: Saudis angeschwärzt
Riads Botschafter über US-Bericht zur Verwicklung Saudi-Arabiens in den 11. September empört. Dabei sind die entsprechenden Passagen geschwärzt. Demokraten fordern deren Freigabe
WASHINGTON taz ■ Auf den am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht zu den Fehlern der US-Ermittlungs- und -Geheimdienstbehörden im Vorfeld der Anschläge vom 11. September haben die oppositionellen Demokraten mit scharfer Kritik reagiert. Da das Weiße Haus die offenbar brisanten Erkenntnisse von 27 Seiten nicht preisgeben wollte, in denen es im die Verwicklung Saudi-Arabiens geht, warfen sie der Regierung falsche Rücksichtnahme und Verschleierung vor. Der von einem gemeinsamen Ausschuss von Senat und Abgeordnetenhaus erstellte Report geht mit dem FBI und dem Geheimdienst CIA hart ins Gericht.
Der Bericht nimmt erneut die dubiose Rolle Saudi-Arabiens bei der Terrorfinanzierung ins Visier und wirft der Regierung in Riad mangelnde Kooperation mit den USA nach den Anschlägen vor. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen dem Königreich und den USA werden somit auf eine weitere Belastungsprobe gestellt.
Umgehend wies Saudi-Arabien die Anschuldigungen, das Land sei in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt gewesen, energisch zurück. Es habe nichts zu verbergen, sagte Prinz Bandar bin Sultan, saudi-arabischer Botschafter in Washington. „Gerüchte, Anspielungen und Unwahrheiten“ seien aber inzwischen „an der Tagesordnung“, kritisierte er. „Auf geschwärzte Seiten können wir nicht antworten.“ Die entsprechenden Passagen in dem 800-Seiten-Bericht seien nur deshalb geschwärzt worden, weil sie nicht untermauert hätten werden können.
Die Demokraten drängen US-Präsident George W. Bush, Informationen über die Verwicklung Saudi-Arabiens offen zu legen. „Der Schleier der Geheimhaltung über eine mögliche saudische Komplizenschaft muss gelüftet werden“, mahnte der Abgeordnete Eliot Engel. Informationen über das Treffen eines saudi-arabischen Agenten mit zwei Flugzeugentführern seien geschwärzt worden.
Der New Yorker Senator Charles Schumer fordert, Saudi-Arabien nicht länger zu „verschonen“. „Wir wissen, dass dort Terroristen frei rumlaufen und sie Millionen Dollar für Selbstmordattentäter und ihre Familien beschaffen.“
Hinterbliebene der Terroropfer vom 11. September hatten vergangenes Jahr wegen der Finanzierung der Anschläge gegen Mitglieder des saudi-arabischen Königshauses Klage eingereicht. Opferanwalt Jean-Charles Brisard sieht sich durch den Bericht bestätigt: Das Papier beweise die „bedeutende Rolle, die saudi-arabische Agenten spielten“.
MICHAEL STRECK
brennpunkt SEITE 3