Satire im NRW-Wahl-O-Mat: Mehr Menschlichkeit für Sachsen
Lustiger Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen: Die Partei mischt mal wieder die politische Landschaft auf – diesmal im Wahl-O-Mat.
Potenzial bot ihnen dafür der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung zur NRW-Wahl. Einen neuen Fluss neben dem Rhein fordert der NRW-Landesverband da beispielsweise: den „Rhaus“. Den könne man dann vertiefen und so die Diskussion um die Modernisierung der Schifffahrt auf dem Rhein beenden.
Desweiteren punktet die Partei, die 2004 von Redakteuren des Satire-Magazins Titanic gegründet worden war, mit genereller Ablehnung aller Ideen der SPD, denn die funktionierten „natürlich nicht“.
Besonders abgesehen hat es die Partei aber auf AfD-Themen – und zieht sie ins Lächerliche. So stimmt sie der Aussage, dass das Land Projekte zur Integration von Migrant_innen fördern solle, zwar zu, allerdings nur unter einer Bedingung: „Ausgenommen sind Migrantinnen und Migranten aus kulturfremden Gebieten wie Bayern, Schwaben oder Ostdeutschland.“
Ähnlich hält es die Partei mit Abschiebungen. Während die AfD schnellstmögliche Rückführungen fordert, schlägt die Partei vor, Geflüchtete nach Bayern und Sachsen abzuschieben, denn dort werde „mehr Menschlichkeit gebraucht“.
Derartige Antworten steigern den Unterhaltungsfaktor des Wahl-O-Mats erheblich. Der beliebte Online-Test gibt seit 2002 Entscheidungshilfen bei Landes- und Bundestagswahlen. Derzeit kann man seine Kompatibilität mit den antretenden Parteien für die kommenden Wahlen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein testen, ab dem Spätsommer wird wohl auch ein Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl zur Verfügung stehen.
„Investieren? in NRW?“
Für den läuft sich die Partei gerade warm, könnte man meinen. Wie gut sie sich bundesweit mit Sticheleien gegen Süd- und Ostdeutschland behaupten kann, bleibt abzuwarten. Gerade die Forderung nach dem Wiederaufbau der Mauer zählt zu einer der provokativsten Ideen der Partei.
Da Spaß an Provokation aber eine ihrer Hauptmotivationen zu sein scheint, bleibt sich die Partei NRW im Wahl-O-Mat treu, zum Beispiel beim Thema Braunkohle. Den sofortigen Ausstieg unterstützen nur die Grünen. Die Partei gibt sich kompromissbereit: „Wir sollten erstmal die ehemalige DDR leer plündern bevor wir uns selbst den Boden unter unseren Füßen wegbaggern.“
Da die Partei gerne in alle Richtungen ausholt, ist letztlich keine Bevölkerungsgruppe vor den Satiriker_innen sicher – und auch das eigene Bundesland kommt nicht ohne Seitenhieb davon. So wird eine These zum Thema Privatinvestoren von der Partei sofort als lachhaft abgewiesen: „Investieren? in NRW? *lol*“
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