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■ SpätkaufScharfe Halme

Fotobücher gibt es wie Sand am Meer – eins schöner als das andere. Aber dieser Bildband ist wirklich etwas ganz Besonderes, obwohl seit seinem Erscheinen schon einige Jahre vergangen sind. Steven Shore, 1947 in New York geboren, gehört zu den Großmeistern der zeitgenössischen amerikanischen Fotografie. Bekannt wurde er Anfang der siebziger Jahre durch seine Stadtansichten. Später hat sich Shore dann auf Landschaftsbilder spezialisiert, wobei er natürlich keinen herkömmlichen Fotoapparat verwendet, sondern eine Plattenkamera im Format 8x10 Inches. Dadurch werden seine Aufnahmen gestochen scharf – so scharf, daß man jeden einzelnen Grashalm zu sehen glaubt, wenn Shore aus der Entfernung einen Hügel fotografiert.

Bei Shore fangen die Flächen an, nervös zu vibrieren. Da erscheinen Bilder manchmal fast wie Skulpturen, jedenfalls ist die räumliche Illusion, die sie hervorrufen, von umwerfender Qualität. In gewisser Weise ist Shore Purist. Um während der Entwicklung möglichst wenig von dieser Schärfe zu verlieren, vergrößert Shore seine Abzüge nicht, sondern legt die etwa 20 mal 25 Zentimeter großen Negative zur Belichtung direkt auf das Fotopapier.

Und weil Shore auf solche Dinge nun mal gesteigerten Wert legt, sind auch die Abbildungen in dem Katalog, den der Westfälische Kunstverein Münster anläßlich einer Wanderausstellung von Shores Bildern 1994 herausgegeben hat, in demselben Format; was bewirkt, daß dieses Buch aus lauter Originalen besteht – oder dem zumindest sehr, sehr nahekommt. Ulrich Clewing

Steven Shore: „Fotografien 1973 bis 1993“. Zu beziehen über den Westfälischen Kunstverein Münster – Tel: (0251) 46 157 – oder bei Schirmer/Mosel, München, 132 Seiten, 88 Abbildungen, 48DM

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