Schauspieler Bill Murray: Der Präsente
Bill Murray ist der Boss. Nicht nur heißt seine Figur im Berlinale-Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ so, sondern: Bill Murray ist wirklich der Boss.
Da sitzt eine lange Reihe von Hollywoodstars. Weiße Zähne hinter einem strahlenden Lächeln, gepflegte Haare, ziemlich gut drauf. Und da sitzt einer in einer Latzhose, sie ist blau, genau wie sein Pulli. Er sieht aus wie ein Hausmeister. Die Haare grau, die Mundwinkel zeigen nach unten.
„Bill?“, „Bill?, „Bill“? Reporter mit allen Akzenten dieser Welt rufen seinen Namen, nicht den der anderen. Wir sind auf der Pressekonferenz Wes Andersons neuem Film, „Isle of Dogs“, der die diesjährige Berlinale eröffnet. Der Typ im Blaumann ist Bill Murray. Bill Murray ist der Boss. Nicht nur heißt seine Figur in Andersons Film so, ein Hund im Baseballtrikot, sondern: Bill Murray ist wirklich der Boss.
Er ist einfach nur da. So wie er in seinen Filmen auch meistens einfach nur da ist. Oft so sehr da und gleichzeitig distanziert von der Handlung, dass man ihn durch seine Filmfiguren hindurch zu erkennen glaubt. Man sieht also Bill Murray, wie er in einem Film mitspielt. Ob es das ist, was man von einem Schauspieler erwartet, ist eine andere Frage.
Bertolt Brecht würde es wahrscheinlich gefallen. In „Space Jam“ spielt Murray gleich sich selbst, taucht auf dem Basketballfeld auf und sagt: „Der Produzent ist ein Freund von mir.“ Er durchbricht die vierte Wand, die die Illusion der Filmwelt bewahren soll. Auf der Pressekonferenz ruht er in sich, blickt in die Ferne, denkt, nickt, schließt auch mal für ein Weilchen die Augen. Was macht er da? Meditieren? Zu Beginn hat er ein Lied angestimmt (denn Namen seines Nebenmanns Bob Balaban auf die Melodie von „Barbara Ann“). Die anderen haben natürlich sofort mitgesungen.
Die queeren Filme der Berlinale
Sonst macht Murray gar nichts, präsent zu sein ist ja ohnehin das Schwierigste. Wenn er eine Frage beantwortet, tut er es ruhig, scheinbar schlecht gelaunt. Er ist Hausmeister und Buddha in einer Person.
Weil im Film Hunde die Hauptcharaktere sind, fragt einer, ob jemand aus dem Team auch einen Hund habe. Und Murray sagt: „Ja, meiner wurde von einem Rudel Kojoten angegriffen“. Und Wes Anderson fragt: „Moment, warst du etwa dabei?“ Und Murray antwortet: „Ja, ich stand daneben und habe nichts getan.“ Er war einfach nur da.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt