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Scharfmacher Bosch

■ Belegschaft in der Amazonasstadt Manaus ausgesperrt

MIT DEN PISTOLEROS AUF DU UND DU

Berlin (taz) - An den Werkstoren stehen Sondereinheiten der Polizei, bewaffnet mit Maschinenpistolen. Seit dem 2.Juli wird hier niemand mehr durchgelassen. Die 1.300 Beschäftigten des deutschen Elektromultis Bosch in der brasilianischen Urwaldmetropole Manaus sind ausgesperrt.

Der Gouverneur des Staates Amazonien hat angeordnet, daß die bewaffneten werkseigenen Sicherungskräfte durch Polizeikräfte verstärkt werden sollen. Denn offensichtlich geht es dem Konzern, der hauptsächlich Frauen zu einem minimalen Lohn in seinen Fabrikhallen beschäftigt, um ein Exempel: es ist der erste Streik seit Gründung des Zweigwerks und es soll offensichtlich auch, so macht das Management mit seiner harten Antwort klar, der letzte sein. In vielen Betrieben Brasiliens wurde in den letzten Monaten gestreikt. Aber nur in wenigen hat sich die Auseinandersetzung so zugespitzt wie in dem Zweigwerk des deutschen Elektromultis in Manaus.

Die Aussperrungsaktion des Bosch-Managements paßt zu dem zweifelhaften Ruf, den der deutsche Konzern in Brasilien genießt: gewerkschaftliche Rechte sind tabu, der Leistungsdruck ist hoch, Überstunden werden nach Aussagen von Arbeiterinnen durch Entlassungsdrohungen erzwungen. Entsprechend ist die Unzufriedenheit in der Belegschaft in den letzten Jahren ebenso gewachsen wie die gewerkschaftliche Organisierung. Die Arbeiterinnen von Bosch streiken seit dem 19.Juni. Ihre Forderung lauten nicht anders als die von Hunderttausenden, die ebenfalls in den letzten Wochen für Inflationsausgleich und die Einrichtung von Fabrikkommissionen demonstriert und gestreikt haben. Aber in kaum einem anderen Betrieb haben die Unternehmer derart konsequent mit Aussperrung geantwortet wie bei Bosch in Manaus.

Inzwischen haben sich einige Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen aus bundesdeutschen Bosch-Betrieben zusammengetan, um Unterstützung für die brasilianischen Bosch-Beschäftigten zu organisieren. Im Bosch-Betrieb Salzgitter wurde Geld für die Ausgesperrten gesammelt, und die IG-Metall-Verwaltungsstelle in Reutlingen, einem wichtigen Bosch-Standort, hat eine Solidaritätsadresse an den Amazonas geschickt. Die Ausgesperrten erhalten keinerlei Streikunterstützung von der Gewerkschaft. Um wenigstens in den dringendsten Notfällen helfen zu können, wurde inzwischen ein Solidaritäskonto für die streikenden und ausgesperrten Arbeiterinnen und Arbeiter von Bosch/Manaus eingerichtet:

Oliver Moses, Arbeitskreis Internationale Solidarität beim DGB-Kreis Stuttgart,

Kto.-Nr. 1048911200, Bank für Gemeinwirtschaft, Bankleitzahl 600 101 11.

cs/marke

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