: Säbelrasseln mit Raketen
SÜDCHINESISCHES MEER Die Stationierung erster chinesischer Raketen auf einer umstrittenen Insel dürfte den Territorialkonflikt weiter anheizen
Laut Taiwans Verteidigungsministerium stationierte China auf Woody Island (chinesisch: Yongxing Dao) Luftabwehrraketen. Zahl und Zeitpunkt blieben offen. Laut Fox wurden zwei Batterien Boden-Luft-Raketen HQ-9 mit 200 Kilometer Reichweite vergangene Woche stationiert. China hatte bisher erklärt, die Region nicht für militärische Zwecke nutzen zu wollen.
In den letzten Monaten hatten die USA in der Region zwei Kriegsschiffe und einen Bomber an von China künstlich aufgeschütteten Inseln passieren lassen. Damit sollte das Recht auf freie Luft- und Schifffahrt unterstrichen werden. Indirekt wurden so Chinas Hoheitsansprüche in Frage gestellt und die Anrainer zum Widerstand gegen China ermuntert. Peking fühlte sich provoziert.
Woody ist die Hauptinsel der Paracel. Diese Inseln im Südchinesischen Meer, das in Vietnam offiziell Ostmeer und in den Philippinen Westphilippinische See heißt, werden auch von Taiwan und Vietnam beansprucht. 1956 hatten Südvietnam und China jeweils Teile der Paracel besetzt. 1974, in der Endphase des Vietnamkrieges, eroberte China die von Südvietnam gehaltenen Inseln.
In den letzten Jahren ist China im Südchinesischen Meer zunehmend aggressiver aufgetreten. Peking beansprucht für sich 90 Prozent der Region bis kurz vor die Küsten der anderen Anrainer. Umstritten sind dabei auch die Spratly-Inseln. Sie werden außer von China ganz oder teilweise auch von den Philippinen, Taiwan, Malaysia, Vietnam und Brunei beansprucht und mehrheitlich von Vietnam kontrolliert. Viele der Inseln sind eher Riffe, die nur bei Ebbe auftauchen.
Das Südchinesische Meer ist derzeit der größte Konfliktherd der Region. Ein Grund ist, dass dort große Öl- und Gasvorkommen vermutet werden. Die Gewässer sind sehr fischreich. Zudem geht es zwischen den USA und China letztlich um die Vorherrschaft in Fernost.
Chinas Raketen sind ein Affront für US-Präsident Barack Obama. Der hatte am Montag und Dienstag die Staatschefs der zehn südostasiatischen Staaten nach Kalifornien geladen. Aus US-Sicht ging es vor allem darum, sie stärker zu einer einheitlichen Haltung gegen Chinas Gebietsansprüche zu bewegen. Das gelang aber nicht. In der Abschlusserklärung wurde zwar zu friedlicher Konfliktlösung aufgerufen, China aber nicht mal erwähnt. Sven Hansen
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