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Sauer macht's lustig

■ Rätsel um Kieler Atombeamten

Kiels Energieminister Claus Möller zeigte sich „sehr überrascht“, Ministerpräsidentin Simonis war „mehr als erstaunt“, und der Hamburger CDU-Umweltexperte Roland Salchow wittert einen „mysteriösen, aufklärungsbedürftigen Vorgang“. Kopfschüttelnd spekulieren die PolitikerInnen der Nordländer darüber, was den schleswig-holsteinischen Ministerialbeamten Gustav Sauer dazu trieb, sich für den Vorstandsvorsitz der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) zu bewerben.

Immerhin gilt der nun von Möller abgesetzte Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit als derjenige, der hinter den Ministeriumskulissen die Fäden zog, wenn es darum ging, die Widerinbetriebnahme der Riß-Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel mit Hilfe hoher Reperaturauflagen legal zu verzögern. Ein Sauer-Intimus hält die Bewerbung „für einen Witz“, des erklärten Atom-Gegners, bei dem sich dieser „gründlich verkalkuliert“ hätte.

Denn nachdem Sauer nach einem Gespräch mit Claus Möller seine Bewerbung am 7.Juli zurückgezogen hatte, nutzte die HEW in Person ihres Aufsichtsratsvorsitzenden Fritz Vahrenholt die Chance den Vorgang an die große Glocke zu hängen, um ihren ungeliebten Gegenspieler mit dem Befangenheitsargument loszuwerden. Sauer tappte in eine selbstgestellte Falle.

Die kühnste Erklärung des „Falls Sauer“ präsentierte unterdessen der Kieler FDP-Fraktionschef Eckehard Klug. Die von Sauer ausgeführten „Obstruktionspraktiken des Energieministeriums“ könnten den Zweck verfolgt haben, ein Interesse der HEW an seiner „Abwerbung“ zu fördern um sich so von einer „energiepolitischen Landplage“ zu befreien. Marco Carini

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