Samstagskrimi im ZDF: Nerviger Kleinkrieg
Die deutsch-schwedische Reihe „Der Kommissar und das Meer“ scheint nach 29 Episoden auserzählt. Wie so oft ist wieder eine Frau Mordopfer.
Weil der „Tatort“ an diesem Sonntag zu viel Nervenkitzel für den gestressten Autor versprach (kleiner Scherz!), sollte es der Samstagskrimi im ZDF sein. Weil das Abwechslung und Kontemplation erwarten ließ. Spielt die Krimi-Reihe „Der Kommissar und das Meer“ doch ebenda: auf der von Ostseewasser umspülten schwedischen Insel Gotland. Was an sich schon eine heikle Angelegenheit ist, kann Kriminalhauptkommissar Robert Anders (Walter Sittler) bekanntlich mit Wasser überhaupt nichts anfangen. Warum, klärt diese allerletzte Folge der Reihe auf.
„Stimmt es, dass Sie das Meer nicht mögen?“, fragt denn auch die neue Kriminalhauptkommissarin Anna-Maja Haglund (Maria Alm Norell) bei der Autofahrt zum Fundort einer Leiche – und erntet genervten Blick und Schweigen. Nicht ganz klar ist die Rolle der Neuen, die aus Stockholm kommt: Sie soll wohl das Team verstärken. Das aber findet Anders erstens unnötig und zweitens verdächtig: Wollen seine Chefs mit der Kollegin etwa einen jüngeren Ersatz für ihn installieren?
Aus diesem Plot entspinnt sich ein eineinhalbstündiger Kleinkrieg, der auf Dauer nervt und vorhersehbar ist, so wie die Ermittlungen.
Warum müssen eigentlich immer Frauen die Mordopfer sein? In diesem Fall handelt es sich um die Ex-Frau des Kommissars: Line Anders (die tolle Paprika Steen) lebte nach ihrer Trennung viele Jahre in Afrika, um dort in einem Krankenhaus als Hebamme zu arbeiten. Sie ist plötzlich auf Gotland aufgetaucht und wollte sich wohl mit ihrem Ex-Mann treffen. Doch dazu kam es nie …
Ein paar Monate gehen ins Land: Robert Anders erkennt schnell, dass es sich bei der bereits stark verwesten Leiche um seine Ex-Frau handelt. Er verheimlicht das und sucht unter seinen alten Kolleg:innen Verbündete, es kommt zu Loyalitätskonflikten. Dass das nicht lange gut gehen kann, ist klar. Die Dienstaufsicht kommt ins Spiel, seine Suspendierung, und schon ist der Kriminalhauptkommissar selbst der Verdächtige, taucht unter und ermittelt fröhlich weiter.
„Der Kommissar und das Meer – Woher wir kommen, wohin wir gehen“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
Das alles kann man sich halbwegs gut anschauen, wenn einem Filmware wie „Inspector Barnaby“ oder der „Usedom-Krimi“ gefällt.
Sagen wir mal so: Die deutsch-schwedische Reihe, erstmals 2007 ausgestrahlt, hat es mit dieser Folge auf 29 Episoden gebracht – und scheint auserzählt. Wenn er es richtig überlegt, sinniert der Hauptdarsteller am Ende, „dann war ich schon zu lange Polizist“. Tja, dem ist nichts hinzuzufügen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen