Schalke gegen Bayern: In Taktik erstarrtes Halbfinale
Erst eine Einzelaktion von Arjen Robben in der 112. Minute brachte die Entscheidung nach langem taktischem Geschiebe. Bayern steht nun gegen Bremen im Finale.
GELSENKIRCHEN dpa/taz | Dank eines unwiderstehlichen Solo von Arjen Robben in der 112. Minute gewann der FC Bayern München am Mittwoch die niveauarme Halbfinalpartie beim FC Schalke 04 mit 1:0 (0:0). Damit treffen die Münchener am 15. Mai im Berliner Olympiastadion zum dritten Mal nach 1999 und 2000 auf Werder Bremen.
Mit dem verdienten Erfolg in der ausverkauften Arena gegen das Team ihres Ex-Trainers Felix Magath verschafften sich die Münchner womöglich auch einen kleinen psychologischen Vorteil für das Titelrennen in der Fußball-Bundesliga, in dem Bayern einen Punkt vor Schalke liegt. Denn beide Clubs stehen sich am 3. April in Gelsenkirchen im Kampf um Punkte erneut gegenüber.
"Wir waren heute die bessere Mannschaft und auch in der Extra-Zeit fitter als Schalke", sagte Matchwinner Robben, der von seinen Kollegen höchstes Lob erhielt. "Ein Wahnsinnstor. Wir sind froh, dass wir solche Leute haben", meinte Bastian Schweinsteiger, der selbst eine gute Partie ablieferte und kurz vor Schluss mit einem Krampf vom Feld musste.
Dagegen ließen die Schalker, die ihre zwölfte Final-Teilnahme verpassten, die Köpfe hängen. "Das darf uns nicht passieren. Wir hatten den absoluten Willen, aber am Ende hat einfach die Kraft gefehlt", gestand Abwehrspieler Heiko Westermann. "So ein Tor kurz vor Schluss ist bitter."
Die hohen Erwartungen an das Pokal-Duell der beiden Bundesliga- Topclubs wurden enttäuscht - stattdessen kamen Taktik-Fans voll auf ihre Kosten. Zum Start in ihre "Endspiel-Wochen" waren die Bayern eine Halbzeit lang die klar dominierende Mannschaft, versäumte es aber, die wenigen zwingenden Torchancen gegen die von Felix Magath betont defensiv eingestellten Gastgeber zu nutzen.
Schalke wagte sich erst im zweiten Durchgang etwas aus der Deckung und gestaltete das Spiel offener, doch eine wirkliche Bedrohung für die Münchner Abwehr stellten die zumeist harmlosen Angriffsbemühungen kaum dar.
"Das Spiel ist schlecht. Und ich glaube, das liegt am Platz", kritisierte Bundestrainer Joachim Löw. "Der ist für März in einem verheerend schlechten Zustand." Auf dem schwierigen Gelände konnte auch der eingewechselte Franck Ribéry seine Fußball-Kunst nur selten demonstrieren.
Das erste Achtungszeichen in einer von beiden Seiten verbissen geführten Partie setzten die Schalker durch Alexander Baumjohann. Der Ex-Münchner, nach seiner starken Vorstellung beim 2:2 in Hamburg überraschend als zweite Spitze aufgeboten, prüfte Jörg Butt mit einem Flachschuss aus 16 Metern (6.). Doch das gefälligere Offensivspiel zogen zunächst die Münchner auf: Erst verhinderte Manuel Neuer mit prächtiger Fußabwehr gegen Robben (10.) den Rückstand, dann scheiterte Miroslav Klose per Kopf (16.).
Auf weitere prickelnde Torraumszenen warteten die Zuschauer in der ersten Halbzeit vergebens, weil sich die kompakte Schalker Defensive allmählich besser auf das Angriffsspiel der Gäste einstellte. Eigene Offensivversuche der Gelsenkirchener hatten Seltenheitswert.
Seine erste Chance bekam Kevin Kuranyi erst in der 49. Minute nach einem Querschläger von Holger Badstuber serviert, doch Butt im Bayern-Tor ließ sich nicht überlisten. Auf der Gegenseite kam Thomas Müller (73.) nicht zum Zuge, wenig später wurde Klose vom eingewechselten Joel Matip am Einschuss gehindert.
Auch die Verlängerung brachte nur wenig Höhepunkte, bis Robben in der 112. Minute rechts übers halbe Feld an mehreren Schalkern vorbei bis an die Grundlinie sprintete, um sich dann Richtung Elfmeterpunkt in den Strafraum reinzudribbeln und abzuziehen. Keeper Manuel Neuer war zwar noch an Robbens Schuss dran, konnte den Ball aber nicht mehr am Tor vorbei lenken. Danach warf Schalke zwar alles nach vorn. Wirklich Zwingendes erspielte sich Magaths Team aber nicht mehr.
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