Saudi-Arabien: Vier Zivilisten sterben bei Unruhen
Im schiitischen und ölreichen Osten Saudi-Arabiens starben seit Montag vier Zivilisten bei Unruhen. Das Innenministerium macht "ausländische Planung" für den Aufruhr verantwortlich.
RIAD dpa | Bei Unruhen im ölreichen Osten Saudi-Arabiens sind seit Montag vier Zivilisten ums Leben gekommen. Das berichtete das Innenministerium in Riad am Donnerstag. Neun weitere Menschen seien bei den Ausschreitungen in Al-Katif verletzt worden, darunter eine Frau und zwei Angehörige der Sicherheitskräfte.
Zwei junge Männer aus der Region, in der vorwiegend Schiiten leben, wurden bei einer Demonstration erschossen. Zwei weitere starben nach Angaben des Ministeriums, als "unbekannte Kriminelle" während der Trauerfeier für einen der Getöteten auf die Sicherheitskräfte schossen, die dann das Feuer erwiderten.
Das Ministerium erklärte, der "Aufruhr" sei das Ergebnis "ausländischer Planung". Damit ist nach Einschätzung von Beobachtern das schiitische Regime im Iran gemeint. Das saudische Herrscherhaus, das wie die Mehrheit der Bewohner des Königreichs der sunnitischen Glaubensrichtung angehört, wirft dem Iran schon seit längerer Zeit vor, er versuche, die schiitische Minderheit in der Ostprovinz aufzuwiegeln. In dem Gebiet liegen die Ölreserven des Landes.
Aktivisten, die im Internet Fotos und Videos von Ausschreitungen in der Ortschaft Al-Awamija veröffentlichten, warfen der Herrscherfamilie vor, sie habe zur Eskalation der Lage beigetragen, da sie auf die seit Monaten immer wieder vorgebrachten Forderungen der Demonstranten nicht reagiert hätten. Anfang dieses Jahres hatten Demonstranten bei Protesten in der Region die Freilassung von Gefangenen gefordert, die nach dem Anschlag in Chobar 1996 festgenommen worden waren, bei dem 19 Soldaten der US-Luftwaffe umgekommen waren. Sie kritisierten, dass die Gefangenen ohne Anklage festgehalten würden.
Nach Festnahmen in den vergangenen Monaten änderten sich jedoch die Slogans der Demonstranten, die zunächst noch "Keine Sunniten, keine Schiiten, alle gehören zum Islam" gerufen hatten. Auf den neuesten Video-Aufnahmen, die nach Angaben der Aktivisten diese Woche aufgenommen wurden, rufen sie: "Der Tod für (die Herrscherfamilie) Al-Saud" und "Nieder mit Mohammed bin Fahd" Al-Saud, dem Prinzen und Gouverneur der Ostprovinz.
Leser*innenkommentare
suswe
Gast
Ich glaube erst an schiitische Urheber, wenn es mehr Hinweise darauf gibt. Eher ist es der innerlich marode Zustand der Emitate, der den arabischen Umsturz hervorruft.
Abraxi
Gast
Die Regierung schießt auf "ihr Volk", so die Kriegsbegründung gegen Libyen. Fliegen nun taz-Bomber über Riad?
axel
Gast
Und die Bundesregierung fordert sofort und entschieden die Einhaltung der Menschenrechte, Verzicht auf Gewalt seitens der Staatsorgane und verhängt ein Waffenembargo (womit auch die Lieferung der LeopardII-Panzer hinfällig wird) - schön wärs.
Wissen doch viele, daß die deutsche Bundesregierung in Punkto Menschenrechte "differenziert", und Bündnispartner wie das despotische und frauenverachtende Königreich Saudi-Arabien oder die brutalen Machthaber im Yemen oder Bahrain sich kaum der öffentlichen Kritik seitens Merkel und Co ausgesetzt sehen. Strategische und Wirtschaftsinteressen gehen bei diesen "Bündnispartnern" eben vor und dienen zur Entschuldigung einer heuchlicherischen Außenpoltik.