

    @ Valtentin: Zitat: "Es gibt keine vergleichbaren Riten, weder in der westlichen, noch in der orientalischen Welt, bei denen es sich ganz klar um schwere Körperverletzung handelt."

    Oh doch, Valentin, die gibt es, und und im Vergleich mit wenigen ist die Vorhautverstümmelung ein zärtliches Streicheln. Aber diese werden ohne Ausnahme in Deutschland als das betrachtet, was sie eben sind: Körperverletzung.

     

    Übrigens: Als vor einigen Jahren das Ohrfeigen von Kindern verboten wurde, fühlten sich bei den Zeugen Jehovas vielleicht Einzelne in ihren Freiheiten eingeschränkt. Es wäre mir aber neu, wenn von den Verbandsvorständen einer sich so als Opfer des Säkularismus geriert hätte, wie es einige Lobbyisten derzeit tun.

  • D
    deviant

    @Frank Naumann:

     

    Sie behaupten, Frau Sezgin benutze atheistische Argumente um religiöse Praxis zu relativieren, dennoch tun Sie exakt dasselbe!

     

    Ein gläubiger Katholik, der in die Kirche geht, um an der Kommunion teilzunehmen, ist fest davon überzeugt, das Fleisch seines Erlösers zu essen und sein Blut zu trinken. Zu behaupte, dass sei ja nicht "real life" ist atheistische Relativierung.

    Und was katholische Priester mit Minderjährigen machen, muss ich ihnen ja wohl nicht erklären.

  • D
    Demokrat

    Der Artikel von Frau Sezgin ist m.E. der Ausdruck einer langjährigen religiösen Indoktrination.

     

    Er offenbart in seinen völlig absurden „Vergleichen“ das Fehlen einer rationalen Basis und ist nur der Versuch, durch dummes, verzweifeltes Umsichtreten etwas zu legitimieren, was rational nicht zu legitimieren ist.

     

    Gleichwohl hat Sie das Recht dies zu äußern und es sollte nicht mit Rückgriff auf ebenso zweifelhafte Bestimmungen zensiert werden!

    Andererseits besteht sicher auch keinerlei Verpflichtung des WDRs solch unqualifiziertes Geschreibsel zu veröffentlichen, auch irgendwelche Auszeichnungen der Autorin spielen da

    keine Rolle.

     

    Das Ganze ist auch ein trauriges Beispiel dafür,

    wie schwierig bis unmöglich eine „vernünftige“ Diskussion zu dem Thema mit bestimmten Muslimen/as sein dürfte.

     

    Es stellt sich dann natürlich die schwierige Frage, ob der Staat bei uneinsichtigen Beschneidern nicht zum Schutz der Kinder eingreifen MUSS? Ich würde dies bejahen.

     

    Sollte einmal vom Bundesverfassungsgericht

    das Urteil des LG bestätigt werden, so steht die BRD, zumindest in Teilen der Bevölkerung, vor

    einer Zerreisprobe!

  • W
    willy

    Hallo Frau Sezgin,

    bitte diesen Link http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/maennliche-beschneidung/eine-kleine-operation/religioese-beschneidung.html anschauen und danach weiter abends Lämmer streicheln!

  • L
    lowandorder

    Ps.

     

    Daß - meinethalben auch schräge - Meinungen nicht irgendeiner Netiquette, Zensur oder kirchenaffiner Regelungen unterfallen dürfen, bedarf keiner weiteren

    Erwähnung. Dazu hat @Biermösel - mit oder ohen Blasen -

    alles gesagt.

     

    Schräge Meinungen, schiefe Bilder verbieten?

    Wenn das im WDR Schule macht, wären bei Frank Plasberg ja ständig biep und schwarze Striche zu gewärtigen.

    Daß NRW ein klerikales Land ist, ist leider auch war.

  • R
    rolfmueller

    Letztendlich läuft es immer auf das eine hinaus: Die Deutschen ertragen es nicht, wenn jemand anders ist oder lebt oder denkt als sie. Und seit sie ihre Probleme mit Fremdem nicht mehr einfach endlösen können, ziehen sie alle philosophischen, juristischen oder politischen Register.

     

    Wenn es den Deutschen wirklich um die Rechte und die Unversehrtheit von Menschen ginge, dann würden sie die Flüchtlinge im Mittelmeer anders behandeln lassen, dann würden sie keine Menschen in Staaten abschieben, in denen ihnen weit mehr als die Vorhaut angeschnitten wird, dann würden sie nicht für zwei Milliarden Euro pro Jahr Waffen in alle Welt liefern.

     

    Was den Deutschen fehlt und immer fehlen wird, ist die Bereitschaft, nichtdeutschen, nichtnordischen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen.

  • J
    JohnReed

    @ArabBeauty et. al.:

    Die Befassung mit Ihrem Penis dient weder der Diskussion, noch ist das sehr ästhetisch. Sind Sie und Ihre Mitstreiter latent homosexuell, dass Sie sich wiederkehrend in dieser Art äußern? Das wäre ja o.k., solange Sie Homosexualität auch offen als Lebensform akzeptieren. Oder haben wir hier einen(Neben-) Widerspruch zwischen Anti-Homophobie und Anti-rassismus?

  • MM
    Mirko Malessa

    > ArabBeauty wrote: "Und keine Sorge: wir haben natürlich den Rassismus erkannt, der sich ganz unschuldig hinter dem Grundgesetz (mal wieder) versteckt..."

     

    Eine Religion ist keine Rasse: Somit ist gegen religiöse Rituale zu sein auch kein Rassismus.

     

    Lernts endlich!

     

    Nebenbei bemerkt gibt es keine Rassen; alle Menschen haben denselben genetischen Code: Und der ist absolut gleich.

     

    Dafür gibt es genügend Religionen, die was von Rassen faseln.

     

    Darüber könnte es sich mal lohnen nachzudenken.

  • LA
    Leserin an alle Anderen

    Bin ich eigentlich dem Thema dieses Artikels (Zensur/Nettiquette) zum Opfer gefallen, weil ich die anderen Kommentatoren darauf hinwies, daß dieser Artikel H. Sezgins, "Zensur" thematisiert und nicht "Beschneidung", oder der Zeit/engkalkulierten Personaldichte ?

  • FN
    Frank Naumann

    Frau Hilal Sezgin nutzt bekannte Argumente von Atheisten gegen christliche Rituale, um religiös motivierte Beschneidungen zu relativieren. Natürlich sind einige christliche Rituale rituell-kannibalisch. Nur wird hier nicht im Real-Life an Minderjährigen herumgeschnippelt. Da ist der entscheidende Unterschied.

     

    »Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen.«

     

    "Kulturpraxis" dürfte wohl kaum den gleichen Verfassungsrang haben wie Religionsfreiheit.

  • HL
    Hauke Laging

    @Der Türke

     

    "Kulturen, die keine Einflüsse mehr von außen zulassen, erstarren. Beispiele sind das "Dritte Reich", die Sowjetunion oder die DDR, alles Systeme, die sich hermetisch abgeschottet haben."

     

    OK, in Deutschland beschränkt sich der mögliche kulturelle Einfluss also auf die Verstümmelung von Penissen. Mal ganz ehrlich: Auf diesen kulturellen Einfluss kann ich echt verzichten.

     

    Oder aber diese Entscheidung bzw. ein radikal durchgesetztes Beschneidungsverbot in Deutschland hat gar keinen nennenswerten Einfluss darauf, wie sich Judentum und Islam in Deutschland auswirken. Dann sind Sie entweder der Diskussion nicht gewachsen oder haben aus Propagandagründen gelogen.

     

    Apropos Einflüsse von außen: Wie viele Bücher werden noch mal ins Arabische übersetzt, wie willkommen ist der Einfluss der kurdischen Kultur in der Türkei? Es gibt keinen Anspruch auf Gleichheit im Unrecht, aber solange zwischen uns und dem Zentrum der hier jammernden Hochkultur der Faktor 1.000 bezüglich zu unterlassender staatlicher oder gesellschaftlicher Aktivitäten liegt, lächele ich solche Beschwerden milde weg.

  • O
    OswinRobert

    KINDGERECHT -muß die Aufnahmeprozedur für männl. Kinder(unter 14) sein bei beiden Religionsgemeinschaften, mehr verlangt doch niemand. Und niemandes Rechte würden bei einer SANFTEN, GEWALTFREIEN ,UNBLUTIGEN und KINDGERECHTEN Aufnahmeprozedur beschnitten.

    Es gibt sie schon,die SANFTE,KINDGERECHTE,GEWALTLOSE,UNBLUTIGE Aufnahmeprozedur bei beiden Religionsgemeinschaften: Für kleine Mädchen!Hollekreisch heißt das bei den Juden, bei Mulims gibt es ein Pendant.

    Weshalb soll für Jungs denn nicht auch angewandt werden bei der Aufnahme in ihre Religionsgemeinschaft , was für Mädchen völlig üblich ist? SANFT,GEWALTFREI,UNBLUTIG,KINDGERECHT!

     

    Es werden von den Befürwortern der Beschneidung -auch der Autorin oben- alle möglichen ,am Thema (den KINDERN, Leute-den Kindern) vorbeigehenden Argumente gebracht, andere lassen sich von Filibustiern auf diskurtives Glatteis und Nebenschauplätze locken.

     

    Es geht nur um die Gleichbehandlung/Gleichberechtigung der Geschlechter und um die körperliche Unversehrtheit - bei und von Kindern ,beides Grundrechte!

    Und da die von den beschneidungsgegnern verlangte SANFTE ,KINDGERECHTE ,GEWALTLOSE ,UNBLUTIGE Aufnahmeprozedur bei beiden Religionen bereits existiert -bei Mädchen- und Jungs das verfassungsmäßige Recht haben, nicht schlechter gestellt zu sein als Mädchen, und zudem niemandes Religionsrechte und Elternrechte beschnitten würden bei Anwendung der SANFTEN,GEWALTFREIEN,UNBLUTIGEN und GEWALTFREIEN Aufnahmeprozedur auch bei den kleinen Jungs, gibt es an sich gar kein Problem, die Jungenbeschneidung im Kindesalter zu verbieten.

     

    Die Befürworter verteidigen mit allerlei schwachen und unzutreffenden Argumenten am Thema ,dem Kinderschutz, -oft aus ganz anderen Gründen als der Sache selbst- ein uralt, sadistisch-homoerotisch angehauchtes, gegen Grundrechte und Folgegesetze verstoßendes Kriegerritual. Logisch, dass es quasi nicht verteidigbar ist-denn mit was will man derlei Marquis de Sade- Unsinn an Kindern vollzogen (ohne jede Not ,wie nachgewiesen)auch verteidigen. Interessant aber ,wieviele Leute (und Zeitungen),denen man das an sich nicht zugetraut hätte, solchen unsinnigen Praktiken -für die es ERSATZ gibt ,das kömmt noch dazu- das Wort reden.

    Lex Beschneidung? Wohl kaum - denn Politiker wollen wiedergewählt werden , selbst politisch korrekte Politiker. Verbot- ja, wird kommen nach einigen Prozessen , -denn Politiker wollen wiedergewählt werden. Religionsgemeinschaften? Das Judentum in Deutschland ,alles deutsche Staatsbürger und eben NICHT in erster Linie Juden i.S. eines "Ausländerstatus" aus gottlob überwundenen Zeiten , wird recht rasch eine innerreligiöse Lösung finden und wird künftig die Beschneidung ab dem 14 Lebensjahr vornehmen im Einklang mit dem Recht ihrer HEIMAT und ihren Religionsvorschriften. Bei den Muslimen -obwohl bei denen gar keine geschriebenen Regeln (so zweifelhaft die auch wären im Abgleich mit dtsch. Grundrechten) existieren-wird es etwas länger dauern ,aber auch die werden sich dareinfinden.

    Wollen wir wetten?

  • SW
    S. Weinert

    Liebe taz: Dieser Artikel hat zumindest ein Gutes. Er belegt, dass es bei dem WDR Ansätze einer Qualitätssicherung gibt, während die taz (wie so oft) sich nicht zu Schade ist, auch den größtmöglichen Blödsinn zu veröffentlichen und jedem medialen Quacksalber eine Plattform zu bieten.

     

    Liebe Frau Sezgin: Die Beschneidung - mit oder ohne Betäubung, in steriler Situation von Fachpersonal ausgeführt oder eben auch gerade nicht -, also eine sehr tatsächliche, nicht gefahrlose Handlung mit einer rein symbolischen Geste (und nichts anderes ist das Abendmahl) zu vergleichen zeugt von schier grenzenloser Dummheit. Die Druckablehnung (die wohl jeder Journalist aus eigener Erfahrung zur Genüge kennt) eher instinktiv als belegbar mit Zensur zu bezeichnen zeugt von bodenloser Ignoranz.

     

    Es gibt Länder, da ist die Pressefreiheit nur drei mal zwei Meter groß. So groß, wie eine Gefängniszelle. Daran sollten Sie denken, wenn Sie wieder einmal leichtfertig und unter Missachtung jeglicher journalistischer Ethik den Zensurbegriff aus persönlicher Profilierungssucht missbrauchen. Zensur ist, wenn Sie nicht berichten dürfen. Sie mussten nur vom WDR zur taz wandern, um Ihren Schreibversuch loszuwerden.

     

    Ihre Ausrede, der Artikel sei als Polemik gedacht, zieht übrigens wenig. Auch - vielleicht sogar gerade - eine Polemik will gut durchdacht und sorgsam umgesetzt sein, da gerade sie das größte Potential zu Verletzungen in sich trägt. Und natürlich muss sich auch eine Polemik an der Wahrheit messen lassen. Wer damit so offensichtlich überfordert ist, sollte seine Finger davon lassen!

  • A
    ArabBeauty

    Beschnittene Penisse sehen einfach besser aus als unbeschnittene. Ich bin beschnitten und habe schon viele unbeschnittene gesehen: meiner sieht hübscher aus und wirkt auch länger...ausserdem ist meine Eichel sensibler, was den Sex interessanter macht.

    Die Beschneidung von Erwachsenen ist Humbug, absoluter Quatsch, weil der Penis sich dann nie erholt. Die Beschneidung sollte man am besten wie die Juden in der ersten Woche seines Lebens machen...

    Und keine Sorge: wir haben natürlich den Rassismus erkannt, der sich ganz unschuldig hinter dem Grundgesetz (mal wieder) versteckt...

  • B
    Baruschko

    Mit der Autorin teile ich die Empörung über die

    ausgeübte ZENSUR!

    Kritik an christlichen Praktiken MUSS erlaubt sein,

    gleichwohl wie Kritik gegenüber der Religion an sich!

     

    Zur Beschneidung:

    Bei Achtung der Selbstbestimmungsrechte von Kindern

    KÖNNEN die vorgebrachten religiösen Aspekte dieses

    Grundrecht nicht negieren!

     

    Nur, da liegt das Problem.

    Gewissermaßen ist in ein derart „Gläubiger“,

    sozusagen per Definition, einer rationalen

    Argumentation nicht zugänglich.

     

    Ich bin der Auffassung, daß diese Diskussion gerade

    deswegen zu führen ist und unabhängig davon konsequent

    die Rechte von Kinder zu schützen sind.

     

    Die Einen verteidigen ihre religiöse Selbstbestimmung,

    die Anderen die ALLGEMEIN gültigen

    Grundrechte und die Trennung von Staat und Kirche.

     

    Die Grundfrage ist:

    Darf der Staat religiös begründete Handlungen

    verbieten, wenn diese gegen Strafgesetze verstoßen?

    Oder, stehen die Regeln und Gesetze „Gottes“ über

    denen des Staates und hat der Gläubige daher im

    Zweifel die PFLICHT sich gegen diese staatlichen

    Regeln zu stellen?

     

    Letztere Haltung nimmt ganz klar der jüdische

    Zentralrat ein, und befindet sich damit in

    schlechter Gesellschaft mit gewaltbereiten Islamisten.

     

    M.E. hat jedes Kind das Recht, Einblicke u. Wissen in

    verschiedene religiöse, philosophische u. atheistische

    Weltbilder zu erhalten um sich dann nach eigenen

    Vorstellungen entsprechend auszurichten. Und diese

    Möglichkeit dem Kind oder Jugendlichen zu geben ist

    eine vordringliche Aufgabe eines säkularisierten

    Staates.

     

    Eine Beschneidung ist da, neben dem körperlichen

    irreparablen Eingriff, in einem Alter von 8 Tagen(!),

    oder auch 13-17 Jahren nicht hinnehmbar.

    Im letzteren (wohl muslimisch praktizierten) Fall,

    wird (nach einem „Phoenix“ Bericht) auch ohne

    Betäubung geschnitten, da die dadurch ausgelösten

    Schmerzen ein Bestandteil des männlichen

    Initiationsritus sind.

    Auch sollen die Schmerzen erst nach Wochen abklingen.

     

    Wen dem so ist, reden wie hier keinesfalls über eine

    Bagatelle!

     

    Diese Entscheidung, ihre Söhne solchermaßen zu quälen,

    steht keinesfalls den Eltern, oder Imamen, Rabbis etc.

    zu, sondern nur dem volljährigen Menschen, der dieser

    Prozedur freiwillig zustimmt, meist dann allerdings

    Nur unter Betäubung!

  • O
    oldshark

    Der Beitrag über die verschiedenen Interpretationen von religiösen Praktiken zeitgt sehr deutlich: alle Religionen sind heilbar, nur der beschädigte Penis nicht, wenn dann mit hohem schönheits-chirurgischen Aufwand. Ich bin unbeschnitten und gottlos (welcher auch immer) glücklich.

  • CS
    Carl Schubert

    Natürlich ist die Zensur gegenüber Frau Sezgin unakzeptalbel; dennoch fällt auf: Sie hat mit Ärzten gesprochen, mit Spezialisten(für religiös begründete Verstümmeleung?!), sogar mit Eltern; NUR MIT KINDERN NICHT und sich auch nicht in sie hinein versetzt, den eigentlich Betroffenen und Gequälten! Ich hab auch mit Großmüttern aus Afrika gesprochen, die die Klitoris-Beschneidung von Mädchen traditionell gut finden und in ihren Familien mit dafür gesorgt haben. "Sie ist einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen. Haben damit jetzt auch die Eltern dieser Mädchen das Recht dazu, so wie alle Eltern ihre Kinder bestimmten Praktiken unterwerfen?" ( Zitat Sezgin).

  • PP
    Peter Pizarro

    "Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen."

     

    Frau Szegin,

    Ihre Artikel lese ich oft mit Interesse.

    Aber mit dem erwähnten Zitat ist Ihnen ein grober Fehler unterlaufen.

    Welche Ärzte haben Sie da wohl befragt? Wo es schließlich um Beschneidung von Kindern geht, offensichtlich noch nicht einmal den Verband deutscher Kinderärzte.

    Es schlichtweg schlechte journalistische Arbeit, ausschließlich Fachleute zu Rate zu ziehen, die die gleich Meinnug vertreten wie man selbst.

    Denn sonst könnten Sie nie zu der Meinung gelangt sein, männliche Beschneidung sei in der Regel folgenlos.

     

    So könnte man auch schreiben:

    Nach Einschätzung mancher war die DDR ein Unrechtstaat. Nach Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern des Politbüros bin ich zu der Einschätzung gelangt, dass dem nicht so war.

     

    Das ist in diesem Fall das Niveau Ihrer Arbeit.

     

    Natürlich gibt es Männer, die mit ihrer unfreiwilligen Beschneidung keine Probleme haben, zum Glück.

    Aber es ist eine Demütigung der Männer, die anders empfinden, ihre Existenz schlicht zu leugnen.

  • L
    Line

    Na ja, die Autorin kommt wohl nicht damit klar, dass man eben nicht alles sagen darf. Damit leben deutsche Journalisten aber auch. Nur haben türkische Journalisten eben, dank positiver Diskriminierung, eben einen Bonus, sie dürfen immer alles sagen und schreiben.

     

    Und jetzt rechtfertigt die Autorin hier die an Kindern begangene Körperverletzung damit, dass Christen Hostien essen? Was hält Muslime davon ab, in einer Zeremonie symbolisch die Vorhaut abzutrennen, indem dafür eine Salami herhält? DAS ist Religionsfreiheit, man darf an alles glauben, aber eben nicht alles machen.

    Die christliche Religion hat das über Jahrhunderte lernen müssen. Der Islam hat das nicht erlebt.

  • SO
    Säkularismus oder es knallt !

    Ist jetzt mal endlich Schluß mit dieser unsäglichen Kriecherei vor religiösem Wahn ?

  • KJ
    Kandl Josef

    In Deutschland werden keine Kinder beschnitten; weder die von Juden noch die von Muslimen. Es reicht schon, wenn die Christenkinder getauft werden ohne sich dagegen wehren zu können.

     

    Ab der Volljährigkeit kann sich jeder, der will taufen lassen und kann sich auch jeder an seinem Penis bzw. jede an ihrer Klitoris herumschnippeln lassen.

    Meinetwegen.

  • I
    imation

    "Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht."

     

    Und nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Brustvergösserung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht.

  • DM
    Dr. Mike

    Schon interessant, wieviele Leute glauben, es könne Gründe geben, das Grundgesetz schon mal zu vernachlässigen.

     

    Weder Meinungsfreiheit noch körperliche Unversehrtheit stehen zur Disposition!

  • P
    Püter

    Babyklappen werden abgeschafft, weil sie es Kindern unmöglich machen, ihre Eltern kennen zu lernen. Das sei unethisch.

    Wenn aber Eltern entscheiden, ein Stück des Pimmels abzusäbeln (ich bleibe mal bei der Sprache der Autorin) ist das legitim? Weil es einfach schon lange so gemacht wurde und meistens auch keine schweren Folgen nach sich zieht.

    Wie wäre es, wenn Männer wieder ihre Frauen schlagen dürfen, wurde doch auch lange so gemacht.

    KINDER HABEN DAS RECHT AUF GEWALTFREIE ERZEIHUNG! DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR! solange religiöse gefühle nicht verletzt werden - und ich dachte, wir leben in einem säkularen Staat

     

    Interessannt wird es, wenn ein Beschnittener sich entscheidet, die BRD zu verklagen, weil sie diese Praxis toleriert hat.

  • N
    Niku

    Mir hätten der letzte Absatz und der letzte Satz des vorletzten Absatzes dieses Artikels ausgereicht, das fand ich gut und wichtig.

    Die Polemik hätte witziger sein können. Der Bezug aufs Abendmahl wirkt eher selbstironisch (was in der Sache nicht gewollt gewesen sein kann), weil das Einnehmen einer Oblate sowas von harmlos und pietistisch-clean und "unkörperlich" ist. Selbst bei christlichen Taufen (von den orthodoxen abgesehen) wird ja kaum noch jemand nass.

    Nicht, dass ich christliche Körperfeindlichkeit verteidigen wollte. Im Gegenteil: Lieber beschnitten als ein Weichei.

     

    Das war Polemik.

  • DT
    Der Türke

    Ich sage gleich dass ich keine Müslime, damit jeder weis ich Rede nicht im Namen der Müslime. Meine Frau und meine Kinder sind katholisch und bei uns zu Hause gibt es kein Verbot. Jedenfall was Rituale angeht. Wie Deutschland mit seiner müslimischen Mitbürgern umgeht, ist nicht anderes als Kulturdiktator. Das hat Deutschland nicht nötig. Mir war immer bekannt, dass die Europäer intolarant sind aber das war eindeutig. An der Stelle möchte ich Herrn Korn zitieren:

     

    "sueddeutsche.de: Apropos Kultur: Bereitet Ihnen der als Kampfvokabel benutzte Begriff "Leitkultur" Sorge?

     

    Korn: Nein, aber dieses Wort ist eine irreführende Bezeichnung. Kultur ist per se ubiquitär und, wenn sie befruchtend und lebendig bleiben soll, immer auf Austausch mit anderen Kulturen angewiesen.

     

    sueddeutsche.de: Vielen Menschen macht genau diese Vorstellung Angst.

     

    Korn: Sorge sollte uns etwas anderes bereiten: Kulturen, die keine Einflüsse mehr von außen zulassen, erstarren. Beispiele sind das "Dritte Reich", die Sowjetunion oder die DDR, alles Systeme, die sich hermetisch abgeschottet haben. Kultur muss, um sich entwickeln und erneuern zu können, offen und veränderbar bleiben. Von "Leitkultur" zur "Kulturdiktatur" ist es daher nur ein kleiner Schritt."

     

    Mit diesem Verbot hat Deutschland Vertrauen der nicht deutsche Bevölkerung verspielt. Schade kann man nur sagen.

  • T
    tommy

    "or zwei Wochen, als die Beschneidungsdebatte entbrannte, passierte mir etwas, das mir im Laufe meiner gesamten journalistischen Karriere noch nie geschehen ist: Ich wurde zensiert. "

     

    Herzlichen Glückwunsch, Frau Sezgin! Jetzt verstehen Sie vielleicht mal, wie es Bürgern mit "rechten" Meinungen in Westeuropa seit Jahrzehnten geht. Nur mit dem Unterschied, dass man für das Äußern "rechter" Meinungen heute teilweise durchaus mit staatlicher Bestrafung, in einigen Ländern wie Großbritannien sogar mit Knast zu rechnen hat.

     

    "Seit Jahren wird in ganz Deutschland und auch in den öffentlichen Radios in NRW freizügig darüber diskutiert, ob der Islam überhaupt zu Deutschland gehöre, wenn ja, wie viel Islam Deutschland „vertrage“, ob er in seiner jetzigen Form nahezu zwangsläufig sexualfeindliche oder gewalttätige Menschen hervorbringe (u.a. Seyran Ates und Necla Kelek auf Dradio und WDR) , ob das Kopftuch „Vorspiel“ zum Ehrenmord sei (Ralph Giordano im WDR), ob Mohammed eventuell gar nicht gelebt habe oder sein Name „ein Hoheitstitel für Jesus“ gewesen sei (Sven Kalisch bzw. Karl-Heinz Ohlig auf WDR), ob der Koran überhaupt Gottes Wort sei oder nicht Fälschung (siehe westart vom 7.2.2010), ob die Dummheit der Muslime unser Land ruinieren könnte (Thilo Sarrazin bei Hart aber fair) und ob vielleicht die Politik unterschätze, „wie viel Angst die Bürger vor dem Islam haben“ (Frank Plasberg). "

     

    Es mag sein, dass bei Islamdebatten zuweilen unsachlich argumentiert oder sogar Hetze gegen Muslime betrieben wird. Wieso Frau Sezgin das Fragen, ob Mohammed existiert hat, auch in diesem Zusammenhang stellen will, muss sie aber noch genauer erklären. In einer "pluralistischen" Gesellschaft muss es auch möglich sein, Religionen wissenschaftlicher Prüfung zu unterziehen, auch in ihrem Kernbereich (und ja, das sollte natürlich auch für den Katholizismus etc. gelten). Ja, es muss sogar möglich sein, Religionen öffentlich ohne Gefahr als lächerlich zu bezeichnen. Und außerdem: Für einen Nicht-Moslem ist der Koran natürlich nicht Gottes Wort, sondern eine Fälschung oder irres Geschreibsel. Diese Ansicht muss Frau Sezgin aushalten. Der Schutz von Muslimen als Gruppe ist sicherlich ein in Teilen berechtigtes Anliegen; dazu gehört aber nicht, den Islam jeglicher Kritik entziehen zu wollen.

    Und was die Beschneidung angeht: Ich habe damit kein Problem (bin selbst aus medizinischen Gründen beschnitten). Mit Beiträgen wie den latent aggressiven Tiraden von Frau Sezgin dürfte der Sache von Muslimen aber kaum geholfen sein.

  • S
    SamOnSpeed??

    @SamSpeed und andere, die Beschneidung für ein harmloses Ritual halten:

     

    Machen wir dich mal folgendes Experiment:

     

    Zuerst schütten wir Ihnen ein paar ml Wasser aufs Haupt, und danach trennen wir Ihnen die Vorhaut ab. Alles tiefreligiös mit entsprechendem Zirkus aussenrum und einer Party hinterher. Unter Zwang, beides, versteht sich.

     

    Dann setzen wir uns zusammen und Sie berichten, was für Sie angenehmer war. Ist ja alles das gleiche, dürfte also keinen Unterschied geben.

     

    Verständnislose Grüsse,

  • TK
    Tadeusz Kantor

    ...wie sieht die Autorin dann die Beschneidung von Frauen?

  • MM
    Mirko Malessa

    > großmeister_b wrote:

     

    "Dass wirklich "viele" Christen und Atheisten die Beschneidung als barbarisch empfänden, würde ich bezweifeln, wenn man unter "viele" einen nennenswerten Anteil der Bevölkerung meint."

     

    30% Atheisten und knapp 65% Christen könnte man durchaus als "viele" bezeichnen...

     

    "Ich gehe eher davon aus, dass die Beschneidung bei den meisten eher ein Schulterzucken hervorruft."

     

    Wohl eher Kopfschütteln. Die meisten Personen, mit denen ich in in den letzten Tagen geredet habe, wußten nicht, das Beschneidung auch zu religiösen Zwecken erlaubt ist; die gingen alle davon aus, das es Ärzten nur zu Medizinischen Zwecken erlaubt ist die Vorhaut zu entfernen.

     

    "Mal davon abgesehen halte ich das Urteil gegen die Beschneidung schlichtweg für verfassungswidrig."

     

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

     

    Wem das nicht passt, der kann sehr gerne gehen. Es gibt genug Staaten, da gilt das nicht.

  • H
    HeyDa

    Viele Worte von Frau Sezgin, allerdings ist letztendlich Beschneidung Körperverletzung und damit gesetzlich verboten.

    Und das ist gut so.

    Und das hat nix mit irgendeiner Religion zu tun.

  • TE
    Thomas Ebert

    Kultur gegen Grundgesetz lautet das Grundproblem.

    Es geht darum ob uralte barbarische Bräuche in Deutschland gedultet werden oder nicht! Ob nun Beschneiden von Jungen, Schächten von Vieh oder was sonst "Gott" alles befohlen hat, alles muss auf die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz überprüft werden. Und natürlich gegebenerfalls verboten werden! Wir würden doch auch nicht Kannibalen, mit Hinweis auf ihre angestammte Kultur, ihre doch recht speziellen Mahlzeiten erlauben. Es wird niemand gezwungen in Deutschland zu leben. Wer sich eingeschränkt fühlt, kann in ein anderes Land seiner Wahl ziehen. Übrigens wurde die Autorin nicht zensiert, sondern an der Publikation von Unsinn gehindert.

  • M
    matstaz

    Das ist leider kein konstruktiver Beitrag zur Debatte. Da gibt es bereits viele weit qualifiziertere Beiträge zum Beschneidungsverbot.

     

    Schon allein die Idee, das Essen eines kleinen Stückchens Brot beim Abendmahl als barbarisch anzusehen, ist lächerlich und zeugt von großer Unkenntnis. Kein einziger Christ auf diesem Planeten glaubt, dass er beim Abendmahl den Leib Christi isst. Nicht mal die strengsten Katholiken glauben das. Offensichtlich glauben aber bestimmte Muslime wie die Autorin solchen Unsinn. Es ist doch offensichtlich, dass hier eine muslimische Autorin pro-muslimisch schreibt. Das ist nicht überzeugend.

     

    Außerdem wissen die Juden und Muslime offensichtlich selbst nicht, wie sie denn nun argumentieren sollen. Die einen pochen auf ihre Religionsfreiheit, die anderen betonen die (unbewiesenen) gesundheitlichen Vorteile einer Beschneidung, und andere werfen beide Argumentationslinien hektisch durcheinander.

     

    Wir leben doch alle im 21. Jahrhundert und sollten uns darauf verständigen können, dass das unumkehrbare Herummanipulieren und Verstümmeln am Körper kleiner Kinder, die noch nicht selbst über ihr Schicksal und ihren zukünftigen Glauben entscheiden können, in einer zivilisierten Gesellschaft verboten gehört. Und dass die Beschneidung gerade für muslimische Jungen oft ein traumatisches Erlebnis ist, ist ja allgemein bekannt und wird von niemandem bestritten.

  • GH
    Go home

    "...in dem die Kanzlerin jemanden für seine Mohammed-Karikatur mit einem Medienpreis als couragiert ehrt..".

     

    Klare Tatsachenverdrehung wie üblich. Die Mohammedkarikaturen wurden gezeichnet um zu zeigen, wie intolerant Moslems sind und wie unmöglich es heute in Europa ist solche Karikaturen zu zeichnen. Beides wurde klar gezeigt. Es war ein Akt der Rebellion gegen die Macht der Religion und es ist auch aufgrund der Feigheit der europäischen Journalisten gescheitert. Da zogen plötzlich all die Hitler-Bekämpfer den Schwanz ein und debattierten lieber über Intoleranz der eigenen Bürger. Die taz zum Beispiel. Gegen den Papst kämpft man hingegen ganz mutig. Der kommt ja nicht mit der Axt vorbei während man mit der Enkelin spielt. Jemanden der sich solchen Zuständen entgegenstellt auszuzeichnen ist richtig. Im Übrigen wurden wegen den Karikaturen Menschen umgebracht nur weil sie keine Moslems waren, welche die Autorin in ihrer liebgewonen Opferrolle schön verschweigt. Anders als in Europa linmke Blätter zeigten einige wenige Zeitungen im Orient die Karikaturen und fragten was schlimmer sei, beleidigende Karikaturen oder Menschen umzubringen. In Europa sind es Karikaturen welche das Nichtfunktionieren von Multikulti zeigen. Warum nun das Verstümmeln von Jungenpenisen nun wieder ein Akt der Barbarei ist, das erklärt und die taz natürlich liebend gern. Man sollte sich fragen ob man sich nicht einfach trennt. Wir leben dann in unserem Land und brauchen dann eigentlich keine Verstümmelungsverbote, weil sie keiner im Sinn hat und die Autorin lebt in ihrem Land und darf persönlich unter den freudentränengefüllten Augen ihres Islamistenpräsidenten kleinen Jungs am Pimmel rumschnippeln. Ganz wie es "der Prophet" befahl. Wir würden dann eine Menge Geld und Ärger erspart bekommen und mit echten Einwanderern, auf welche wir und direkt demokratisch einigen, gut und frei leben.

  • A
    Aufrechtgehn

    Vorweg: die inhaltlichen Ausführungen von Frau Sezgin zum Thema Beschneidung kann ich nicht teilen - nach meinem Verständnis wiegt das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit höher als das auf freie Religionsausübung. Beschneidung (ohne die Zustimmung des zu Beschneidenden) gehört daher verboten.

     

    Aber darum geht es ja hier überhaupt nicht, sondern um den Vorwurf der Zensur durch den WDR. Und dieser ist traurigerweise voll berechtigt. Man kann die Vergleiche mit dem Abendmahl für schief halten - sie sind eine berechtigte Meinungsäußerung. Die auch von Christen auszuhalten ist, selbst von Katholiken.

  • M
    Michael

    Ich finde das wirklich unglaublich peinlich, wie die Autorin es fertig bringt, das Essen einer Oblate mit dem Abschneiden von Vorhaut zu vergleichen und das Ganze noch mit ihrer Erfahrung von Zensur und der Diskriminierung des Islam zu würzen.

     

    Vielleicht würde ein bisschen mehr Trennschärfe helfen: Ja, dass was sie beschreibt war Zensur. Und es ist bestürzend, dass das stattfindet. Ja, die beschriebenen Diskurse über den Islam sind tendenziös, mißachtend und diskriminierend. Auch diese Diskurse sind bestürzend.

     

    Aber die Vorhaut eines minderjährigen Jungen ist keine Oblate.

     

    Nach solchen Kommentaren wie jenem von Hilal Sezgin bin ich wütend.

     

    Und ich werde bei solchen Kommentaren in der TAZ - es ist nicht der erste dieser Art - immer einen Verdacht nicht los: Ich würde Hilal Sezgin gerne fragen, ob sie das auch dann so achtlos entspannt realtivierend argumentieren würde, wenn es z.B. darum ginge, einem Mädchen das Ohrläppchen abzuschneiden oder ihm - im Namen eines noch ganz anderen Gottes und einer noch ganz anderen anderen Religion - die Nase oder die Brüste zu korrigieren.

     

    Ich vermute nicht. Dann wäre das, was Hilal Sezgin schreibt wohl nicht Ausdruck eines Kampfes gegen Diskriminierung oder eines Einsatzes gegen Zensur, sondern schlicht Ausdruck von Sexismus. Im Gewand einer vorgeblich abgeklärten Aufgeklärtheit. In der TAZ.

  • R
    R.J

    Wenn der WDR einen gescheiteren Kommentar zum Thema Beschneidung zur Ausstrahlung ausgewählt hat, dann ist diese Entscheidung keine Zensur, sondern eine Qualitätsauswahl.

     

    Das wäre auch nicht schwer nachzuvollziehen bedenkt man, was die Beschneidungsbefürworterin hier zum Besten gegeben hat.

     

    Aufklärung braucht eben Zeit und lässt sich nicht per Staatsbürgerschaft, Glaubenszugehörigkeit oder Abitur delegieren.

    Auch mein erwachsener Vater vertrat früher die Auffassung, Haare müsse man wie Rasen betrachten, je kürzer und je öfter geschnitten, um so dichter wären sie dann hinterher und dies würde auch vor Haarausfall schützen.

  • DH
    Dr. Hans-Christoph Kirch

    Alte Riten und Gebräuche retten? Steinigung gehörte auch mal dazu! Es wird langsam Zeit, dass wir uns aus der Steinzeit rausarbeiten und im Zeitalter von Quarks und Higgs-Bosonen Signale setzen und diese alten pseudoreligiösen Scheißzöpfe endlich abschneiden! Bescheidung ist Körperverletzung an Wehrlosen und gehört, wie sicherlich einiges andere auch, in einem Land, das zumindest versucht sich in Richtung zivilisiertem Zusammenleben zu bewegen, unter Strafe gestellt. Ende!

  • V
    Vatikan

    Religion ist Opium für´s Volk!!!!!

  • J
    jkelim

    Wenn man einem Kind Schmerz zufügt und es hinterher dafür belohnt, dass es den Schmerz ausgehalten hat, wie soll man ein solches Kind in unsere Gesellschaft integrieren?

     

    Sicher es gibt Ausnahmen bei guter Bildung und ein hoher sozialer Status kompensiert die angst in Ersatzhandlungen, den der soziale Status ihm bietet. Ebenso bietet die Intellektualisierung sich auf eine Abstrakte Ebene zu heben in der die Gefühle ausgeklammert werden, also eine politische oder sozial/wissenschaftliche Tätigkeit. Einige wenige gelingt es, das Traumata zu verarbeiten und zu integrieren.

    Jedoch die Mehrheit wird kaum gelingen im späteren Leben zurechtzukommen, es wird ihnen immer etwas fehlen, sie wissen nur nicht was ihnen fehlt.

    Gerade Jetzt, wo die Schere zwischen Armut und Reichtum immer weiter auseinandergeht und auch in der nächsten und übernächsten Generation

    wird sich daran nichts ändern, jedoch, wenn wir dazu beitragen, dass allen Kindern das selbe Grundrecht auf Unversehrtheit zusteht und ihnen eine solche traumatische Erfahrung, wie sie die Beschneidung offensichtlich in der Seele des Kindes auslöst und wir jetzt wissen, dass die christlichen Kirchen sich weigern für das Seelenheil schutzbefohlender Kinder nicht mehr einzustehen, gibt es nur eine Möglichkeit, dass ein Gesetz geschaffen wird, das es verbietet Kinder zu quälen. Es sind ja, diese zwangsbeschnittenen Kinder die später für die Pensionen der Pastoren und Kirchenfürsten aufkommen müssen. Wenn es also gelingt, das Kinder gleich Kinder sind, ist auch eine Solidarität, ein Miteinander möglich, um eine neue bessere humanere Welt zu schaffen in der die Kirche, um Verzeihung bitten muss und hat Priesterherrschaft nicht schon genug angerichtet an Hunderttausende missbrauchte und misshandelte Kinder in Waisenhäuser und Heimen und nichts gelernt als ein Widerholungstäter zu sein.

  • B
    Biermösl

    Beschneidung ja oder nein ist eine schwierige Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Es gibt ja auch Beschneidungen aus ganz anderen Gründen und unabhängig von religiösen Meinungen, z.B. in den USA.

     

    Die Zensur, die auf Frau Sezgin angewandt wird – und darum geht es in diesem Artikel – ist allerdings vollkommen inakzeptabel. Es gibt sehr gute Gründe, auch christliche Traditionen abstoßend zu finden; und jede/-r hat das Recht sich dahingehend zu äußern. Schließlich darf sich auch jeder unqualifizierte Honk ohne Rücksicht auf Verluste über den ach so pösen Islam auslassen.

  • EM
    ein Mann

    Die Beschneidung des männlichen Gliedes ohneMitbestimmung des Betroffenen vorzunehmen mag aus ärztlicher Sicht nur wenig (aber doch mehr als keine!) Beeinträchtigung nach sich ziehen. Beurteilen kann das aber nur ein erwachsener mann, welcher unbeschnitten aufgewachsen ist und sich dann hat beschneiden lassen.

    Einige sind ganz begeistert, andere wiederum bereuen diesen Schritt, weil er doch nicht unerhebliche Nachteile mit sich bringt.

    Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, ohne dieses Stück Haut - es tut einfach weh und ist unangenehm ohne.

    In jedem Fall sollten die kinder diese Entscheidung selbst treffen, wenn sie alt genug sind, egal welchen Glauben sie anhängen.

  • SS
    Sebastian Scho

    04.07.2012 12:20 Uhr

    von oranier:

    ===========================================

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Richter des BVerfGer einen weisen Ausweg finden, denn dass religionstreue Juden und Muslime deswegen Deutschland verlassen, ist ebenso wenig zu erwarten und zu wünschen, wie dass sie von ihrem Brauch lassen, statt auf chirurgisch weniger saubere und professionelle Praktiken auszuweichen.

    ===========================================

     

    Ernsthaft?

    Es ist nicht zu wünschen, dass von diesem "Brauch" gelassen wird?

    Es geht immerhin um die Abwägung zwischen dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und dem vorgeblichen "Recht" aufgrund von Religionsfreiheit Unmündige chirurgisch zu modifizieren.

     

    Und da ist es zu wünschen, dass das BVerfG sagt:

    "Oh, ein bisschen nicht rückgängig zu machende Verstümmelung ist schon okay."?

     

    Nee, echt nicht.

     

    Es geht hier nicht um willkürlich festgelegte Gesetze, die sich auch schon mal ändern können wie z.B. bei der Freigabe von Drogen.

    Es geht um unmittelbare Menschenrechte. Und die sind eine ganz andere Hausnummer.

  • J
    jkelim

    Opfer von Extremtraumatisierung (Zwangsbeschneidungen) regredieren auf das Stadium eines hilflosen, abhängigen Kindes; die Abwehrmechanismen, die ein Überleben ermöglichen, sind gleich: Dissoziation und Verleugnung von Gefühlen wie Angst, Auflehnung, Wut; Dissoziation von Teilen des Körper-Selbst sowie die Internalisierung der Gewalterfahrung und der entsprechenden Beziehung in Form von Introjektion und Identifikation mit dem Aggressor.

     

    Diese Identifikation mit dem Aggressor ist der Schlüssel, dass im späteren erwachsenen Leben der Umkehrschluss erfolgt. Das ehemalige Opfer wird jetzt selbst zum Angreifer durch die Weitergabe der Beschneidungspraxis an den Sohn.

     

    “Da wird einem ja echt schlecht vom dem ganzen Gejammer hier! Als Moslem muss man beschnitten sein. Basta! Das ist Pflicht. Das muss auch wehtun. Nur wenn’s wehtut wird man ein richtiger Mann. Mein Sohne wird klar beschnitten. Klar hat er angst und es wird richtig wehtun. Bei mir hat’s auch wehgetan. Nachher wird gefeiert. Er ist der König und es gibt Geschenke. Da ist ihm der Schmerz scheißegal.“ [5]

     

    Es geht also um einen Loslösungsprozess, der Schmerzen verursacht, die als größer erlebt werden können, als der ursprüngliche - und bekannte, vertraute - traumatische Schmerz, zumal auch die abgespaltenen, überwältigenden, vielleicht nie erlebten Affekte wie Angst, Wut, Schuldgefühl, Scham und Trauer, bewusst zu werden drohen. Die große Schwierigkeit der Loslösung vom introjizierten traumatischen Objekt lässt bei einer gewissen Zahl der Opfer die "Rückkehr" zum traumatischen System im Sinne einer negativen Reaktion erwarten.

  • T
    Teermaschine

    Wenn alle Dämme brechen...

    Als unbeschnittener Mann kann ich natürlich nicht nachempfinden, wie schwer traumatisiert die Kommentatorin durch die barbarische Beschneidung durch den repressiven WDR-Zensor wirklich ist. Aber den offensichtlichen Realitätsverlust hat Frau Sezgin schon vorher erlitten, wenn sie allen Ernstes behauptet, der operative Eingriff sei quasi risikofrei und problemlos. Darf man als Journalistin die Wahrheit derart verdrehen? - Tatsächlich weiß sie wie auch alle anderen "Befürworter der Beschneidung zur Unzeit" um die Risiken, ist aber schlichtweg zu feige, die wahre Motivation zu offenbaren: Es geht um die Schleifung verfasster Grundrechte im Namen der Religion!

  • D
    doglife

    Auch nach über 200 Jahren seit der Aufklärung schlagen die Verfechter des institutionalisierten Aberglaubens Purzelbäume, wenn sie deren Riten beschnitten sehen. Davor ist selbst eine "Muslim Woman" mit katholischem Abitur nicht gefeit, die bei der Verteidigung ihrer mainstreamkompatiblen Luftnummern - vorgeblich als "Meinung" getarnt - die Bibel falsch zitiert. Es ist nämlich der Balken im eigenen Auge und der Splitter in dem des Gegenüber.

    Ts, ts, mal ganz abgesehen von der in homöopathischer Dosis daherkommenden Argumentation empfinde ich die Beschneidung der Arbeitnehmerrechte als viel barbarischer.

  • SS
    Sebastian Scho

    Thema verfehlt?

     

    Bei dieser ganzen Debatte - so aufgeladen und überfrachtet sie sein mag - geht es doch nicht um Kultur.

     

    Wenigstens nicht in seiner schlussendlichen Entscheidung.

     

    Es geht ganz neutral betrachtet um die Frage:

    Haben Eltern das totale Modifikationsrecht über die Körper ihrer Kinder?

     

    Die Antwort lautet: Nein.

     

    Die kulturelle "Befremdlichkeit" ist nur ein Nebenschauplatz. Es um die _strafrechtliche_ Unvereinbarkeit. Ganz einfach.

     

    Es gibt eine Menge "Bräuche" in anderen Kulturen, die hierzulande strafbewehrt sind. Die irreversible plastische Verstümmelung von Kindergenitalien ist nur eine davon. Zumal es um Fälle geht, die mit Medizin nichts zu tun haben.

  • O
    oranier

    Fast wäre ich geneigt gewesen, dem Artikel meine volle Zustimmung zu geben. Gut jedenfalls, dass er in der taz auch mit den vorgeblich anstößigen Elementen unzensiert erscheinen kann. Über Ates und Kelek, über Giordanound erst recht Sarrazin brauchte man kein Wort zu verlieren, wären sie nicht so wirksam. Das Bild des umgekehrten Fernrohrs weitet aufklärerisch den Blick auf Selbstverständliches vs. Befremdliches vom jeweils anderen Standpunkt aus.

     

    Und dennoch wird in dem Artikel der eigentliche neuralgische Punkt des Richterspruchs zielgerichtet umschifft. Der ist nicht eigentlich das vorgeblich Barbarische an der Beschneidung, darüber ließe sich in der Tat auch im Kulturvergleich räsonieren, sondern um das unserem Grundgesetz inhäränte Prinzip der körperlichen Unversehrtheit und der Selbstbestimmung. Ginge es um selbstbestimmte Maßnahmen Erwachsener, ließe sich analog sogleich das Verbot kosmetischer Operationen fordern. Aber so haben sich die Fremdenfeindlichen - und um die geht es natürlich - einen juristischen Angelpunkt verschafft, der sich nur schwer aushebeln lässt.

     

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Richter des BVerfGer einen weisen Ausweg finden, denn dass religionstreue Juden und Muslime deswegen Deutschland verlassen, ist ebenso wenig zu erwarten und zu wünschen, wie dass sie von ihrem Brauch lassen, statt auf chirurgisch weniger saubere und professionelle Praktiken auszuweichen.

     

    Nicht, ob ob der Islam "zu Deutschland gehört", ist die entscheidende Frage, sondern wie die Mehrheitsgesellschaft ohne Diskriminierung mit nationalen und religiösen Minderheiten umgeht. Da ist ein autoritärer Richterspruch aus scheinbar heiterem Himmel gewiss die schlechtere Möglichkeit im Vergleich zu einer gesellschaftlichen Aufklärung und Diskussion. Insofern Dank an HILAL SEZGIN für den aufklärerischen Beitrag!

     

    Wobei die Freiheit der Religionsausübung nach dem GG des säkularen Staates Bundesrepublik unabhängig davon gilt, ob ich die Riten im einzelnen verstehe und akzeptiere oder nicht.

  • BS
    Birgit Supper

    Liebe taz und RedakteurInnen,

    ich bin entsetzt.

    Beschneidung wird mit Wassertaufe verglichen, und es gibt dem Anschein nach Menschen, die Glauben, daß die Oblate beim christlichen Abendmahl tatsächlich Menschenfleisch ist?!

    Ich bin dafür, das Religion eine individuelle und persönliche Angelegenheit sein muss: d.h. die Religionsfreiheit von Eltern sollte sich darauf beschränken, daß sie ihrem Nachwuchs ihre Religion durch freie Meinungsäußerung vermitteln, ihre Kinder ohne Zwang zu Feierlichkeiten mitnehmen. Die Menschenwürde beginnt beim Kind und dazu sollte auch die Taufe verboten werden. Jeder Mensch sollte frei entscheiden können, was er glaubt und leben will, und ob er sich dafür in Wasser tauchen, sich was eintätowieren oder wegschneiden lässt! Daß Kinder Mobbing fürchten müssen zeigt, wie wenig reflektiert da was in der Erziehung zu Respekt anderer und den Menschenrechten läuft. All in all kann ich nur eines empfehlen: Wie wäre es, wenn Väter und Mütter ihren Söhnen beibringen, daß der Penis bis unter die Vorhaut gewaschen werden kann!? Die meisten Krankheiten sind bekanntlich ein hygienisches Problem! Wir reissen uns ja auch nicht die Nägel aus, nur weil sich dort Dreck sammelt!

    Bin ich froh in Deutschland leben und Kinder großziehen zu können! Danke für diese Freiheit!

  • JG
    Josef Göhlen

    Mit Recht wurde die Autorin "zensiert" oder besser korrigiert, weil sie

    1. Vergleiche bringt, sie nicht möglich sind, und

    2. sie frei von jeder Kenntnis ist, also in bestimmten fragen ungebildet ist.

    Josef Göhlen

  • A
    Anonym

    Also, ich bin gegen die Beschneidung von Kindern, da diese sich nicht selbst dazu entscheiden.

    Ob man es deshalb verbieten sollte, da bin ich mir nicht ganz sicher (nachher machen es unqualifizierte Leute, die den Kindern noch größeren Schaden zufügen).

     

    Klar ist für mich allerdings, dass die im Artikel beschriebene Zensur ein riesiger Fehler ist (und darum geht es schließlich in diesem Artikel)!

     

    Soweit ich weiß, halten die Protestanten das Brot nur für ein Symbol des Leibes Christi, die Katholiken jedoch tatsächlich für den echten Leib Christi.

    Ich würde das tatsächlich für sehr barbarisch halten, wenn ich es nicht für Unsinn halten würde.

  • F
    Fiona

    Hört das Recht der Eltern nicht aber dort auf, wo es in das Recht des Kindes in so massiver Art und Weise eingreift? Ich sehe da zumindest einen Unterschied zwischen ritueller Abendmahl-Feier und der physischen Verstümmelung eines Kindes, sei es nun die Beschneidung von Jungen oder von Mädchen (die ja in anderen Religionen ebenfalls zur Tradition zählt).

  • J
    Jack

    Eine Frau urteilt über Beschneidung? Ein Vergleich wäre wohl die Labioplastik oder nein doch eher die zu recht umstrittene Sunna (Typ I+II). So wird durch die Zirkumzision die Möglichkeit zur Selbstbefriedigung eingeschränkt. Sowas ist einfach nicht durch Kultur, Riten, Religion etc. zu rechtfertigen!

  • U
    Ute

    Es dürfte eine Mehrheit in der Bevölkerung nicht interessieren, ob Frauen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die in ihrer Weltsicht die Welt in angeblich christliche oder mohammedanische Schemen einteilen, jeden ihrer überflüssigen Kommentare los werden können oder nicht.

     

    Grund dafür ist wohl, dass bei der Mehrheit kein Interesse an religiöser Weltanschauung besteht.

    Auch ist Frau Hilal Sezgin „Aufregerschaffungsaufsatz inhaltlich von der Qualität, bei der man davon ausgehen kann, die Autorin würde ihn nach etwas Überlegen als überflüssige Verrenkung selbst in die Versenkung dessen, was nicht gesagt werden muss, schicken.

     

    Aber Sie darf sich natürlich Gedanken darüber machen, ob etwa eine medizinisch korrekt ausgeführte Mittelfingerendgliedamputation oder eine Ohrmuschelumgestaltung

    – etwa um als Vulkanier a la Spok von der Enterprise aufzutreten -

    keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht.

     

    Nur was hat das damit zu tun, dass ein unnötiger, zwangsweise durchgeführter medizinischer Eingriff eine Körperverletzung ist?

  • FM
    Felix Moniac

    Häufig habe ich bereits von Frauen (meinetwegen auch: von Menschen, die eine Scheide und keinen Penis besitzen) geschriebene Artikel zum Thema Beschneidung gelesen und merkwürdigerweise haben zu diesem Thema schreibende Frauen fast nie ein Problem damit, dass man Jungen die Vorhaut abschneidet.

     

    Dass man Religionen (auch den Atheismus) und unterschiedliche Kulturen respektiert und achtet, ist für mich selbstverständlich.

     

    Dass Frauen in unserer Gesellschaft noch immer heftig unterdrückt werden, stelle ich außer Frage.

     

    Dass die Bundeskanzlerin Dinge tut, die kontraproduktiv und destruktiv sind, dem kann ich mich anschließen.

     

    Über das Abendmahl kann meinetwegen gesagt werden, was man will.

     

    Aber dass man einen Teil des Körpers eines Menschen abschneidet, ohne dass dieser Mensch je etwas dazu hätte sagen können, halte ich für falsch.

     

    Selbstverständlich ist die Genitalverstümmelung von Frauen bzw. jungen Mädchen nicht mit dem Abschneiden der Vorhaut zu vergleichen - aber dass sich Frauen erdreisten (und ich benutze absichtlich dieses Wort), sie könnten einschätzen, dass das Abschneiden der Vorhaut quasi egal sei, finde ich schon heftig.

  • T
    tim

    DANKE!!

    Das musste mal gesagt werden. Wie hier alles mit hysterischem Beifall beklatscht wird, das "dem Islam" (also den Muslimen) seine "Weltabgewandtheit" und seine "mittelalterliche Grausamkeit und Unterdrückung" unterstellt und "herausstellt", ist mehr als bedenklich. Wenn dann auch noch zweierlei Maß angewandt wird, ist das bild komplett. Es geht vielen eben doch nicht um ein tolerantes und entgegenkommendes Miteinander, sondern einzig darum, dass das eigene wWeltbild das richtige ist und andere Ansichten zu *beschneiden* sind. ich finde diesen Vorgang weitaus radikaler, als alles, das man in der Beschneidung eines jüdischen oder muslimischen jungen vermuten mag!

  • G
    Georg

    Wider die Relativierung von Menschenrechten. Gegenrede.

     

    Die Autorin ist sicher eine kluge Frau. Daher weiß sie genau, was sie schreibt - und was nicht.

     

    Im Religionsunterricht (sorry, dass ich katholisch bin) lernt niemand, dass man den Leib Christi bei der Kommunion isst, sondern dass man symbolisch Christus, lies: seine Ideen und seine Werte(!), in sich aufnimmt. Letztlich geht es da um die Aneignung der 10 christlichen Gebote. Was ist daran merkwürdig? Die Autorin erwähnt auch nicht den Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 unseres Grundgesetzes: "Jeder hat das Recht auf ... körperliche Unversehrtheit." Die deutsche Verfassung ist für alle bindend!

    Warum man/frau einen Ritus akzeptieren und respektieren soll, der einer Verstümmelung gleich kommt, bleibt mir ein Rätsel. Wer 1 Cent klaut ist nicht besser als einer, der 100 Euro klaut. Wer aus "religiösen" Gründen "nur" die Vorhaut eines Jungen abschneidet ist nicht besser als jemand der die Schamlippen eines Mädchens beschneidet. Beide Riten haben nachweislich Auswirkungen auf das Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr. Diesen Aspekt erfährt man jedoch nur, wenn man darüber mit Beteiligten offen spricht, und nicht nur mit Ärzten, die damit Geld verdienen. Beide Beschneidungsriten geschehen nicht mit dem Einverständnis des Kindes. Das Kind wird ignoriert. Mit ihm kann man es ja machen. Seine Würde zählt nicht? Art 1 unseres Grundgesetzes gilt jedoch für alle Menschen! Warum wartet man bei Juden und Moslems nicht so lange mit solchen Traditionen und/oder religiös motivierten Riten, bis ein Mensch darüber selbst entscheiden kann? Warum schafft man Tatsachen, die unumkehrbar sind? Welche Absicht steckt dahinter? Alle diese Fragen werden von der Autorin nicht gestellt und vermutlich bewusst umgangen. Stattdessen erfolgt eine Relativierung von traditionellen Riten religiöser Prägung. Für Menschenrechte sollte aber es keine Relativierung geben. Sonst landen wir am Ende dieser Argumentation dort, wo wir das "Handabhacken" bei Dieben auch als traditionell und/oder religiös motivierten Ritus tolerieren.

     

    Das ist dann nicht mehr eine Gesellschaft, in der man freiheitlich, demokratisch und vor allem - was die eigene Person betrifft - selbstbestimmt leben kann.

  • J
    Jengre

    http://www.taz.de/Religioese-Riten-in-der-Praxis/!96617/

     

    Mehr Kommentar ist nicht erforderlich, oder?

  • O
    ohno

    Kleinen Kindern ohne ernsthaften Grund Körperteile zu amputieren IST barbarisch.

     

    Da helfen auch keine Vergleich mit sublimierter Leichenschändung oder mit Puffbesuchen.

     

    Und nein, Abergleube ist kein ernsthafter Grund.

  • F
    Falmine

    Hilal Sezgin vergisst doch glatt, zu erwähnen, dass der Abendmahlsritus der Christen nur sinnbildlich(!), also im übertragenen Sinne mit Oblaten und Wein, Christi Leib und Blut verspeist!

    Während die Vorhaut kleiner Knaben bei Juden und Muslimen ratzfatz REAL abgeschnitten wird!

     

    Wer also nicht warten kann, bis erwachsene Männer selbst entscheiden, ob von ihrem Körper etwas amputiert werden soll oder nicht, kann ja mit seinen kleinen Knaben ebenfalls sinnbildlich(!) das Beschneidungsfest feiern. Wie wär's mit schmalzgebackenen Kringeln statt Vorhaut?

     

    Wenn der WDR also einen Satz von Hilal Sezgin, der Christen rituellen Kannibalismus unterstellt, nicht sendet, ist das nachvollziehbar. Im Äther ist so ein Satz schnell versendet, ohne dass er auf Richtigkeit überprüft werden kann. Statt also hier über ihre beschnittene Meinungsfreiheit zu lamentieren, sollte Hilal Sezgin besser ihren Vergleich noch einmal durchdenken.

  • M
    mexx-chen

    Die Sache mit dem Balken im eigenen Auge stimmt.

    Nein, bei dem Beschneidungsurteil ging es nicht (nur) um Muslime!

    Es hat in Deutschland mit wechselhafter Geschichte seit dem Mittelalter eine Minderheit gegeben, die ihre Söhne beschnitten hat. Und schon alleine, weil es sich hierbei um die jüdische Minderheit geht, darf man davon ausgehen, dass es sich die Richter so leicht nicht gemacht haben.

    Die Kernfrage an dieser Stelle ist schlicht: Was zählt mehr: Die Macht des religiösen Gebotes, oder das Gesetz einer säkularen Gesellschaft, die das Recht der körperlicher Unversehrtheit, über das religiöse Recht stellt. Die das Selbstbestimmungsrecht eines Kindes höher wertet, als das Recht seiner Eltern.

    Das sehen und verstehen übrigens auch die Kirchen so. Immerhin stellen sie sich in der Mehrheit gegen das Urteil, weil es das Recht des Eltern in religiösen Fragen über ihr Kind voll zu verfügen in Frage stellt.

     

    Im übrigen ist die Beschneidung absolut der einzige Punkt an dem ich wirklich froh bin, nie Vater eines Sohnes geworden zu sein.

  • K
    krawong

    Diesen Artikel finde ich sehr interessant. Er zeigt mir

    , wie weit man über welche Religionen und Riten, in bestimmten Medien, zur Zeit, kommunizieren darf. Ich halte ihn für wunderbar differenziert und das ermöglicht mir, einige gesellschaftliche Sachverhalte mal mit einem weiteren Horizont und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

    Ich nehme sie, Frau Sezgin, als hinschauende und mitdenkende Person war, die sich, auch dank der TAZ, nicht zensieren läßt.

  • T
    Trööt

    Also Entschuldigung - aber das ist eine total kindische Polemik. Ich komme mir schon blöd vor, solche Selbstverständlichkeiten schreiben zu müssen, aber es scheint ja nötig zu sein:

    1. Abendmahl ist symbolisch. Gegessen wird eine Oblate. Gewußt? Ah ja, warum dann so scheinheilig?

    2. Die Verletzung eines Menschen mit dem Verweis auf Fleischkonsum zu rechtfertigen ist lächerlich. Menschen und Tiere sind nunmal nicht gleichgestellt. Mit diesem "Argument" könnten Sie genausogut Massenmord verharmlosen.

  • D
    Debe

    Die angesprochene Einschränkung der Veröffentlichung durch den WDR ist meiner Meinung nach eines der zu vielen Relikte aus Zeiten, in denen die Kirchenoberen großen politischen Einfluß hatten - und gehört in einer säkularen Gesellschaft abgeschafft. Wir sind nicht in Pleasantville - "das Zusammenleben ist sehr angenehm". Der Rundfunk kann polarisierende Meinungen vertragen, schließlich kann auch ein Programmdirektor Einfluß nehmen und Reporter in Schranken weisen, ohne dass das einer Zensur gleichkommen muss.

     

    Mit dem Argument, man müsse unvoreingenommen an die bei manchen Bevölkerungsgruppen vorherrschenden Traditionen herangehen, greift die Autorin meiner Meinung nach zu kurz.

     

    Einige Traditionen, die selten unvoreingenommen betrachtet werden: Beschneidung von Mädchen, Himmelsbestattung, polygame Ehen, Verheiratung von Kindern bzw. Partnerbestimmung durch Eltern, Massregelung durch körperliche Züchtigung, Abbinden von Füssen (chinesischer Frauen hauptsächlich, soweit ich weiss), Verweigerung der Schulbildung ihrer Kinder durch die Eltern, Verbot der Teilnahme am Schwimmunterricht, religiöse Symbole in Schulen und Amtsstuben, Amtseide "so wahr mir Gott helfe" (gibt es da eigentlich alternativ auch Inscha'allah?), Kupieren von Hundeschwänzen, Schächten von Tieren...

     

    Im besprochenen Fall der Beschneidung kleiner Kinder geht es schliesslich um Körperverletzung an Schutzbefohlenen: Niemand hat (meines Wissens) bisher relevante Argumente gegen die medizinisch induzierte Beschneidung gebracht, auch die Beschneidung volljähriger Männer aus freiem Willen wird nicht beanstandet. Hier werden Grundrechte abgewogen, unter anderem das auf körperliche Unversehrtheit gegen das der Religionsfreiheit der Eltern (und der Freiheit, ihre Kinder zu indoktrinieren).

     

    Die Folgenlosigkeit der Beschneidung ist übrigens kein allgemeiner Konsens, weder in Bezug auf das Risiko der Operation noch auf das Sexualleben - es gibt aber nur wenige Männer, die einen Erfahrungswert zur Debatte beisteuern können.

  • AI
    Alice im Wunderland

    Ob ein Stück Stoff oder ein Stück Haut, es ist immer die gleiche Gretchenfrage: WER entscheidet WAS für WEN mit WELCHER (spekulativen, teilweise absurden) Begründung?

    Dass es dabei nicht nur um (un-)beschnittene Haut geht, sondern insbesondere um beschnittene Grundrechte und Meinungen von Brügern hat Frau Sezgin deutlich auf den Punkt gebracht, danke!

    Auch wenn meine Stimme wahrscheinlich nicht gehört oder beschnitten wird, stelle ich auch einige Fragen:

    Hat jemand mit Betroffenen gesprochen? mit allen?

    Hat jemand medizinische Meinungen eingeholt? Welche? Wann? Warum wird JETZT plötzlich darüber gesprochen? Warum empören sich Menschen, die nicht davon betroffen sind, über diese Praxis und nehmen sich daraus das Recht, ÜBER andere zu entscheiden und das im Namen der Aufklärung (z.B. WDR5 Gespräch)??? ...

    Es ist leider unwichtig, welche Fragen ich stelle, die ich mit aufgeklärten Menschen auf gleicher Augenhöhe besprechen möchte, denn so lange nur bestimmte Menschen sprechen und gehört werden dürfen, werde ich permanent beschnitten!

  • DS
    Dr. Schreck

    "[Die Beschneidung] ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen." - Diesem Satz kann ich so nicht zustimmen, denn die Beschneidung ist, Unschädlichkeit hin, Hygiene her, zuerst ein Eingriff in den Körper eines Kindes, der wahrscheinlich nur teilweise aufgrund seiner eigenen freien Entscheidung geschieht. Und das ist auch der Unterschied zur christlichen Taufe, die traditionell gesehen wohl etwas ähnliches ist (man möge mich da korrigieren, wenn ich total daneben liege). Aber: An die Taufe kann man glauben oder nicht, ist wurscht, die appe Vorhaut jedoch bleibt ab. So gesehen ist die Beschneidung "einfach nur" eine Kulturpraxis unter anderen übergriffigen Kulturpraxen, die die körperliche Unversehrtheit angreifen.

     

    Ansonsten: Meine Güte, die Deutschen wieder. Wie deppert und indoktriniert kann man sein, dass man diese Zeile über das Abendmahl zensiert, eine Zeile über das, pardon, Ficken nicht. Wer sich kritisch über die Praxen anderer Kulturen äußert, seine eigene dabei aber tabuisiert, macht nicht gerade einen ernstzunehmenden Eindruck...

     

    MfG, Dr. Schreck

  • TA
    Tobias Ammelung

    Die Beschneidung schränkt das sexuelle Empfinden dauerhaft ein, da das entfernte Teil des Penises rund 20.000 Nervenendungen aufweist.

     

    Es steht Erwachsenen frei sich aus unterschiedlichsten Gründen hierfür zu entscheiden. Ich selbst habe mich dem Eingriff aus medizinischen Gründen (Verletzung mit Narbenbildung) unterzogen.

     

    Es ist jedoch nicht akzeptabel, dass ein derart schwerwiegender Eingriff ohne ein klares Einverständnis eines Einwilligungfähigen Menschen durchgeführt wird. An dieser Stelle muss die körperliche Integrität uneingeschränkt Vorrang haben.

  • B
    Björn

    Die langfristigen Auswirkungen zwischen "Rumschnippeln an den Geschlechtsteilen" und dem Essen einer Oplate, sind dann aber doch ziemlich klar. Das Wssen "vom Leichnam ihres Heilands" ist nämlich im Ggensatz zur Beschneidung keine wortwörtliche Handlung, sondern eine übertragene. Die Diskussion ums barbarische wäre gerechtfertigt, wenn man wirklich von Leichnamen oder Leichname selber essen würde. So wie man wirklich Tatsachen schafft durch das Schneiden.

    Selbst das Kippen von Wasser über Kinderköpfe als körperliche Tat ist in den Auswirkungen relativ überschaubar - es wird kurz nass.

     

    Da alle Relegionen darüber hinaus aus die Kinder geistig beeinflussen (wollen), sollte man beim körperlichen Einfluss (im Rahmen des eigentlich erlaubten) schon genauer hinschauen und dann auch die Unterschiede direkt ansprechen. Äpfel mit Äpfeln und so...

     

    Wenn ich dann irgendwann mit 14 entscheiden darf, wie ich mich religiös positioniere und da wurde schon an mir rumgeschnitten, dann habe ich gleich noch wieviel Freiheit zur eigenen Entscheidung? Eben...!

     

    Um solche inhaltlichen Fehler in dem Artikel zu finden, muss ich nicht mal Christ sein - bin ich auch nicht. Und es mag nicht ganz dem grünen Weltbild entsprechen, aber warum ist eine ordentlich durchgeführt Beschneidung bei Männern schon ok, eine ebenso ordentlich beschneidung bei Frauen aber ein Problem? Einige sind gleicher? Und ja, derjenige, der damit sein Geld verdient und als Spezialist da religös geprägt ist, wird wohl nur sehr selten sein Hndeln in Frage stellen...Das überrascht hoffentlich nicht weiter.

     

    Das zum Schluss "gängiges Ritual" als Argument genommen wird...ja, kann man machen. Ich bin gespannt, was beim nächsten gängigen Vorfall mit körperlicher Auswirkung in der katholischen Kirche dann kommt. Oder wie man zukünftig die gängige überhöhte Geschwindigkeit im Straßenverkehr beurteilt, oder den gängigen Steuerbetrug, wenn "gängig" neuerdings ein Argument ist...

  • P
    Peter

    "Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen."

     

    ich habe den Eindruck gewonnen ... keine besondere Beeinträchtigung nach sich zieht - die gute Frau, traumhaft sage ich da nur, sie erklärt uns Männern also wie das sich alles anfühlt

     

    ich frage mich wie diese Frau reagieren würde, wenn wir Männer Frauen erklären würden, wie sich Menstruationsbeschwerden anfühlen, das wäre für wahr absurd, genauso absurd ist die Aussage dieser Frau

     

    Frau kann sich das so vorstellen, wie all die Mitteleuropäer, die täglich Schuhe tragen und dann einmal barfuß unterwegs sind, da piekst jedes Kieselsteinchen, weil man natürlich sehr empfindlich ist, ein Ureinwohner im Amazonasgebiet, der zeitlebens barfuß geht, rennt über Felsen, der ist abgehärtet, und genauso spürt ein beschnittener Mann nichts mehr, man nimmt ihm sein sexuelles Empfinden, abgesehen davon dass es zu Komplikationen kommen kann, welche im schlimmsten Fall zum Tode führen und all die Zwischenformen, die es gibt

     

    Die Beschneidung ist ein Ritual, um den Mann zu diskriminieren und zu unterdrücken, es wird in aller Öffentlichkeit gemacht und die Bilder, die ich sah, zeigten noch nie ein lachendes Kind

  • R
    Randbemerker

    Verdammt noch mal, wann hören diese dauerjammernden Berufungs- und Berufsopfer endlich auf diverse Dummheiten miteinander zu rechtfertigen?

    Dieses ewige kindische "die dürfen sich dumm verhalten, deshalb darf ich das auch" reicht intellektuell leider nicht über Sandkastenniveau raus!

     

    Ausserdem ist es eher dumm eine symbolische Phantasiehandlung mit der vorsätzlichen Verstümmelung nicht einwilligungsfähiger Jungen gleichzusetzen.

     

    Ach und wo wir gerade bei "der darf das aber auch" Argumenten und Zensur sind liebe Autorin: hab doch mal in Saudi Arabien soviel Mut. Wie? Das ist kein Vergleich? Na dann wär das ja auch geklärt.

     

    Ach und am Rand bemerkt, ich finds prima, dass es eine Gesellschaft gibt in der man solch einen Unfug wie die Verstümmelungsbefürworter ihn von sich geben verbreiten darf.

  • F
    flujo

    Die Begründung für die "Zensur" von Frau Sezgin ist natürlich bedenklich, insofern hat sie recht.

    Allerdings ist ihre eigene Argumentation ebenso bedenklich. Bei Beschneidungen wird unwiederbringlich in die körperlichkeit von Jungen eingegriffen, auf der Taz war neulich ein Beitrag von einem Betroffenen.

    Bei der - sicherlich abstrusen - Praktik der Christen, das Fleisch und Blut ihres Schäfchenführers rituell zu verspeisen/trinken bleiben aber keine körperliche Schäden zurück, schon gar nicht an Jungen, die es nicht selbst gewählt haben. Bei der angesprochenen Prostitution handelt es sich auch nicht um ein religiöses Phänomen, da wirken kutlurelle Kräfte der Unterdrückung.

    Frau Sezgins Fehler besteht darin, dass sie die religiös begründete Beschneidung mit (un)kulturellen Phänomenen vergleicht, was naturgemäß ein hinkender Vergleich ist, da sie sich bei der Beschneidung auf die Religionsfreiheit beruft.

  • PL
    prinz lilifee

    Hi Frau Sezgin,

     

    Sie treffen mal wieder den Nagel auf den Kopf: "in einem Land, ... in dem die Kanzlerin jemanden für seine Mohammed-Karikatur mit einem Medienpreis als couragiert ehrt, da darf man nicht wagen anzusprechen, dass die christliche Sitte des Abendmahls für Außenstehende eventuell einen befremdlichen Zug hat?"

     

    Genau darum geht es, um Minderheitenbashing, Leitkultur, nationalkulturelle Selbstbeweihräucherung und den ganzen Schmarrn. Letztlich um den zeitgenössischen Diskurs der White Supremacy.

    Eine interessante Anekdote jedenfalls!

     

    Ich hoffe Ihr Beitrag zieht nicht wieder 100+ empörte Nazispießerkommentare nach sich, wie es noch vor 2 Jahren bei jedem Artikel zu "Türken", "Islam" und "Fremdenfeindlichkeit" der Fall war...

     

    Beste Grüße

  • A
    Anonym

    Zunächst, diese Zensur ist ungeheuerlich, aber leider nur ein Teil von vielen Gesetzen die benutzt werden um den christlichen Glauben staatlich zu schützen. Es gab sogar schon Aufführungsverbote für Musicals ("Das Maria-Syndrom"), auf der Basis solcher Gesetze.

     

    Die Beschneidung von Kindern ist, genau wie die Taufe, sicherlich medizinisch harmlos aber ein Symbol der Religionszugehörigkeit. Die katholischen Taufe ist in der katholischen Logik genau so unumkehrbar wie die Beschneidung, nur ist es bei dieser offensichtlicher. Kinder können kaum begreifen was es heißt einer Religion zugehörig zu sein, also können sie sich auch nicht für eine entscheiden. Es gibt kein evangelisches, katholisches oder muslimisches Kind genau wie es kein baskisches Separatistenkind oder ein nihilistisches Kind gibt. Es sollte aus Respekt vor dem heranwachsenden Menschen verboten sein, Handlungen auszuführen die dieser später nicht rückgängig machen kann. Das schließt meiner Meinung nach die Taufe, Kommunion, Konfirmation, Bar Mitzwar, Beschneidung und Tätowierungen etc. mit ein.

  • G
    gerthans

    Der Kommentar trifft ins Schwarze. Der Staatsfunk WDR unterdrückt Religionskritik, um nicht die Gefühle seiner altväterlichen Hörer zu verletzen, wie zum Beispiel Wiglaf Droste bezeugt: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/03/14/a0271

     

    Dass Christi Tod am Kreuz ein Menschenopfer ist, um den Zorn eines archaischen Gottes zu beschwichtigen, darf man im WDR nicht sagen. In diesem Punkt ist in dem Kölner Sender die Zeit stehen gelieben, und zwar irgendwo in der Adenauerzeit, als ob es 68 nicht gegeben hat.

     

    Auch die Beschneidung ist aus dem Menschenopfer hervorgegangen: Geopfert wird aber nicht mehr ein ganzer Mensch, sondern nur noch ein Teil von ihm: die Vorhaut. Das barbarische Opfer hat seinen mörderischen Charakter verloren - das ist der Fortschritt, den man im Ritual der Beschneidung sehen soll. Wäre ich Opfer, aber dürfte mir aussuchen: ich würde lieber beschnitten, als gekreuzigt!

  • MW
    Michael Wäser

    Dass bei der Verteilung von Hostien und Wein, einem Ritus, den ich wahrscheinlich noch befremdlicher finde als Sie, oder bei der (befremdlichen) Opferung eines Lamms irgendeinem (minderjährigen & wehrlosen) MENSCHEN irgendetwas von seinem Körper abgeschnitten wird, werden nicht einmal Sie behaupten. Aber Sie stellen das alles gleichwertig in eine Reihe. Wirklich befremdlich.

  • RN
    Rueckwaerts Nimmer

    Tja, da vergleicht die Gute Aepfel mit Birnen. Die mit Koerperverletzung verbundenen religioesen Blutriten sind abzulehnen. Eigentlich sind die Blutkulte an sich abzulehnen.

  • K
    Krishna

    Der religiöse Kontext einer Körperverletzung (und Mißachtung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit) eines Kindes spielt doch gar keine Rolle. Genauso wie Religionen im wirklichen Leben sekundär sind, wenn es gilt, das kodifizierte Recht und damit die Intentionen des jeweiligen Landes zu beachten.

     

    In dieser Diskussion engagieren sich nun lautstark Muslime und (!) Juden. Es hätten sich auch Sonstwas-Glaubende betroffen fühlen können, ist doch Banane.

    Auf die Tat als solche und das Recht des Kindes auf körperliche Selbstbestimmung hat das Gericht abgehoben und das finde ich völlig richtig.

     

    Wenn das nächste Gericht jetzt noch feststellen würde, das das Recht von Tieren auf körperliche Unversehrtheit durch Schlachtung beeinträchtigt wird und daher das Schlachten verbietet, wären wir mal einen ganzen, selbstverständlichen Schritt weiter.

     

    Aber dem stehen christliche, jüdische, muslimische und sonstwas für "Kultur"traditionen in innig blutiger Gemeinsamkeit entgegen. Tja, so vertrackt ist das mit der Barbarei und der Kulturtradition.

     

    Es ist sehr bedauerlich, das verantwortliche Juristen vor lauter kulinarischem Blutrausch die längst überfällige, analoge Rechtssetzung in diesem Bereich einfach blindlings unterlassen.

     

    Sie hätten die wutschäumenden Emotionen eines Grossteils des vereinigten Kulturkreises gegen sich, aber Argumente ?

  • PT
    Peris Taltik

    Ganz hübsch der Kommentar, verfügt jedoch über eine Aussage, die ich nicht unterstützten kann. Es wirkt im 21 Jahrhundert befremdlich, Religionsfreiheit über das Gesetz zu stellen, vor allem wenn es Riten betrifft, die nicht als zwingende Voraussetzung zu Ausübung der religiösen Praxis angesehen werden könnten. Ganz unabhängig von der jeweiligen religiösen Ansicht.

    Das Gericht hat lediglich die Fakten zu den bestehnden Gesetzen definiert, was absolut richtig ist. An jedes Tattoo, jedes Piercing sind entsprechende Bedingungen geknüpft, auch für jede OP gibt es Bedingungen und eine entsprechende Risikobelehrung. Und das ist gut so.

    Ich ende hier mit einem Zitat von Wiglaf Droste bezgl. den Kirchenkrämpfen: "Ihre Mittel reichen von falschen Versprechungen über Einschüchterung, Bedrohung, demagogische Beseppelung und Kujonierung bis hin zum Analpfadfindertum, zur seelischen und physischen Erniedrigung und sogar Vernichtung. Genau das sind die »christlichen Wertvorstellungen« von denen Christanisten schwärmen. Eine menschliche Würde existiert für Nichtmitglieder ihres eigenen Klüngels nicht, und wer nicht glauben will, muß eben fühlen, damit er nicht denkt."

  • A
    Ant-iPod

    Vielen herzlichen Dank - Sie haben mir in vielem aus der Seele gesprochen.

    Bitte machen sie weiter so.

  • H
    Heinerich

    Also wieder dieser absurde Vergleich zum Abendmahl...

    Man schneide ein Stück Stoff von der Hose ab und tue so, als wär es die Vorhaut. In etwa so praktizieren wir das Abendmahl.

    Es kann vielleicht befremdlich wirken, aber am Ende essen wir doch nur diese elend langweiligen Oblaten!

    Die Vorhaut aber und der Eingriff sind real.

  • J
    JohnReed

    Danke für diesen Artikel, anhand dessen sich die Kernproblematik des gegenwärtigen Diskursverlaufes zum Themenkomplex Islam in Deutschland etc. fokussieren lässt. Genau wie der hier dargestellte Zensurvorgang absolut indiskutabel ist, müssen Diskursreglementierungsversuche, die von anderer Seite unter dem Banner angeblicher Diskriminierungsabwehr vorgenommen werden, zurückgewiesen werden. Sonst bleiben wir auf Dauer in einer Phase des "Zensur ist immer das, was die anderen machen". Frau Sezgin scheint auch einer sehr selektiven Wahrnehmung zu unterliegen, denn die von ihr wahrgenommene mediale Benachteiligung des islamischen Bevölkerungsteils findet zumindest bei der Mehrheit der hiesigen meinungsprägenden bürgerlichen Leitmedien (Spiegel, SZ, Zeit, Taz, FAZ, Stern, FR) schon jahrelang nicht mehr statt, im Gegenteil, dort wird regelmäßig in einem Maße Kultursensibilität praktiziert, das dies dem notwendigen Dialog nicht immer dienlich ist.

  • I
    ion

    "Darf ich jetzt mal zusammenfassen:",

    Auch Ihnen, Frau Hilal Sezgin, steht der Klageweg für jedes Ihnen "sonderlich" Erscheinende offen.

    Gerne dürfen Sie und die von Ihnen so genannten "„Neuen“" Integration, Rechtsverständnis und Rezeption des GG auch anders üben, solange Sie/sie die anfallenden Gerichtskosten nicht abschrecken (sollten).

  • A
    Atheistin

    ganz ehrlich, da kann ich Frau Sezgin nur Recht geben. Als equal opportunity atheist (sprich, ich glaube gleichermaßen an keinen Gott/Götter) bin ich durchaus der Meinung, man sollte alle Religionen gleich behandeln. Entweder alle gleichermaßen respektieren oder alle gleichermaßen ignorieren. Und nun kommt mir nicht mit "in einem islamischen Land dürfte das auch nicht sein". Wenn wir uns um so vielen besser fühlen als diese "dummen Muslime" (da paraphrasiere ich mal Sarazin), dann sollten wir auch soviel Aufgeklärtheit besitzen rational über Religionen reden zu können. Und dazu gehört entweder alle Religionen, sei es nun Christentum, Judaismus, Islam, Shintoismus, Hinduismus, Buddhismus, das große Spaghettimonster oder was weiß ich nicht noch alles, gleich zu behandeln. Denn entweder haben alle Religionen eine Daseinsberechtigung oder eben nicht.

  • M
    maSu

    Nachtrag zum ersten Kommentar:

    Vergleiche mit dem Abendmahl und anderen Bräuchen sind glatter Unfug, da meines Wissens nach, beim Abendmahl keine medizinisch unnötigen Operationen ohne Einwilligung der zu operierenden Person durchgeführt werden!

  • H
    Horst

    Hallo Frau Sezgin,

     

    >> [....] dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen. Nicht alle deutschen Bürger müssen sie toll finden oder nachahmen,

  • K
    Karl

    Sehr geehrter Frau Sezgin,

     

    was genau spricht nach Ihrer Sicht für Handlungen welche den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen un ddie allgemein als Verbrechen bezeichnet werden?

     

    was genau spricht nach Ihrer Sicht für Handlungen welche sich gegen Artikel 1 & 2 richten?

     

    was genau verstehen Sie unter "Rechtsstaatsprinzip"?

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • A
    A .Hopfenschauer

    1. "Fernrohr umdrehen" - Schöner Metapher und auch schön angewandt.

    2. ".. dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht": Tut sie nicht, kann ich selber bestätigen. Im Gegenteil...

    3. Ad Zensur: Ich hatte zum einem taz-Artikel vom 3.7.2012, in dem Najem Wali Beschneidungen als einen barbarischen, schmerzhaften, traumatisierenden Übergriff beschrieben und von "Verstümmlung [...] in den Seelen von Millionen von Menschen" geredet hat, einen Leserkommentar mit meinen eigenen, entgegengesetzten Erfahrungen geschrieben. Perdu! Also bitte keine Selbstgerechtigkeiten aus der taz in Richtung WDR.

  • KP
    Karin Pewe

    Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht, kann man zu allen möglichen Ergebnissen kommen. Das macht Frau Sezgin hier, indem sie Erwachsene mit wehrlosen Kindern vergleicht. Komplett unsachlicher, polemischer und beschämender Kommentar.

  • NA
    neugieriger Ahteistin

    Da ich, wie mein "Name" schon aussagt, nix von -egal welcher- Religion halte. Und der Unterschied bei vollem (Schmerz)bewusstsein entweder fast ertränkt, anders physisch gefoltert oder belogen/manipuliert zu werden, für mich nur marginal ist, habe ich 'mal eine ganz andere Frage zu diesem Thema, als Frau.

    Wie fühlte sich das eigentlich an, dieser Unterschied "beschnitten/unbeschnitten".

    Das ist doch das , was eigentlich alle interessiert und keine Mann beantworten kann, weil er nur das eine kennt und sich auf männlichsouveräne Art schwer davor hüten wird, darüber zu reden. Geht ja um das Männlichste -das Mannsein- überhaupt, klar.

    Ach, und was den Artikel angeht, Frau Sezgin hat natürlich recht. Wir sollten endlich die Trennung von Kirche und Staat in dieser Republik einführen, auch wenn das südlich vom Harz Gefühle verletzt.

  • T
    Thomas

    Ich finde diese Vergleiche unmöglich. Wie kann man denn das Abendmahl, also Brot essen und Wein bzw. Traubensaft trinken, auch nur ansatzweise barbarisch finden.

     

    Beim Urteil zu Beschneidungen geht es um den freien Willen. Das Kind kann, sofern es einmal zur Willensbildung fähig ist, selbst darüber entscheiden. Eine Prostituierte kann ebenfalls frei entscheiden, es sei denn, sie ist zwangsprostituiert, wogegen es wiederum Gesetze gibt.

     

    Ich musste aufgrund medizinischer Indikation im Kindesalter beschnitten werden und ich kann allen versichern, dass die Operation und die Nachwirkungen kein Spaß sind, den man mal eben aus der Tradition heraus begehen sollte.

     

    Zudem gilt dieses Urteil auch für Juden, weshalb die oft beschworene muslimische Opferrolle hier nicht zieht. Bei der Integration ist, auch aufgrund Fehlern von deutscher Seite, in den letzten Jahren einiges schief gelaufen, was dazu geführt hat, dass Einwanderer immer mehr in Parallelgesellschaften abgedriftet sind, mit Paralleljustiz und archaischen Riten. Es wird Zeit, dass Politik und Justiz hier mal Grenzen abstecken und den Rahmen festlegen, in welchem Traditionen ausgelebt werden dürfen.

     

    Kinder betäuben und mit Messern an ihrem Geschlechtsteil herumzuschneiden gehört jedenfalls nicht dazu. Vor allem, weil diese Praxis nur der mangelnden Hygiene der damaligen Zeit geschuldet war, ebenso wie der Verzicht auf Schweinefleisch. Heute gibt es allerdings Seife und Kühlschränke, weshalb man Körperverletzungen bitte sein lässt, auf Schweinefleisch aber gerne weiter verzichten darf.

  • BF
    Bernd F.

    Da schreibt eine Sie:

    "Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen."

     

    Das kann man(n) auch ganz anders sehen:

    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/maennliche-beschneidung.html

    Vorsicht: Einige Bilder mögen dem einen oder anderen übel aufstossen!

  • G
    großmeister_b

    Dass wirklich "viele" Christen und Atheisten die Beschneidung als barbarisch empfänden, würde ich bezweifeln, wenn man unter "viele" einen nennenswerten Anteil der Bevölkerung meint.

    Ich gehe eher davon aus, dass die Beschneidung bei den meisten eher ein Schulterzucken hervorruft.

     

    Mal davon abgesehen halte ich das Urteil gegen die Beschneidung schlichtweg für verfassungswidrig.

    Die Beschneidung gehört zum muslimischen und jüdischen Glauben. Ich weiß nicht, was den Richter da geritten hat.

     

    Und übrigens, wer die Worte "Polemik" und "eine Kaskade zugespitzter Behauptungen" verwendet, kann sicher sein, dass er von einem großen Teil der Bevölkerung missverstanden wird.

  • J
    Joller

    Klasse geschrieben!

    Verdrehungen der gewohnten Blickrichtung finde ich oft wichtig. Die Beispiele finde ich gut (ohne sie genau zu prüfen).

    So sehe ich das auch: Bei Befremdlichem nicht sofort „schlimm“ schreien, „unmöglich“, „typisch sinnlos religiös“, „menschenverachtende Religion“ u.ä., sondern fragen, sich informieren, Menschen kennen lernen.

     

    Das Abendmahl hat für mich als ev. Christ einen Sinn: Es verbindet mich mit Gott und Jesus, nicht nur als geistige Einstellung/ Überzeugung, sondern indem ich etwas Körperliches in mich aufnehme. Es ist nicht der Leichnam, denn Jesus ist ja auferstanden, hat einen göttlichen Leib. Das Abendmahl heißt für mich (u. andere Christen):

    Gott kommt in mein Leben,

    seine Person ("das ist mein Leib") ist für mich da, hilft, gibt Rückenwind;

    sein Leben ("das ist mein Blut") rettet meins – bis zum Tod vor Verzweiflung und danach vor der Ferne von Gott, dem Lebensquell.

  • M
    Moses

    Herrlich diese Diskussion, um ein Urteil, was nicht einmal Bundesgesetz ist. Aber ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es ein klarer Widerspruch ist, das Menschen gegen ihren freien Will beschnittem werden, ja, es ist doch sogar so, dass sie es nicht einmal selbst entscheiden können,...können doch die Beschneidung mit 16 durchführen... Es gilt als Körperverletzung, wenn man Jemanden ein Haar abschneidet gegen seinnen bzw. ihren Willen...aber die Vorhautbeschneidung ist erlaubt?

    Reden wir über die Beschneidung von Frauen, ist es (Gott sei dank) breiter Konsens, dass das nicht geht...aber Männer dürfen beschnitten werden? Wo bleibt denn da die viel beschworene Gleichberechtigung?

    Das große Problem jedoch, was ich sehe und weshalb dieses Urteil kritisch zu sehen ist, ist dass die Gefahr der "Hinterhof" Beschneidung besteht. Viele junge afrikanische Mädchen sterben, weil es illegal in "Küchenmesser" Manier ritualisiert wird...aber eben aus dem gleichen Grund praktiziert, im Namen des Glaubens und der Religion. Und es scheint so zu sein, dass nicht alle aus religiösen Gründen beschnittene Männer glücklich darüber sind... Vielleicht sollten diejenigen, die jetzt laut aufschreien mal darüber nachdenken.

    Die Zensur im Übrigen finde ich lächerlich.

  • A
    andreas

    Beschneidung ist Köperverletzung an Schutzbefohlenen. Wenn das eine Frau nicht begreift umso trauriger !!!

    Das Abendmahl mag zwar was sonderbares sein, aber es verletzt keine Kinder.

     

    Ein Atheist

     

    P.S. Liebe TAZ was ist aus DIR nur geworden ?!?

  • L
    Luise

    Liebe Frau Sezgin,

    ich will mich nicht zu Ihren Passagen über Religionen, Einwanderer und deren Empfinden etc. äußern, sondern zu Ihrer Hauptintention, der Zensur:

    Gewöhnen Sie sich am besten daran, dass in den deutschen Medien, ob öffentlich rechtlich oder privat, Zensur herrscht. Am wirksamsten ist die sog. Selbstzensur, also alles das, was ein Journalist von selbst unterlässt, um z.B. eingestellt, wohlgelitten oder befördert zu werden. Ansonsten greift natürlich auch der "wohlmeinende Hinweis", so wie sie es wohl erfahren durften. Und seien Sie froh darüber, dass Sie eher aus dem linken Meinungsspektrum kommen; auf der anderen Seite ist die Zensur weit rigoroser.

  • B
    Beobachter

    Da haben Sie ja wirklich was ganz schlimmes erlebt ...

    Apropos "erlebt" - werden Sie nicht auch wg. Ihrer freiheitlichen und publizierten Denkweise mit Morddrohungen der christlichen Fundamentalisten konfrontiert?

     

    Jährlich werden ca. 90.000 Christen aus rassistischen Gründen ermordet. Mit Aussnahme von Nord Korea berufen die Täter allesamt auf den Islam.

    Ja, na klar, das hat mit dem wirklichen Islam nichts zu tun.

    Auch die 200-250 Millionen Toten bei der persischen und indischen Eroberung durch den Islam in der Vergangenheit - ähhh - ja Einzelfälle ...

    Und überhaupt wer die friedlichen Ansichten des Islam gegenüber allen Menschen (man hat ja die Wahl den s. g. Glauben anzunehmen) zurückweist oder kritisiert bekommt den Kopf abgeschnitten.

    Kommt ja nun wirklich nicht mehr drauf an ...

     

    Also salām - ach nein, Frieden heist jetzt Islam ...

  • S
    SamSpeed

    Nachdem ich jetzt in den letzten Tagen soviel über "Verstümmelung" "Verletzung" war es sehr schön diesen Artikel zu lesen.

     

    Nicht nur eine Seite der Medaille zu lesen tut wirklich gut. Danke TAZ.

     

    Im übrigen sollten wir alle gleich behandeln. Das heißt:

    Wenn die Juden und Moslems ihre Kinder nicht beschneiden dürfen weil ja Körperverletzung ist,

     

    dann dürfen Christen ihre Kinder auch nicht mehr zur

    Konformation oder Kommunion schicken geschweige den Babies taufen, denn das ist

    genauso "stempeln" wie Beschneidung. Das Kind wird dabei (meist vor dem 14. Lebensjahr) in die Fänge der Kirche geschickt wenn man es so sieht.

     

    Ich habe einen kleinen Sohn und wenn er mir mit 14 sagt : "Papa ich will getauft werden"....werde ich sagen : "OK"

    Ich bin weder Moslem noch bin ich getauft und das ist gut so, aber wirklich wichtig ist dass es jeder selbst entscheiden kann.

     

    Zur Beschneidung von Jungen, dem Taufen oder welchem Ritual einer Religion auch immer(solange es nicht wirklich verstümmelnd ist) bleibt zu sagen :

     

    Religionsfreiheit heißt "Freiheit" für alle Religionen und nicht "Religions- und nach christlichem Maßstäben erträgliche Freiheit".

    Das heißt man kann nicht einfach ein anderes Gesetz

    dagegen drehen wie man lustig ist um dann diese Freiheit zu "beschneiden".

     

    Wenn wir so anfangen können wir auch jegliche Religionsausübung verbieten und allen Anhängern von Religion ihr Zeichen auf die Brust nageln.

    So wie damals...

  • S
    Sand

    Irgendwie dachte ich immer, dass ein Unterschied zwischen einer Körperverletzung und dem Essen einer Oblate besteht. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so. Aber vielleicht kann man ja symbolisch eine Gurke beschneiden? Dann hätte man dem "Ritual" genüge geleistet und kein Blut würde fließen...

     

    Puuh. Ich kenne einen Beschnittenen, der erzählt hat, dass er als Kind total wütend auf den Arzt war, weil dieser seinen Penis verstümmelt hat. Aber wenn Frau Sezgin meint, dass ihr Ärzte versichert hätten, dass das alles kein Problem wäre, hat sie sicherlich recht.

  • S
    schlumpf

    Manche Verbote mag ich eigentlich ganz gerne. Drum habe ich mich auch über das "Verbot" der Beschneidung Minderjähriger gefreut. Jeder Mensch soll selbst entscheiden dürfen, ob er sich verstümmeln lassen soll oder nicht. Wenn seine Eltern meinen, sie müssten an ihrem Kind rumschnippseln, dann sollen sie das dort machen, wo es in der Kultur üblich ist. Ich finde es gut, wenn ein Mensch in Deutschland im Rahmen der Menschenrechte selbstbestimmt leben darf und nicht durch irgendwelche kulturellen Zwänge zu etwas gezwungen wird, dass er (als Kind oder gar Baby) ja nicht im Ansatz erkennen und erfassen kann, geschweige denn, dass er ein Mitspracherecht hätte.

     

    Ich bin übrigens Vegetarier, kein Freier und würde mich ebenso über das Verbot des unsäglichen täglichen Kirchengeläuts freuen. Genauso wie über die Abschaffung der staatlich eingetriebenen Kirchensteuer.

     

    Im Übrigen fand ich Ihre Meinung nicht so extrem, dass der WDR es ablehnen hätte müssen, sie zu senden. Aber leider hat halt auch Deutschland noch ein gutes Stück auf dem Weg zu tatsächlicher Freiheit vor sich, die ja bekanntlich immer dort endet, wo die des anderen eingeschränkt wird - u.a. bei der Verstümmelung von Minderjährigen.

  • HR
    Hans Reimann

    Schade, dass ihr Text zensiert wurde. Der ist doch toll. Aber ihre Schlüsse, dass Beschneidungen o.K. seien, sind scheiße. Beschneidung ist kein Ritus wie das Abendmahl. Kein vernünftiger Mensch isst einen anderen physischen Menschen, den er vorher zu Jesus erklärt hat. Er tut so! Beschneidung im hier diskutierten Zusammenhang zeichnet einen unmündigen schützenswerten jungen Menschen. Es wird nicht nur so getan als schneide man die Pelle ab. Bei Frauen ist das mehrheitlich geächtet. Gut!

  • S
    Spin

    Liebe Frau Szegin, dieser Kernsatz ist hochproblematisch:

     

    "Nach Gesprächen mit Ärzten und Spezialisten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die medizinisch korrekt ausgeführte Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen."

     

    Genau das scheint nach meinen Informationen falsch. Die Regelamputation dieses stark enervierten Organteiles ist offenbar nicht ohne Konsequenzen für das Lustempfinden. Und welcher Arzt kann ok finden, dass ohne jede medizinische Indikation Kinder einer OP unterzogen werden?

    Ich halte das für schädlich und nur vertretbar, wenn es sich aus medizinischer Sicht nicht vermeiden lässt. Hier werden (ähnlich wie bei der Kindstaufe, nur physisch irreversibel) Kinder ungefragt für die religiöse Integration der Gemeinschaft missbraucht.

    Ich bin für das Urteil dankbar. Dass die Kirche in diesem Land zuviel Macht hat, bestreite ich hingegen nicht.

  • E
    Euromensch

    Danke füf den erfrischenden Artikel.

    Es ist immer wieder schön, dass man in TAZ auch mal einen anderen Blick auf bestimmte Dinge bekommt.

    Anders als die restlichen Blätter, die von einander abschreiben oder lachplappern und die Sache nur mit etwas konservativen oder liberalen (und manchmal auch mit etwas volksverhetzendes) würzen, um den hunger ihrer Klientel/Leserschaft gerecht zu werden.

    Aber alles in einem stinkt es meist nach 100 Jahren Muff, nur mit bunten Bildern.

  • T
    Ted

    Wie der Autor doch recht hat mit seinen Aussagen.

     

    Eine große Online-Ausgabe eines bekannten Wochenblattes hatte mal mit großen Worte begrüßt, wie toll doch die Merkel sei, weil sie den Zeichner ausgezeichnet hat, der da diese seltsamen Spaßbildchen gezeichnet hat. Meinungsfreiheit, Demokratie, Freiheit und was hast du nicht gesehen.

     

    Also dachte ich, Witzchen über Religionen seien etwas Gutes. Nun, schnell einen harmlosen Witz über Jesus und die unbefleckte Empfängnis erfunden und im Forum zu dem oben genannten Artikel einen Beitrag verfasst.

     

    Kam nicht durch die Zensur.

     

    Um es ganz einfach zu sagen, wie einfache Menschen ticken: Jedes Thema wird nur als Steigbügel benutzt, um gegen Ausländer zu hetzen. Es ist völlig egal, um was es geht.

  • N
    NoBadReligions

    Sie finden es barbarisch wenn Männer jungen Frauen den Penis reinrammen???

    ("Es soll Leute geben, die zu unbekannten sehr jungen Frauen in einen Wohnwagen gehen und denen für wenig Geld ihren (unbeschnittenen oder beschnittenen) Penis reinrammen.")

     

    http://www.xxx [Link von taz.de entfernt]

     

    "Vorhautbeschneidung keine besonderen Beeinträchtigungen nach sich zieht. Sie ist demnach einfach nur eine Kulturpraxis unter anderen."

    Jede Spritze die ein Arzt verabreicht ist Körperverletzung. Die Beschneidung ist auch Körperverletzung.(PUNKT)

    Und das an Kindern die in Ihrem Willen und Religiosität noch nicht gefestigt sind.

     

    Diesen Brauch aus religiöser Geilheit zu verteidigen zeugt von Aufgeklärtheit und Toleranz.

     

    Guten Tag

  • D
    derralle

    Was will uns die Autorin sagen? Dass bei der Einnahme des Abendmahles in der katholischen Kirche Menschen verletzt werden, möglicherweise ohne ihr Einverständnis? Oder warum versucht sie den Akt der Beschneidung von Kindern (Jungen oder Mädchen) zu verharmlosen, indem sie ihn auf eine Stufe stellt mit der Einnahme einer Oblate? Denn das ist ja das Abendmahl, wenn wir schon bei den Fakten bleiben wollen.

  • J
    jakob

    Wird hier ernsthaft das Essen eines kleinen Gebäckstücks aus Mehl, Salz und Wasser mit irreversibler Körperverletzung verglichen?

     

    Der katholische Ritus mag symbolischen Kannibalismus enthalten - zu Schaden kommt dabei aber niemand. Und genau das ist der Unterschied.

     

    Zu den anderen beiden Beispielen:

     

    - Ich hoffe, die Autorin kennt den Unterschied zwischen Menschen und Tieren.

     

    - Prostitution gibt es in jedem Land auf dieser Welt. Und in Deutschland ist Prostitution nur dann legal, wenn die Prostituierte nicht dazu gezwungen wird, sonst ist sie bereits strafbar. Also: Entweder ist das, was in diesen Wohnwägen passiert bereits jetzt verboten und strafbar, oder die beteiligen Frauen haben sich selbst dafür entschieden.

     

    Mein persönliches Fazit: Wenn ein erwachsener Mann der Meinung ist, sein Penis wäre zu groß, so darf er sich beschneiden lassen. Beschneidung an Kleinkindern und Jugendlichen ohne medizinische Begründung ist zu Recht durch das Urteil verboten worden. Und nein, verringertes Ansteckungsrisiko mit Geschlechtskrankheiten gilt nicht für Kleinkinder!

  • V
    Valentin

    Liebe Frau Sezgin,

     

    Sie könne noch so viel argumentieren und die Intoleranzkeule schwingen. Es gibt keine vergleichbaren Riten, weder in der westlichen, noch in der orientalischen Welt, bei denen es sich ganz klar um schwere Körperverletzung handelt. Das symbolhafte Essen eines Leichnams ist so ein schlechter Vergleich mit dieser echten Barbarei, merken Sie das gar nicht?

    Wprum es geht, ist, dass es keine Ausnahme vom Grundgesetz geben darf. Schon gar nicht aus religiösen Gründen, nicht in diesem Land. Und da steht als grundlegendes, unverbrüchliches Recht das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Und das gilt es zu schützen, vor allem bei Kindern. Und da ist leider noch gar nicht von der seelischen Unversehrtheit gesprochen. Da liegt natürlich noch viel mehr im argen.

    Mir graust es nur vor so schrecklichen Müttern wie Ihnen!

  • N
    Niemand

    Ich glaube die Fälle der durch Chirurgen zu behandelden Fimosen bei Kleinkindern wird zukünftig steigen.

  • B
    Biermösl

    HILAL SEZGIN, danke für diesen Text. It made my day.

  • MM
    Mirko Malessa

    "(...) vom Leichnam ihres Heilands zu essen.(...)"

     

    Das ist ein Glas Rotwein. Keine Vorhaut. Und sich Wurscht auf den Rost zu hauen kann man wohl auch nicht als religioesen Brauch mit Koerperverletzung vergleichen.

     

    Wenn man sehr sehr boese waere, dann koennte man die Autorin fragen, ob sie sowas ueberhaupt schonmal gesehen hat?

     

    Sowas aehnliches wird sich wohl auch der Redakteur beim WDR gedacht haben, als er diesen Danebengehauenen Artikel mit einer Ausrede "unterdrueckt" hat. Haette die Autorin wohl besser weise akzeptieren sollen, bevor sie sich hier solchermassen blamiert!

     

    So, und ich geh jetzt erstmal ne Wurscht essen, mit lecker Curry, und freu mich darueber wies kleinen Kindern wehtut.

     

    Sowas!!

  • H
    Hachja

    Schön, dass sie den Eindruck gewonnen haben, eine Beschneidung bringe keine "besonderen" Beeinträchtigungen mit sich - dann können sie mit ihrem Penis ja tun, was sie möchten, sofern sie denn einen hätten.

    Hier geht es um einen medizinisch unnötig physischen Eingriff am Genital von Kindern, über ihre Köpfe hinweg, mit einer Tragweite für ihr ganzes Leben. Sicher birgt ein korrekter Eingriff ein sehr geringes gesundheitliches Risiko, aber es ändert den Körper und einige Männer fühlen sich später auch in ihrer Sensibilität eingeschränkt. Da ist mir völlig egal, ob die Argumentation eine religiöse oder die, auch immer öfter zu hörende ist, es sei ja ästhetischer oder hygienischer. Jeder Mensch hat das Recht Entscheidungen dieses Ausmaßes, seinen Körper betreffend selbst zu treffen.

    Sicher ist der Umgang in Deutschland mit dem Islam zu kritisieren, insbesondere die immer öfter stattfindende pauschale Gleichsetzung mit Rückständigkeit. Und es ist ja auch ganz furchtbar interessant, was sie nicht so barbarisch finden. Es gibt sicher genug Platz in vielen Debatten für Ausführungen wie diese (auch wenn diese gern etwas stichhaltiger ausgefüllt werden dürfen, ganz viel doll dufte Polemik hin oder her) - hier ist sie Fehl am Platz.

     

    Dass alle Eltern ihre Kinder prägen ist ein ziemlich mieses Argument dafür, an ihren Genitalien rumzuschneiden. Kommen sie doch bitte mal zu den Argumenten.

  • K
    Kaeserostbrot

    Nein, es ist nicht "einfach nur eine Kulturpraxis"!!!. Es ist Körperverletzung - das wurde vom Gericht festgestellt. Mein Schwanz gehört mir. Es nimmt mich auch etwas wunder, dass in dieser Diskussion es meistens die Frauen sind, die das Ganze als harmlos betrachten - Gegen weibliche Genitalverstümmelung ins Felde ziehen, aber die männliche Penismetzgerei als harmlos hinstellen. JedeR hat das Recht, dass nicht an ihm/ihr sinnlos rungeschnippelt wird. Jeder religiöse Kult hat dort seine Grenze, wo er in die körperliche Unversehrtheit anderer eingreift. Mit 18 darf jedeR mit sich machen lassen was er/sie will, aber bitte lasst endlich die Babys und Kinder mit eurem Sch**ss in Ruhe.

  • R
    RTelgmann

    "habe ich den Eindruck gewonnen, daß eine korrekte Beschneidung keine Beeinträchtigung darstellt".

     

    Hier geht es um körperliche Unversehrtheit, nicht nur um etwas "befremdlich Erscheinendes". Die Autorin kann sich ja selbst beschneiden lassen, dann kann sie das vielleicht beurteilen.

     

    Weiterhin geht es um das Recht auf religiöse Selbstbestimmung über einen körperlichen Eingriff, der lebenslang ist.

     

    Keine wesentliche Beeinträchtigung, ich glaube ich spinne. Achja, und tut auch noch sauweh, tagelang.

  • P
    P3t3r

    ein stück brot und oder auch wein mit nem leichnam und ner beschneidung zu vergleichen ist schon haarsträubend provokant,

    und das zunähen einer vagina, natürlich chirugisch von einem arzt ausgeführt, ist dann auch unter religiösen gesichtspunkten zu akzeptieren....

     

    VERBOTE bringen gar nichts! nur aufklärung hilft weiter,

    dazu zählt auch eine unseniblere eichel ohne vorhaut als mit vorhaut usw....

  • SO
    steve O

    wenns Polemik ueber den Koran, oder ueber die Tora gewesen waere hiesse die Ueberschrift: Rassismus

     

    typisch taz

  • J
    JPL

    "...so wie alle Eltern ihre Kinder bestimmten Praktiken und Vorstellungen unterwerfen, haben auch muslimische Eltern das Recht dazu." Achtung, die Folgen müssen grundsätzlich umkehrbar sein, damit den Kindern die Wahlfreiheit erhalten bleibt, die sie später wahrnehmen können. Von einer Religion kann ein herandwachsendes Kind sich lossagen, aber wenn die gläubigen Eltern zuvor für eine permanente "Markierung" gesorgt haben (Beschneidung, Tätowierung, etc.), lässt sich das eben nicht rückgängig machen. Das gilt selbstverständlich für alle Kulturen (die nicht immer über ihre Religion definiert werden müssen).

  • S
    Stefan

    Bis vor 12 Jahren gehörte es in Deutschland auch noch zum sogenannten Elternrecht, die eigenen

    Kinder schlagen zu dürfen, inzwischen ist das strafbar.

    Nicht alles, was bisher so üblich war, ist auch in Ordnung. Neue Gesetzte sind ja dann und wann auch mal ein echter Fortschritt.

     

    Jaja, ist alles ganz schlimm mit der Islamfeindlichkeit, will ich gar nicht in Abrede stellen.

    Wenn aber die zweifellos existierende Islamfeindlichkeit wiederrum misbraucht wird, um sich gegeen jede Kritik zu immunisieren, dann ist das kein bisschen weniger zum Kotzen.

     

    Minderjährige können auch kein Tattoo und kein Piercing bekommen und alle finden das normal. Eltern dürfen ihren Kindern nicht mal eine Ohrfeige geben, obwohl das keine bleibenden Veränderungen verursacht.

     

    Körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmungsrecht brauchen gegen gar nix anderes abgewogen zu werden. Scheißegal wem das alles nicht in den Kram passt. Und scheißegal wer da alles reflexartig "Islamfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Islamfeindlichket" schreit.