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Schatten über der Solar-City

■ Während der Berliner Umweltsenat erstmalig einen Preis für die Nutzung von Sonnenenergie ausschreibt, wird die hochgelobte Solaranlagen-Verordnung gekippt

„Berlin setzt auf Solarenergie“, heißt es bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Der Umweltsenat und die neugegründete Koordinierungsstelle „eco direkt. Umweltaktionen für Berlin“ haben erstmalig einen Preis für die Nutzung von Solarenergie ausgelobt, um eben diese „zukünftig noch stärker zu fördern“. Fast zeitgleich ist die Verabschiedung der bereits hochgelobten Solaranlagen-Verordnung gescheitert. Die Senatsressorts meldeten vor allem finanzielle Bedenken an, die Umweltverwaltung konnte sich mit der geplanten Neuregelung – 60 Prozent des Warmwasserbedarfs von Neubauten sollte über Solaranlagen bereitgestellt werden – nicht durchsetzen.

„Solar-City“ kann so wohl nicht zum Kosenamen für Berlin werden, aber wenigstens trägt der ausgelobte Preis diesen Namen. Er soll in verschiedenen Kategorien vergeben werden: für Stromerzeugung, Warmwasserbereitung und Raumheizung sowie passive Nutzung der Sonnenenergie. Hinzu kommen ein Sonderpreis für andere solare Anwendungen, beispielsweise bei der Versorgung von Kleinverbrauchern oder im Verkehrsbereich, ein Ideenpreis für noch nicht realisierte Projekte und ein Anerkennungspreis für besondere Verdienste bei der Markteinführung und Verbreitung solarer Systeme. Die Bewertungskriterien sind weit gefaßt. Bewertet werden das Kosten-Nutzen-Verhältnis, natürlich die technische Effizienz und Innovation, aber auch ästhetische Gesichtspunkte wie die Einbindung in die Architektur oder das Design und ideelle Aspekte wie eine beispielhafte Finanzierung oder besonderes Engagement. Teilnahmeberechtigt sind alle Berliner Bauherren, Unternehmen, Handwerksbetriebe, Planungsbüros, Projektgruppen, auch Einzelpersonen.

Insgesamt 45.000 Mark hat der Umweltsenat als Preisgelder zur Verfügung gestellt. Nicht für jeden Einzelpreis gibt es Geld, einige der Preise verstehen sich als ideelle Anerkennung.

Die beteiligte Koordinierungsstelle „eco direkt“ wurde Anfang August dieses Jahres ins Leben gerufen, um Umweltaktionen in Berlin durchzuführen und zu unterstützen. Sie befindet sich unter dem Dach der Verbraucherzentrale Berlin. Ihren Etat bestreitet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Davon wurden unter anderem neue Kühlschränke für vier Familien finanziert. Energiespartips gab es gratis dazu. Damit sollte demonstriert werden, wie stark der Energieverbrauch einer Durchschnittsfamilie gesenkt werden kann. „eco direkt“ versteht sich auch als Durchgangsstation für Projektanträge, die dann an die entsprechenden Senatsstellen weitergeleitet werden.

Um die Solar-Preise möchte sich auch die gemeinnützige Gesellschaft „Atlantis“ bewerben. „Wir könnten uns eigentlich in jeder der Kategorien melden“, sagt Günther Kusidlow, der Pressesprecher. Nicht umsonst habe „Atlantis“ den ersten europäischen Solarpreis 1994 gewonnen. Bekannt seien sie vor allem für gelungene Kombinationen von Windkraftanlagen und Solartechnik, aber auch für Strategien zur beruflichen Qualifizierung. „An Ideen mangelt es uns wirklich nicht“, sagt Kusidlow. Kürzlich habe man die zehnte Berliner Windkraftanlage einweihen können und einen Abenteuerspielplatz fertiggestellt, der beispielsweise durch ein Windrad den Strom für seine eigene Beleuchtung erzeugt.

„Die Bewerbungsunterlagen für den Solar-City-Preis finden reges Interesse“, sagt Helga Pedrotti von „eco direkt“, „wir suchen aber für unsere anderen Projekte noch Partner in der Wirtschaft.“ Wegert, emzett und Herlitz haben schon Interesse an Zusammenarbeit signalisiert.

Teilnahmeunterlagen sind erhältlich bei: „eco direkt. Umweltaktionen für Berlin“ bei der Verbraucherzentrale, Telefon 214 85-215. Ursula Dohme

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