piwik no script img

Satire oder RassismusTanzende Putzfrauen

Der neue Imagefilm des Hamburger Uni-Asta verärgert studentische Hochschulgruppen. Sie werfen dem Film "Rassismus" und "Sexismus" vor

Putzfrauen in "Inside Asta": Lustig finden das nicht alle.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität hat Ärger mit studentischen Hochschulgruppen. Anlass ist ein neuer Imagefilm, der den Asta bei den Studierenden, die er ja eigentlich vertritt, bekannter machen sollte.

"Der Film reproduziert rassistische Muster", sagt Ralph Henke von der Hochschulgruppe Black Students Network. Er fordert eine offizielle Entschuldigung sowie den sofortiger Rücktritt des Asta-Kulturbeauftragten Timo Hempel, der für den Film verantwortlich ist.

Der Imagefilm, Titel: "Inside Asta", beginnt mit der Einblendung des Kuppelsaals der Universität. Es ist früh am Morgen, man hört Gospelmusik. Scheinbar sind um diese Zeit nur schwarze Putzfrauen in, wie es im Film heißt, "folkloristischer" Kleidung an der Uni.

Singend und tanzend beginnen sie ihre Arbeit, als Mitarbeiter des Asta den Hörsaal betreten. Sie legen Flyer aus, gegen den Widerstand der energischen Putzfrauen. "Die tapferen Asta-Mitarbeiter lassen sich auch von den Werktätigen nicht aufhalten", heißt es im offenbar lustig gemeinten Film.

Kommentiert wird das Geschehen von dem Schauspieler Karl-Heinz Hassel, der die Zuschauer über den Campus führt. In einer Szene wird ein Obdachloser gezeigt, der in einer Mülltonne wühlt. Am Ende wird Hassel von zwei Schweizer Studentinnen angehimmelt ("Das ist doch der Kommissar"). Sie haken sich bei ihm ein, und sie gehen in ein Café.

"Der Film hat keinen Informationsgehalt", sagt Henke vom Black Students Network. Ihn stört vor allem die Darstellung der Putzfrauen: "Die Putzfrauen sind schwarz, primitiv und haben Tücher um den Kopf gewickelt, die Asta Mitarbeiter werden im Film als gut gekleidet, fleißig und gebildet dargestellt."

"Der Asta hat eigentlich die Funktion politisch verantwortungsbewusst zu handeln", sagt Do. Gerbig von der Hochschulgruppe AG Queer Studies. Diese Aufgabe sei "leider weit verfehlt" worden. Außer der Szene mit den Putzfrauen kritisiert sie die "sexistische Darstellungsweise von Frauen" und "die Stereotypisierung von Obdachlosen". Die Inszenierung von sozial schlechter gestellten Gruppen zeige, was für eine Gesinnung im Asta herrsche.

Der Asta-Sonderbeauftragte für Kultur, Timo Hempel, weist die Vorwürfe zurück. Bei dem Film handele es sich eindeutig um Satire. "Die Klischees sind mit voller Absicht gesetzt worden, der Film ist nicht ernst gemeint, selbst der Asta wird auf die Schippe genommen", so Hempel. "Wenn Vorurteile klar erkenntlich überspitzt und sterilisiert dargestellt werden, kommuniziert der Film die Absurdität des Gezeigten und beschreibt damit sein differenziertes Gegenteil."

Wieviel der Imagefilm gekostet hat, ist nicht bekannt - dabei ist der Asta verpflichtet, die Höhe der Fördermittel offenzulegen. Die SDS-Hochschulgruppe schätzt die Summe auf 10.000 Euro.

Der Asta hat die Videos im Internet sperren lassen, auf denen die Premiere des Kurzfilms im Altonaer Theater zu sehen ist - die Vorführung wurde von zahlreichen Zwischenrufen und lautstarken Kommentaren begleitet. In Kürze soll der Film aber auf der Homepage des Asta veröffentlicht werden.

Trotz der Kritik aus den Hochschulgruppen hält der Asta an seinem Plan fest, den Imagefilm künftig Erstsemestern vorzuführen. "Viele Studierende wissen ja gar nicht, was der Asta macht", sagt der Kulturbeauftragte Hempel. "Diesen Zustand wollen wir ändern."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

7 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • R
    Realität

    Ach kommt, was soll die Aufregung ... als hätte irgendein Asta irgendwo jemals das getan, wofür er gewählt wurde. Partys, bei denen merkwürdigerweise viele Getränkekisten in den Autos der Asta-Leute verschwinden, merkwürige Förderungen von Projekten von persönlichen Freunden von den Vertretern etc.

    Schafft den Krempel ab und gebt den Studenten lieber einmal im Monat 'nen kostenlosen Kaffee, davon haben sie mehr.

  • HH
    Hans Hoffmann

    Die Videodokumentation der Premiere des AStA-Imagefilms im Abaton Kino am 03.02.2011 steht jetzt hier als Video online:http://vimeo.com/19704776

     

    weitere Kritiken auf: http://stupanews.wordpress.com/

  • K
    Kultur

    Dieser Hempel hat es sich jetzt schon ganz schön ´verscherzt´. Interessant, dass er jetzt schon mehr formulieren muss, um sein "urgewaltiges" Werk zu verteidigen. Das es alles nur "liebevoll" gemeint sei, nützt ihm jetzt auch nichts mehr. Niemand will seine Liebe. Und wenigstens war er so egoman am Anfang als Statist durchs Bild zu laufen, damit alle wissen, wers verbrochen hat. Lieber Timo, wir werden alle Versuche diesen Film zu zeigen abfangen, so wie du "jede Kugel fängst" die du abbekommen sollst.

  • K
    Kopfschütteln

    Dafür haben die 8.000-10.000 Euro ausgegeben? Der ist ja noch schlechter als der CDU-Wahlkampf-Spot... bleibt die Frage, ob Herr Hempel daran mitverdient hat.

  • FP
    FSR Physik

    Wir haben den Film gesehen, und wir werden ihn auf keinen Fall in unserer Orientierungseinheit für Erstsemester zeigen.

     

    Die platte Aneinanderreihung von Klischees ist weder witzig, noch hat sie irgendeinen Informationsgehalt.

     

    Schade, dass so viel Geld (mindestens 8500€) für die Profilierungssucht eines Kahrs-Anhängers ausgegeben wird. Ärgerlich, dass so viele Gruppen, schwarze Kolleginnen und Kollegen ebenso wie engagierte Kommiliton_innen, so negativ dargestellt werden. Den Film kann nur "witzig" finden, wer Zynismus für überlegen hält.

     

    Wir werden tun, was wir können, damit die Verfasste Studierendenschaft demnächst bessere Schlagzeilen macht :)!

  • S
    Stephanie

    Leider heißt es im Film nicht

     

    "Die tapferen Asta-Mitarbeiter lassen sich auch von den Werktätigen nicht aufhalten",

     

    sondern es ist noch schlimmer: Hassel spricht über Asta-Mitarbieter_innen, die

     

    "sich der Urgewalt von Werktätigkeit und Folklore entgegenstellen".

     

    Die Aussage von Hempel, man wolle über die Asta-Arbeit informieren, ist auch sehr witzig: Der Film enthält ca. 2,5 Informationen über die Asta-Arbeit auf 8:30 Minuten Film. Dafür an die 10.000 Euro auszugeben finde ich ein mal wirklich dekadentes Kosten-Nutzen-Verhältnis...

  • A
    Astafari

    hier erstmal das Video der Abaton-Vorführung:

     

    http://www.veoh.com/browse/videos/category/activism_non_profit/watch/v20777592NcBPx927

     

    Unverstandener Humor??

    Ich erkenne nur die Selbstentlarvung einer Mentalität, die in Stereotypen denkt und diese reproduziert.

     

    Was hat der "Spaß" eigentlich gekostet?