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Schengen-Visum im BaltikumEinreiseverbot für Russen

Estland möchte keine Tou­ris­t*in­nen aus Russland mehr. Lettland arbeitet an einem ähnlichen Gesetz.

Tallinn im Juli: Touristen aus Russland sind gerade nicht willkommen Foto: Pavel Golovkin/ap

Wie hatte Estlands Regierungschefin Kaja Kallas Anfang vergangener Woche so schön gesagt? Ein Besuch in Europa sei ein Privileg, aber kein Menschenrecht. Damit begründete sie, warum Estland sich dafür entschieden habe, seine Visa-Regelungen für Bür­ge­r*in­nen aus Russland zu verschärfen.

An diesem Donnerstag trat nun eine entsprechende Regelung in Kraft. Danach dürfen Russ*innen, die ein von Estland ausgestelltes Schengen-Visum besitzen, nicht mehr in das baltische EU- und Nato-Mitgliedsland einreisen. Das berichtete die estnische Webseite err.ee. An den drei Grenzübergängen zu Russland in Narva, Luhamaa und Koidula sollen künftig zusätzliche Visa-Kontrollen stattfinden. Ausgenommen von der neuen Regelung sind Verwandtenbesuche, berufsbedingte Grenzübertritte (Diplomat*innen, Mit­ar­bei­te­r*In­nen internationaler Transportunternehmen) sowie Personen, die aus humanitären Gründen Anspruch auf ein Visum haben.

Laut des lettischen Innenministers Lauri Läänemets sei diese Sanktion notwendig, weil Russland nicht nur die Ukraine, sondern auch europäische Werte und Freiheiten angreife. Sein Kabinettskollege und Außenminister, Urmas Reinsalu, äußerte sich in den sozialen Netzwerken zu den restriktiven Bestimmungen. „Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wir werden nicht russische Tou­ris­t*In­nen in Europa tolerieren, die ihre Zeit genießen, während in der Ukraine täglich Menschen massakriert werden“, schrieb er.

Auch in Lettland sind entsprechende Verschärfungen eines „Gesetzes über Migration“ in Vorbereitung. So soll die temporäre Aufenthaltserlaubnis für Bür­ge­r*in­nen Russlands und aus Belarus bis zum 30. Juni 2023 nicht erneuert werden. Ausgenommen davon sind Personen, die sich aus humanitären Gründen im Land befinden oder deren Aufenthalt im Interesse des lettischen Staates ist. Darüber hinaus schlägt das Innenministerium vor, die Vergabe von Langzeit-Visa an Rus­s*in­nen und Weiß­rus­s:in­nen bis 30. Juni 2023 auszusetzen. Laut Innenministerium müssten, so die Änderungen beschlossen werden, Arbeitgeber in Lettland Arbeitsverhältnisse mit Ar­beit­neh­me­r:in­nen aus Russland und Belarus beenden.

Offiziellen Angaben zufolge hielten sich per 1. Juli 2.180 Mitarbeiter*innen, 144 Un­ter­neh­me­r*in­nen und 22 In­ves­to­r*in­nen aus Russland und Belarus mit gültigem Aufenthaltstitel in Lettland auf. Per 1. August lebten 2.099 Bürger Russlands und aus Belarus mit Visa in Lettland, die zu Arbeitszwecken ausgestellt wurden.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Generell muss gelten: Zivilisten beider Seiten sind zu achten und zu schützen. Sonst haben wir nach dem Krieg Feinde geschaffen und der Rache Tür und Tor geöffnet. Selbst Grossbritannien musste das einsehen, daß es ein fehöer war die deutsche Bevölkerung in Gesamthaft zu nehmen.

  • Vielleicht sollten wir auch noch allen Putin-Gegnern im Ausland die Visa aberkennen, damit der grundböse Ivan auch dort nicht mehr sichtbar ist. Putin wird sich vermutlich freuen, wenn wir ihm alle zurückschicken und auch niemanden mehr hereinlassen.

    Gerade wurde eine Frau in Saudi-Arabien zu 34 Jahren Haft verurteilt, weil sie Twitter-Beiträge teilte. Niemand diskutiert auch nur darüber, nun allen Einwohner:innen Saudi-Arabiens, einschließlich der Oppositionellen, keine Visa mehr zu geben. Dabei führt Saudi-Arabien zusätzlich einen extrem brutalen Krieg im Jemen.

    Eine der schlimmsten humanitären Katastrophen überhaupt spielt sich gerade in Eritrea ab - die Zustände in Eritrea übersteigen alles, was noch vorstellbar ist. Absolut niemand diskutiert darüber, nunmehr allen Einwohner:innen Äthiopiens die Visa zu verweigern.

    Woher kommt diese Ungleichheit?

  • Jede politische Entscheidung, die aktuell der Ukraine nicht eindeutig den Rücken stärkt, resultiert in einer Stärkung der russischen Agression.

    Man kann unbeteiligten russischen Touristen nicht mehr das Gefühl vermitteln, dass die Situation sie nichts anginge.



    Vielmehr müssen alle russischen Bürgerinnen verstehen, dass ihre Regierung ihr Land durch diesen Krieg von Europa isoliert.



    Deutschland versucht mal wieder zu lavieren, aber das wird weder die Ukraine stärken noch den Respekt der RussInnen ernten.

    Deutschland ist vielmehr in dieser Angelegenheit einfach nur schwach.

  • Ich kann verstehen, dass wegen der Geschichte die baltischen Staaten ein sehr strapaziertes Verhältnis zu Russland haben, zumal es der direkte Nachbar ist.

    Es ist aber auch gleichzeitig so, dass die Mehrheit der Russen für ihre Regierung nichts kann.

    Man führt hier also eine Kollektivstrafe ein, um die Mehrheit für ihre Regierung abzustrafen.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Putin genießt nach allem was wir wissen eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Wenn der Kanzler und andere von "Putins Krieg" sprechen, dann ist das eine Realitätsverleugnung in Reinform und eine Vorlage um die deutsche Kriegsgeschichte auf mMn zweifelhafte Art neu zu interpretieren.

      Die russische Bevölkerung hat den Krieg nicht begonnen, aber sie trägt ihn und bestätigt ihn. Die Position "mich geht das gar nichts an, ich will hier nur Urlaub machen" weckt bei mir wenig Mitgefühl

  • "Laut des lettischen Innenministers Lauri Läänemets sei diese Sanktion notwendig, weil Russland nicht nur die Ukraine, sondern auch europäische Werte und Freiheiten angreife."

    Hä? - wie jetzt? Hat "Russland" (das geheimnisvoll körperlose Wesen) in Lettland Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen erlassen, die "europäische Werte und Freiheiten angreifen."



    Hä? in Lettland?