Saisonauftakt in der NFL: Das Glück im Nacken
Nach langem Arbeitskampf spielen sie doch wieder: Zum Auftakt der NFL-Saison bieten die Green Bay Packers und die New Orleans Saints ein wildes Touchdown-Spektakel.
Ungefähr 14 Millionen Arbeitslose gibt es in den USA. Mit 447 Milliarden Dollar will Barack Obama die Konjunktur ankurbeln. 73.000 Menschen in Wisconsin hat das nicht interessiert. Als der Präsident vor dem Kongress seinen "American Job Act" vorstellte, war man im hohen Norden des Landes gerade dabei, eine sehr amerikanische Tradition aufleben zu lassen.
Während Obama sprach, wurde auf dem Parkplatz vor dem Lambeau Field, der Heimstätte der Green Bay Packers, gerade gegrillt, getrunken, gefeiert, war also das sogenannte Tailgating, das vor jedem Football-Spiel stattfindet, in vollem Gang. Kaum hatte der mächtigste Politiker der Welt seine Rede beendet, schritt das beste Football-Team der Welt aufs Spielfeld und begann die neue Spielzeit der NFL mit einem 42:34-Erfolg gegen die New Orleans Saints.
Football ist wieder da, und wie wichtig das ist in den USA, zeigt schon die Tatsache, dass das Weiße Haus sich bemüßigt fühlte, offiziell zu verkünden, dass Obama seine Rede vor dem Kick-off beenden würde.
Das der amtierende Super-Bowl-Champion die neue Saison mit einem vorgezogenen Heimspiel eröffnen darf, das hat Tradition in der NFL. Doch dass diese Saison, deren erster Spieltag am Sonntag mit den restlichen Partien vervollständigt wird, überhaupt stattfindet, das war angesichts des erst kürzlich beigelegten Arbeitskampfs nicht unbedingt vorauszusehen gewesen.
Da traf es sich hervorragend, dass die Eröffnungspartie zur Gala geriet. Packers und Saints boten ein flottes Spiel mit zehn Touchdowns, spektakulären Angriffszügen und einem hochdramatischen Verlauf: Noch in der letzten Sekunde hatten die Saints die Chance, das Spiel zu drehen, aber brachten das Lederei aus einem Yard Entfernung nicht über die Ziellinie.
"Ein großartiges Spiel - zum Anschauen"
42 Punkte, so viel hatten die ruhmreichen Packers in einer Auftaktpartie zum letzten Mal im Jahr 1919 erzielt. Eine bessere Werbung als diese Offensivgala am wohl traditionsreichsten Ort der Profi-Football-Geschichte hätte sich die NFL gar nicht wünschen können. Schließlich stand die reichste Liga der Welt kurz davor, den Betrieb in diesem Jahr gänzlich einzustellen. Dem nahezu sechs Monate dauernden Arbeitskampf fiel ein Großteil der Trainingslager und Vorbereitungsspiele zum Opfer.
Vor allem Ligafrischlinge und Neuzugänge hatten kaum Zeit, sich in die oft mehrere hundert Seiten starken Playbooks einzuarbeiten, in denen die Trainer die Spielzüge für die Angriffs- und Verteidigungsformationen bis in den letzten Laufmeter festzulegen pflegen. "Das war ein großartiges Spiel - zum Anschauen", fand denn auch ein ironischer Mike McCarthy, "unsere Fans sind glücklich, das Fernsehen ist glücklich."
Nur der Chefcoach der Packers wirkte angesichts der vielen Fehler, die das Spektakel erst möglich gemacht hatten, gar nicht so glücklich.
Man darf vermuten, dass auch die NFL glücklich ist. Die Positivwerbung war nötig, nachdem das Image der Liga unter der Auseinandersetzung zwischen superreichen Klubeignern und schwerreichen Profis um einen neuen Tarifvertrag gelitten hatte.
Außerdem droht der NFL nun auch noch ihr größter Star abhanden zu kommen. Musste sich doch Peyton Manning am Donnerstag zum dritten Mal innerhalb von 19 Monaten am Nacken operieren lassen. Ob der Quarterback in dieser Saison noch einmal für seine Indianapolis Colts wird spielen können, ist unsicher. Auch ob der 35-Jährige Vorzeigeprofi überhaupt in alter Stärke zurückkommen kann, gilt als fraglich.
Immerhin muss sich Präsident Obama keine Sorgen um Manning machen: Der fiel den Sozialkassen kaum zur Last, sein Jahreseinkommen wird auf mehr als 30 Millionen Dollar geschätzt.
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