Salzwasser im Untergrund: Kali und Salz darf weitermachen
Der Kali- und Düngemittelkonzern Kali und Salz darf weiter Abwässer in den Untergrund verpressen. Umweltschützer protestieren.
Um aus dem abgebauten Rohsalz das wertvolle Kalium herauszuwaschen, wird viel Wasser benötigt. Übrig bleibt stark salziges Abwasser – nach Angaben des Unternehmens sieben Millionen Kubikmeter pro Jahr.
Bis die alte Genehmigung endete, wurde laut Konzernsprecher Michael Wudonig ungefähr die Hälfte davon, also etwa 3,5 Millionen Kubikmeter, in den Untergrund verpresst. Alles, was darüber hinaus geht, sei in die Werra eingeleitet oder in stillgelegten Bergwerken zwischengelagert worden.
Weil nur so viel Abwasser in die Werra geleitet werden darf, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden, darf in trockenen Jahren weniger eingeleitet werden. Dann führt der Fluss wenig Wasser und kann das Salzwasser weniger verdünnen. K+S baut deshalb eine Anlage, um wirtschaftlich wertvolle Salze aus dem Abwasser herauszufiltern. Damit soll die Abwassermenge um 1,5 Millionen Tonnen auf insgesamt 5,5 Millionen Tonnen reduziert werden. Nach Angaben des Konzerns wird durch die Verpressung in den Untergrund das Trinkwasser nicht gefährdet: Die Ergebnisse eines Grundwassermodells zeigten, dass nachteilige Wirkungen ausgeschlossen werden können.
Grundwasser bedroht?
Das bezweifelt Thomas Norgall vom BUND Landesverband Hessen stark: „Im gesamten Werra-Raum steigt das Wasser, das bereits in den Untergrund geleitet wurde, auf und verbreitet sich auch in alle Richtungen.“ Dadurch könne die Trinkwasserversorgung gefährdet werden. Schon seit über 100 Jahren wird das Abwasser aus der Salzgewinnung in den Untergrund verpresst. „Früher hat man gedacht, dass das nicht aufsteigt“, erklärt Norgall.
Selbst bei einem sofortigen Stopp der Versenkung käme laut dem BUND es zu einem weiteren Anstieg der Salzkonzentration im Grundwasser. „Jeder Tropfen Salzwasser, der in den Untergrund verpresst wird, gefährdet die Trinkwasserversorgung und ist deshalb ein Tropfen zu viel“, sagt Jörg Nitsch, stellvertretender Bundesvorsitzender des BUND. K + S habe eine weitere Hilfestellung der Hessischen Landesregierung bekommen.
Der BUND kritisiert, dass das Grundwassermodell, das K+S für die Einschätzung der Grundwassergefährdung nutzte, mangelhaft sei – trotzdem habe die Regierung die Genehmigung erteilt.
Schon seit Jahren kämpfen Umweltschützer gegen die Einleitung des Salzwassers in den Untergrund und in die Werra. Sie gilt als der salzigste Fluss Europas. Süßwasserfische finden dort keine Lebensgrundlage mehr. Schäden entstehen auch an Brücken. Um Rost zu vermeiden, muss Spezialstahl eingesetzt werden, und die dafür anfallenden Kosten trägt die Allgemeinheit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ministerpräsident in Thüringen gewählt
Mario Voigt schafft es im ersten Versuch
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“