Satire gegen Vergewaltigungen in Indien: Frauen sind selbst schuld!

Eine indische Komikergruppe karikiert verbreitete Begründungen, mit denen Frauen für Vergewaltigungen verantwortlich gemacht werden.

Screenshot aus dem Video. Bild: http://www.youtube.com/watch?v=8hC0Ng_ajpY

BERLIN taz | „Seien wir ehrlich, Damen – Vergewaltigungen sind eure eigene Schuld! Denn es fängt mit eurer Kleidung an. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Frauen, die Röcke tragen, die Hauptursache von Vergewaltigungen sind. Wisst ihr warum? Weil Männer Augen haben!“

So beginnt ein Video der indischen Komikergruppe All India Bakchod (AIB), das innerhalb einer Woche bei YouTube mehr als 1,5 Millionen Mal geklickt wurde und seitdem auf dem Subkontinent für großen Gesprächsstoff sorgt.

In dem dreieinhalbminütigen Film erklären die in Indien bekannte Schauspielerin Kalki Koechlin und die Moderatorin Juhi Pandey die verbreiteten und meist straflos erfolgenden sexuellen Angriffe auf Frauen freundlich lächelnd mit genau den Argumenten, die Opfer immer wieder von konservativen Männern zu hören bekommen.

Darunter: Wer das Elternhaus nicht verlässt, wird auch nicht vergewaltigt. Oder Frauen sollten keine Mobiltelefone haben, weil sie sich dann nicht draußen verabreden könnten. Oder das chinesische Gericht Chowmein wirke sich auf die Hormone der Frau aus, was Vergewaltigungen begünstige. Oder Kinofilme seien Schuld, weil Frauen darin aufreizend auf Männer wirkten.

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Vergewaltiger sind wie Brüder

Aufs Korn wird auch der Hinweis eines Gurus genommen, Frauen könnten Vergewaltigungen sofort beenden, wenn sie die Täter nur mit Bhaya („Bruder“) ansprechen würden. Im Verlauf des Filmchens zeigen die Körper der stets unschuldig lächelnden Schauspielerinnen immer deutlichere Gewaltspuren. Aber daran sind sie natürlich selbst schuld, wie sie freimütig bekennen.

Auch das Gegenargument, dass die Vergewaltiger doch schließlich alles Männer seien, wird durch grandiose Logik erschüttert. Wurde diese Männer nicht alle von Frauen geboren?

Die Absurdität dieser weit verbreiteten Argumente gipfelt im Satz: „Keine Frauen, keine Vergewaltigungen“. Oder eben anders ausgedrückt: „Es ist meine Schuld“, wie am Ende zahlreiche Frauen in die Kamera sagen.

„Keine Frauen, keine Vergewaltigungen“

Im vergangenen Dezember war eine 23-jährige Studentin in der Hauptstadt Neu-Delhi von mehreren Männern in einem Bus äußerst brutal vergewaltigt worden. Später starb sie an ihren Verletzungen. Der Fall hatte zu einem öffentlichen Aufschrei mit Massenprotesten geführt. Die Täter wurden kürzlich zum Tode verurteilt. Doch in den letzten Monaten ist kaum eine Woche vergangen, in dem die endlich stärker für das Thema sensibilisierten indischen Medien nicht über neue Vergewaltigungsfälle berichteten.

Doch zugleich sind die Medien auch voller Äußerungen konservativer Männer, welche die Frauen verantwortlich machen. Die Absurdität dieser Argumente macht der Clip auf herrliche Art deutlich.

Durch die satirische Überspitzung bleibt einem manchmal das Lachen im Hals stecken. Doch das hat genau den erwünschten aufrüttelnden Effekt. Die Zuschauer sollten sich beim Anschauen der Begründungen „unwohl“ fühlen, ohne mit erhobennem Zeigefinger belehrt zu werden, sagte AIB-Ko-Gründer Gursimran Khama in einem Interview.

Wegen des unerwartet großen Erfolgs des englischsprachigen Clips soll dieser jetzt auch in Hindi und andere indische Sprachen übersetzt werden.

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